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Marcinowski: Okkultismus und Wissenschaft von Dr. A. Hellwig. 109

nlachten Angaben zu entwerfen. Ich machte ihm viele Bleistiftskizzen, aber
keine befriedigte ihn. Da war ich nun auch wieder einmal in einer Winternacht
bei ihm in seiner Studierstube bis nach Mitternacht und arbeitete dort. Zuletzt
sollte der Säulenknauf erledigt werden. Er las mir öfter die Stellen aus den
Büchern der Könige und der Propheten aus dem Urtext deutsch vor, alles wurde
hin und her erwogen und jedesmal von mir in einer Skizze festgehalten, aber
keine Zeichnung konnte angenommen werden. Endlich ging ich heim und
schlief ermüdet ein. Da wachte ich etwa um 3 Uhr nachts an einem Traum
auf. Ich sah den Knauf ganz deutlich, wunderbar schön vor
mir sie he n. In eigentümlicher Weise schlang sich das staff eiförmig aufgebaute
Gitterwerk um den Säulenknauf und dazwischen die Glöckchen mit
den nach den vier Himmelsrichtungen schauenden Granatäpfeln. Oben öffnete
und schloß sich je zweimal der lilienförmige Aufsatz. Sofort stand ich
auf und skizzierte das ganze Bild. Am anderen Tag brachte
ich die Skizze Herrn Stadtpfarrer B., welcher sich sehr
überrascht freute und die Zeichnung vorzüglich mit dem
Urtext übereinstimmend fand.

Soviel ich weiß, hat die Zeichnung, die nicht das Wachbewußtsein, wohl
aber das Unterbewußtsein im Traum zu gestalten vermochte, in dem betreffenden
Werke Aufnahme gefunden. Bei den Lokationsträumen ist charakteristisch
, daß sie ausblieben, als sie gewünscht wurden. Das mag hier Zufall sein.
Es ist aber nicht unwahrscheinlich, daß das Ausbleiben die Folge der sich
hervordränganden Absichtlichkeit war. Denn Absicht und bewußter Wille
erweisen sich, wie bereits betont, in unterbewußten Prozessen — auch im
Spuk — stets als störende Elemente und verhindern ihre Entwicklung. Was
werden die grundsätzlichen Skeptiker gegen die beiden Lokations träume einzuwenden
haben?

Kritik und Methodik*

Okkultismus und Wissenschaft.

\ on Landgerichtsdirektor Dr. Albert Hellwig.
Verlag von Ferdinand Erike in Stuttgart.
Besprochen von Dr. Marcinowski, Bad Heilbrunn, Obb.

Auf 127 Seiten sucht der Verfasser der menschlichen Einsicht nachzuweisen,
daß es ein wirkliches Wissen um okkulte Phänomene, nein, eigentlich überhaupt
kein Erkennen gäbe, das allen wissenschaftlichen Kriterien standhielt. In gewissem
Grade ist ihm das gut gelungen, nur merkt der Verfasser dabei nicht,
daß er damit nicht nur den Okkultismus trifft und seine Ansprüche, als Wissenschaft
zu gelten, sondern zugleich damit den Ast absägt, auf dem er selber
sitzt. Seine vernichtende Kritik über die Forschungsmöglichkeit auf okkultem
Gebiet gipfelt etwa in folgenden Ueberlegungen: Sinne sind trügerisch. Auch
aufmerksame Skeptiker ersten Ranges sind schon getäuscht worden. Aenderun-
gen der psychischen Grundeinstellung bleiben oft unbewußt und unbemerkt,
und das schafft suggestiv wirkende Vorurteile. Außerdem diskrepieren Beobachtungen
und Berichte über sie grundsätzlich, kein Erlebnis läßt sich eschöpfend
so beschreiben, wie es wirklich war. Jede Darstellung ist notwendig unvoll-


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