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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0127
Marcinowski: Okkultismus und Wissenschaft von Dr. A. Hellwig III

von solchen Berichten, wie sie die Veröffentlichungen Schrenck-Notzings und
seiner suggerierten Opfer enthalten, allein kein Urteil bilden könne und es deshalb
auch nicht dürfe. (Verf.) Nun, das kann man in gewissen Grenzen zugeben;
ich selbst bin den ersten Berichten gegenüber von einer Skepsis geblieben, an
der der V. seine helle Freude gehabt hätte, und ich weiß deshalb ein Lied davon
zu singen, was der persönliche Augenschein trotzdem bedeutet. Auch stehe ich
gerade darin nicht allein da. Aber II. will gar nicht die psychologischen Schwierigkeiten
der Ueberzeugungsgewinnung ohne eigenen Augenschein beleuchten,
sondern unter diesem Vorwand verbirgt sich die eigentliche Absicht, die Berichterstatter
selbst vernichtend bloßzustellen, und was er dabei vorbringt, ist nun
gleicherweise für alles Beobachten überhaupt gültig und vernichtend. Sinne
sind immer trügerisch, suggestiven Voreingenommenheiten ist j e d e r Forscher
unterworfen, also ...!

Eigentlich könnte ich mit dieser Charakterisierung der Hellwigschen Arbeit
nun schließen. Ich glaube auch nicht die Pflicht zu haben, all seine vielen
Vorwürfe der Unzuverlässigkeit, der Ungenauigkeit und der widerspruchsvollen
Berichterstattung im einzelnen nachzuprüfen. Es wird genügen, wenn ich ihm
diese Eigentümlichkeiten menschlicher Unvollkommenheit auch am eigenen
Körper nachweise, denn damit ist er ja nach seinen eigenen Lehrsätzen selber
gerichtet und befindet sich in unserer unerwünschten guten Gesellschaft. Leider
können wir ihm die nicht ersparen, denn es wird im folgenden leicht sein, ihm
die Vorwürfe der Unzuverlässigkeit, der Ungenauigkeit, der widerspruchsvollen
Berichterstattung und verwunderlicher Logik nachzuweisen, und zwar begnüge
ich mich im allgemeinen dabei, dies nur an den Stellen seiner Schrift
zu tun, die sich mit so eingehendem Interesse mit meiner Persönlichkeit
beschäftigen. Es ist mir dies so am bequemsten, und es genügt das ja auch nach
den Grundsätzen, die Hellwig selbst aufgestellt hat, und so erlaube ich mir,
den Verfasser mit demselben Maße zu messen, mit dem er uns gemessen hat.

Hierzu noch eine psychologische Vorbemerkung, ehe ich das im einzelnen
klarlege. Was hier der Jurist behauptet hat und, wie er sagt, an sich selbst
erlebte, nämlich die Unmöglichkeit, aus Aktenstudium allein zu einer zutreffenden
Ueberzeugung zu kommen, das isl ihm unter der Hand zu einer Studie
über die Psychologie der Zeugenaussage geworden - — im Sinne des
berühmten Straf rechtslehr er s Liszt; die Erforscher okkulter Vorgänge sind ihm
dabei die fragwürdigen Zeugen. Eigentlich aber sollte es sich bei seinem Thema
doch um die Psyche des Untersuchungsrichters selbst handeln,
der seine Unfähigkeit zur Urteilsfindung so lebhaft beklagt, ohne die eigenen
Unzulänglichkeilen mit in Rechnung zu stellen, die doch aber genau so gesetzmäßig
wirksam sind, wie die naturgegebenen Unvollkommenheiten schriftlicher
Berichterstattung. Als ob das freie richterliche Ermessen in der Bewertung
von Aussagen und Gutachten nicht genau so streng unter die Subjektivismen
objektiver Urteilsfindung zu buchen sind, wie die Ueberzeugungs-
bildungen bei den Beobachtern okkulter Phänomene. Wer drs öfteren gleich mir
von fremden Richtern kommissarisch in Prozessen vernommen wurde, die sie
nur aus den Akten kannten, der weiß ein Lied davon zu singen, wie zum Verzweifeln
schief die Vorstellungen sind, die sich der Richter von dorn ihm fremden
Stoffe aus bloßem Aktenstudium her gebildet hatte, und wie es wiederum
zum \ erzweif ein schwierig ist, der eigenen Aussage eine Form zu geben, die i
ihren Leser wirklich dazu nötigt, die Worte so zu verstehen, wie man sie meinte.

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