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Marcinowski: Okkultismus und Wissenschaft von Dr. A. Hellwig. 113
funden haben, weil es nach dem persönlichen Atigenschein von vornherein allzu
unsachlich erschien, daß man s >!che Erscheinungen (beiläufig in ein Meter
Höhe, wie der Verf. seihst zitiert, S. 0/j) von einem l\0 Zentimeter hohen Sluhl
aus und rechtwinklig nach der Seite hin mit einem Bein jonglieren könne.
Bitte nachmachen, Herr Landgerichtsdirektor, aber sehr geschickt, sonst merkt
es der Kontrolleur, mit dem Ihre Hände verfesselt sind, und zwischen dessen
Knien Sie eingeklemmt sitzen.
Wenn das Medium zugleich im Käfig sitzt, wird das Experiment nur unwesentlich
schwieriger, aber vielleicht gelingt es auch dann bei einiger Uebung,
aber bilte mit geschlossenen Augen, den Kopf fast auf dem Schoß des Kontrollierenden
gelegen und selbstverständlich im Dunklen. Vielleicht aber können
Medien im Dunklen besser sehen wie wir und mit der Fußspitze dementsprechend
geschickter arbeilen. Daß so etwas nicht undenkbar ist, hat
ein anderer Silzungsteilnehmer trotz eigenen Augenscheins bewiesen (S. 2 '|6
d. Or.-ßer.), als er meinte, er sei nur sicher, das rechte Bein des Mediums
kontrolliert zu haben, es könnte also sehr wohl mit dem linken Bein hinter dem
Stuhl herum gelangt haben, also \on der dem Versuchsfeld abgekehrten (abgekehrt
habe ich gesagt, Herr Dr. H.!) Seite aus, um dann 1,25 Meter von der rechten
Schulter entfernt die Taschentuch-Phänomene zu agieren. Man sieht an diesem
\ orfall deutlich, daß es nicht nur an der unvollkommenen Berichterstattung
Högl, sondern daß noch andere Gesetzmäßigkeiten die Urteilsbildung beeinflussen
, und ich muß meine obige Behauptung demnach einschränken, daß ein
Lokaltermin den Herrn Untersuchungsrichter eines besseren belehren würde.
Man sieht, zu welchen grotesken Vorstellungen das menschliche Hirn zu greifen
\ermag, wenn es bestimmte Beobachtungen in den bisherigen Erfahrungsschatz
nicht einordnen kann, und wie wir dann im Augenblick kritiklos vor dem selbstproduzierten
Unsinn stehen. Daß der Herr Verf. solchen psychologischen Gesetzmäßigkeiten
anheimfallen könnte, trotz allen Augenscheins, das geht schon
aus dem Umstand hervor, daß er die photographischen Darstellungen der Handhabung
der Kontrolle auf Tafel II und III unserer Berichte nicht zur An-
schauungsbiidung zu verwerten vermochte; er hätte sonst nicht immer wieder
darüber geklagt, daß er sich über die Art der Kontrolle kein genügend klares
Bild machen könne — freilich, wenn man auffallende Tafsachen, von denen
berichlet wird, einfach nicht glaubt und damit abtut--! Ich sprach davon,
daß die auf Tafel II im Lichtbild wiedergegebene gegenseitige Handfesselung
während der ganzen Sitzung auch nicht eine Sekunde gelockert wurde; das
glaubt der Herr Verf. einfach nicht (S. o/t). Es war aber doch so, und nicht wir
haben das Medium dabei fest umklammert, sondern das Medium uns. Der
Verfasser sieht darin einen Widerspruch zu anderen Berichten, aus denen hervorgeht
, daß das Medium sich gelegentlich magnetisierende Streichungen über
das Gesicht gemacht habe. Erstens hat es dabei den Kontakt mit unseren kontrollierenden
Händen nicht verloren, und zweitens sind während solcher Vorgänge
selbstverständlich niemals Phänomene gebildet worden; die Situation in
betrügerischer Weise auszunützen, kam also gar nicht in Frage. Aber für den
Verf. genügt ja schon die Tatsache, daß die Kontrollbedingungen während der
vielen Monale variiert und weiter ausgebildet wurden, um daraus den Schluß
zu ziehen, daß sie also doch wohl sehr verbesserungsbedürftig gewesen seien.
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