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lllig: Der Traum als Prophet, Künstler und Tröster.

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Triumphe feierte, sondern wo ein mehr hellseherisches Erkennen das nichtlineare
Raumzeitliche in Einem aufnehmen könnte, wo das lebendige innere
Getriebe auch der toten Materie erschiene, wo die ganze Watur vom Menschen
selbst aus seinem eigenen Wesen erkannt und verstanden und damit das Zeitalter
der wahren Magie, Astrologie, kurz, das Zeitalter einer vertiefteren, wenn
auch schwere Gefahr in sich bergenden Naturwissenschaft anbrechen würde.

Der Traum als Prophet Künstler und Tröster.

Von Johannes 111 i g, Göppingen.

Traum und Traumdeutung haben jeweils alle Phasen der Geistesgeschichte
getreulich mitgemacht. Sie stiegen an Wert und Bedeutung in den Zeilen
romantischer Geisteseinstellung und sanken vor jeder Art der mit ihr abwechselnden
rationalen Einstellung wieder zurück auf den Nullpunkt. Eine schein«
bare Ausnahme hat die jüngste Periode des materialistischen Rationalismus gemacht
, sofern sie uns durch Sigmund Freud die Psychoanalyse brachte, die der
Traumdeutung gänzlich neue Perspektiven eröffnete und dem Traumleben damit
einen neuen Werl gab. Aber diese neue Wissenschaft wurde mit einem
offensichtlichen, dem Zeilgeist entstammenden Mangel zur Welt geboren: sie
venu einte die kompliziertesten Vorgänge des seelischen Lebens in einfache
Mechanismen auflösen zu können. Sie hat darum auch im Laufe der Jahr®
schon manche Wandlungen erfahren müssen, onne sich trotz aller Wertung
ihrer Teilergebnisse bis jetzt zu einer gesicherten und beherrschenden Position
hindurcharbeiten zu können. Die der Psychoanalyse noch anhaftenden Mängel
fühlt am empfindlichsten der Parapsychologe, der die nicht alltäglichen Vorgänge
aus den Grenzgebieten des Seelenlebens vor ihr Forum bringt und sie um
ihre Deutung fragt. So sah sich Th. Flournoy in „Die Seherin von Genf"
(Leipzig 1914, Seite l\j zu dem Bekenntnis genötigt, da$ die mediumistischen
Phänomene bei der Helene Smith, die er durch Analyse animistisch zu erklären
«uchte, in ihren Wurzeln so weit in die Vergangenheit zurückgingen und in ihrer
Interpretation so schwierig waren, daß er oft das Gefühl hatte, mit seinem
Latein bzw. seiner Psychologie am Ende zu sein. Flournoy aber ist gerade derjenige
, der mit dem größten Nachdruck (S. 167) auf die innigste Verwandtschaft
des Traumphänomens mit den intellektuellen mediumistischen Phänomenen hingewiesen
hat, als deren Prototyp er es bezeichnete Wenn die Psychoanalyse oder
— drücken wir uns lieber gleich ganz allgemein aus — die Psychologie überhaupt
den mediumistischen Phänomenen und ihrem Prototyp, dem Traum, wirklich
gerecht werden will, dann muß sie nicht bloß aus ihren verschiedenen methodischen
Engen, sondern vor allem auch aus der Befangenheit ihrer Grundeinstellung
heraus, sie muß dann namentlich darauf verzichten, die Tatsachen der
Parapsychologie solange auf ihrem Prokrustesbett zu bearbeiten, bis von diesen
nur noch das vorhanden ist, was in ihr System paßt und sich in ihre Methoden
fügt. Solange sich noch Leute vom Schlage eines gewissen Dr. N. — er verschweigt
vorsichtiger weise seinen vollen Namen — erlauben dürfen, über „Schlaf
und Traum" das Wort zu führen („Schwäb. Merkur" vom 24- März IQ23) und
zu behaupten, daß noch nie ein Mensch im Traum irgendeine mathematische
Aufgabe gelöst, einen Plan entworfen oder eine Losnummer geträumt habe,
die dann gewann, führt die [gnoranz das Wort, über die man sich nicht mehr
wundert, v&nn sie vor ihrem staunenden Publikum in rührender Kindlichkeit

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