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118 Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft, iFebruar 1927.)
tig Dargebotenem mit Achtung zu begegnen. Daher ist die Vermutung des Verf.
unrichtig. Aber auch schon der Schluß auf dem er aufbaut, ist falsch. Wenn
ich die Stimmung auf einem Winlerausflug beschreibe und dab i erwähne, daß
es kalt war (nämlich 5 Grad unter Null), und von einem zweiten Vusflug
berichte, daß es wesentlich käller wie byi dem ersten war (nämlich 10 Grad
unter Null), dann gehört schon die Logik des Herrn Verfassers dazu, um
daraus zu schließen, daß es also bei dem ersten Ausflug eb<m nicht kall, sondern
unerträglich heiß gewesen sei und mit schwüler Spannung geladen!
Auch kann ich es nicht als ein Vergehen gegen den Geist der Wissenschaft
ansprechen, wenn man nach so ungewöhnlichen Erfahrungen den Wunsch hat,
auch die extremen Bildungen dieser Erscheinungswelt kennenzulernen
(S. 85), selbst wenn sich diese nur im ungehinderten Spiel der Kräfte und in
einem Milieu abspielen, das das Medium trägt, das hierin dem Küns'Icr
gleicht, der doch auch ein unendlich zartes und empfindsame* Reagenz auf
Liebenswürdigkeit und Wohlwollen ist. Vergessen wir doch n'chl, daß die
Skepsis des einen mit freundlicher Ilcrgabebereitschaft beantwortet wird, weil
sie der menschlichen Güte und Achtung nicht entbehrt, während dasselbe
Ausmaß von Zweifel und Lnglaube bei einem andern verletzend und beleidigend
wirkt und dementsprechend den llergabewillen hemmen muß. In solchem
Sinne darf Wohlwollen durchaus ..grenzenlos' sein (S. 7I): das wird der
skeptischen Aufmerksamkeit nur zugute kommen, denn es bedeutet Freiheit
>on Voreingenommenheiten, die der Verf. ja selbst so fürchtet.
Auf Seite n4 schiebt mir der Verf. abermals Berichte in die Schuhe, die nicht
von mir stammen, sondern von Herrn Seuffert, und auf Seile n5 behauptet
er, daß Frau Dr. L.-Th. heftig ins Gesicht gestoßen worden sei, während
im Protokoll ausdrücklich „Genick'' zu le^cn stand — die Phänomene spielt n
sich nämlich außerhalb des Teilnehmcrkreises hinter unserem Rücken
ab. Frau Dr. L.-Th. saß neben mir, wir beide also zwischen dem Medium
und dem Schauplatz der Ereignisse, als ) - wo bleib' die Zuverlässigkeil, wenn
man so ungenau liest, noch dazu bei einer Arbeit, die Aktenstudium als Grundthema
hat? — Ich überlaste es dem Leser, den Verf. auch da mit seiiu|m
eigenen Maße zu messen. Auf S. uO wird bemängelt, daß die Berichterstalterin
bei dem herrschenden Dunkel doch unmöglich habe bemerken können, wenn
jetnand die Iland seines Nachbarn vorübergehend losließ. Der Bericht lautet
aber ausdrücklich darauf hin, daß das Medium, nicht die Berichterstatter in,
dieses bemerkt habe. Freilich bleibt zu bemängeln, ob sie berechtigt war,
in ihren Berichten davon zu sprechen, daß dies jedesmal der Fall gewesen
sei. Angesichts solcher schwerwiegender Einwände von weittragender Bedeutung
werden wir uns in Zukunft dazu entschließen müssen, sämtliche Teilnehmer
mit ihren Händen an zuverlässige Registrierapparate anzuschließen,
damit so eminent wichtige Fragen wie diese auch mit Sicherheit beantwortet
werden können. Wir dürfen uns mit Recht davon versprechen, daß das die
gesamte okkultistische Forschung in neue Bahnen lenken wird, so daß sie dann
endlich der schon längst verdienten Lächerlichkeit anheimfällt! — Ich bitte um
Entschuldigung, aber hier war es wirklich unmöglich (nicht nur schwer), keine
Satire zu schreiben.
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