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Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft. (Februar 1927.)
Frau W. wollte hierauf ihrem Vater Speise und Trank anbieten. Er lehnte
dieses Anerbieten aber ab mit den Worten: Nein, wo ich bin, ißt und trinkt
man nicht. Sein Gesicht war sehr ernst und fahl. Als Frau W. aus diesem
Traum erwacht war, stand sie sofort vom Bett auf und schrieb alles genau auf.
7. Nicht lange vor dem Tod ihres Vaters hatte Frau W. folgenden Traum:
Sie sah sich in ihrem Zimmer, dessen Tür aufging. Durch die Tür trat ein Kind
ein, das ihrem verstorbenen Sohne Alfred ähnlich war. Das Kind hatte eine
auffallend dicke Wange und sang, ohne den Mund zu bewegen, einen Choral.
Während des Singens wurde die Wange wieder normal. Nach der Beendigung
des Singens streckte das Kind einen Finger in die Höhe und rief: Heute in
drei Monaten wird dein Vater sterben! Dann drehte es sich um
und verließ das Zimmer. Es war am 8. November. Frau W. erzählte diesen
Traum am anderen Tag ihren Schwestern. Eine von ihnen sagte: Dann ist es
am 8. Febru ar. An diesem Tage starb er auch.
8. Einige Tage nach dem Tod ihres ersten Mannes weinte Frau W. häufig.
Da hatte sie in einer Nacht einen merkwürdigen Traum. Sie sah ihren verstorbenen
Mann, von dem sie im Traume wußte, daß er gestorben war, neben
sich im Bette liegen. Er zeigte lächelnd auf das Fußende des Bettes, aus dem
ein reichbehangener Christbaum hervorwuchs. Gleichzeitig füllten sich ihre
Arme und ihr Schurz mit Eßwaren. Dann zeigte der Mann auf seine linke
Seite, an der ein männlicher Kopf mit schwarzem Kraushaar
bemerkbar wurde. Als sie diesen Traum am anderen Tag einoi auf Besuch gekommenen
Schwester erzählte, sagte diese: Der Mann mit dem schwarzen Kraushaar
ist dein Künftiger und der reichbeladen? Weihnachtsbaum mit der Fülle
von Lebensmitteln soll zum Ausdruck bringen, daß du nie Nahrungssorgen
haben wirst. So kam es auch in der Tat. Ein Jahr darauf heiratete
sieden Mann mit dem schwarzen Kraushaar, den sie zu>or nicht
gekannt hatte.
9. Als ihr's nach dem Tode ihres ersten Mannes wieder einmal schwer um»
Herz war, erschien ihr dieser nachts im Traum in einem feierlichen Gewand.
Sie sagte zu ihm, wissend, daß er gestorben ist: 4ch Gott, nimm mich doch auch
mit! Er erwiderte, da müsse er zuvor erst fragen. Dann bedeutete er ihr, sie
möchte warten und entfernte sich durch eine Flügeltür in einen unabsehbar
großen Saal von berückender Schönheit und wunderbarem Lichtglanz, der allen
jjiren Träumen eigen war. Nach einiger Zeit kehrte er wieder zurück und sagte
mit feierlichem Ernst: Nein, deine Zeit ist noch nicht gekommen. Dann sendete
er »ich um und ging ab.
10. Als Frau W. einmal im Wochenbett lag, hatte sie einen Traum, in
dem sie in einem hohen, leeren Stallraum das dreijährige Kind ihrer Schwesler
auf dem Boden liegen sah. Das Kind schrie heftig, während vier Teufel-
chen an seinen Armen und Beinen zerrten. Die Träumende sagte:
Ist denn niemand da, der für das Kind betet, ich kann es nicht! Da ging eine
Tür auf und einebekannto Frau tratmiieinem Gebetbuch herein
und betete, worauf die Teufel in ein Nebenlokal entwichen, während
das Kind regungslos am Boden liegen blieb. Der Traum war damit zu Ende.
Am andern Tag kam die Schwester der Frau W. zu dieser und berichtete über
die Krankheit ihres Kindes, das wohl sterben werde. Es sei sehr aufgeregt und
behaupte immer, eine schwarze TJestalt zu sehen. Man solle doch
,,den Schwarzen" wegtun und das Lieh! auslöschen, daß es ihn nimmer
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