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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0124
KS Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft. (Februar 1927.)

slrebens des psychischen Organismus durch gewisse Heize in der Richtung dieser
Reize und damit der große Bild- und Sinnbildformer, der zwar die Tendenz hat,
mit seinen Schöpfungen das Bewußtsein zu erreichen und Gedanke zu werden,
aber entweder im Bilde stecken bleibt oder mit ihm seinen Zweck bereiis erreicht
hat. Zuweilen bringt er sein Bild nur mühsam und verzerrt bis zum
Bewußtsein, zuweilen so entstellt, daß dessen Sinn gar nicht mehr zu erkennen
ist, zuweilen halb wahr und halb falsch, manchmal in einer Vollkommenheit,
die geradezu verblüfft durch Inhalt und Form. Daß der Traum zuweilen Zeit
und Raum überspringt, mag sich aus der großen Tiefe erklären, in der er im
Schlafe, ungestört durch die Erregungen des Tages und den vom Bewußtsein
her die Apperzeption beeinflussenden logischen Willen, sich frei entfallen kann,
einzig dem Reize folgend, der ihn verursacht hat. Manche Leute, die noch nicht
versucht haben, sich den Werdegang eines Traumes zurechtzulegen, verwenden
mit Vorliebe das nicht ganz vollkommene Eintreffen eines Wahrtraumes als
Argument gegen die Möglichkeit oder Tatsächlichkeit von Wahr träumen überhaupt
, weil sie den Begriff des Wahrtraumes dem des Wunders gleichsetzen).
Sie übersehen dabei ganz, daß auch rein physikalische Vorgänge und Experimente
mangelhaft sein können, und daß da, wo etwas mit den bekannten Naturgesetzen
nicht übereinzustimmen scheint, noch lange kein Wunder, also ein
Unsinn, vermutet werden muß. Eine biologische Betrachtungsweise des Weltgeschehens
, auch dessen, was wir Schicksal nennen, könnte das zeitliche Hellsehen
und Wahr träumen dem menschlichen Verstehen mit seiner Forderung
kausaler Zwangsläufigkeil leicht näherbringen, weil es hier die Begriffe Samen
und Knospen gibt, dit potentiell auch schon die Begriffe Blätter, Blüten und
Früchte, also das, was erst in Zukunft Wirklichkeit sein wird, enthalten. Wie
haarscharf ein Traum manchmal He Zukunft enthalten und wie schöpferisch
er sein kann, das zeigen die folgenden Träume eines hiesigen Lehrerb J. JL,
mit denen ich diese Ausführungen schließen will. Er hat sie mir auf meinen
Wunsch wie folgt niedergeschrieben:

1. Traum. Es war im Dezember 1892 zu Birkenfeld 0;V Neuenbürg.
Ein Nebenkollege, namens Rau, bereitete einen Schüler auf die Aspirantenprüfung
vor. Die Prüfung fand immer im März kommenden Jahres statt. Da
träumte mir eines Xachts im Dezember, daß der Aspirant der 19. in der
Prüfung geworden sei. Der Schüler legte im März des nächsten Jahren
4ie Prüfung in Eßlingen ab und wurde unter 70—80 Aspirantender 19.

2. Traum. Im nächsten Jahr (1893) hatte Kollege Rau wieder einen
Schüler zum Vorbereiten; er fragte mich im Laufe des Winters
öfter, ob es mir nicht geträumt hätte, aber es war diesmal nichts.

Im darauffolgenden Jahr (189^) mußte er seinen Halbbruder zur Aspi-
ranlenprüfung vorbereiten. Diesmal fragte er mich nicht. Es war im Januar
189.5, da träumte mir wieder, daß sein Bruder der 11. geworden
sei. Ich teilte es ihm mit, und er freute sich darüber. Im März machte der
Knabe die Prüfung in Eßlingm und wurde unter 83 Schülern der 11.

3. Traum. Es war im Winter 1896 zu Neuenstadt a. d. Linde. Ich
machte für Stadtpfarrer Benzinger, jetzt Professor der Theologie in Berlin
verschiedene Federzeichnungen zu einem theologischen Werke, welches Stadlpfarrer
Benzinger herausgab, besonders mehrere Zeichnungen zum Saloinon-
schen Tempel mit seinen Einzelheiten. Unter anderem hatte ich die Säulen-
knäufe von „Jachin" und „Boas" nach seinen aus dem Urtext ge-


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