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Kleine Mitteilungen.

Herr Dr. Hans Kauders veröffentlicht in der „Breslauer Zeitung" vom 25. Dezember
1926 („Seltsame Opferbräuche") den Bericnt über eine am 5. Januar 1556 beobachtete
Materialisation eines Fingers. Der Bericht stammt von Richard Johnson
, der 1553 in den Diensten eines Richard Chancellor eine Schiffsreise nach dem
Nordosten unternahm und auf diese Weise das nördliche Rußland kennen lernte.
Bei einer zweiten Fahrt nach dem Nordosten im Jahre 1556 wurde die Halbinsel
Waigatz und Nowaja Semlja entdeckt. Nach dem Bericht von Hans Kauders
äußert sich Johnson über seine bei dieser Gelegenheit gemachten Erlebnisse wie
folgt:

Ueber Waigatz hinaus liegt ein Land, Nova ja Semlja genannt, welches
ein großes Land ist; aber wir sahen keine Menschen, und da hatten wir Vögel im
Ueberfluß, und da sahen wir weiße Füchse und weiße Bären. Und wenn vorgemeldete
Samojeden, welche an den Ufern des Flusses Petschora wohnen und
dem Kaiser von Rußland Untertan sind, von einem Ort nach einem anderen ziehen
wollen, dann pflegen sie auf folgende Weise Opfer zu bringen: Jede Sippe bringt!
das Opfer in ihrem eigenen Zelt, und wer der Aelteste unter ihnen ist, der ist ihr
Priester. Und zuerst hebt der Priester auf einem Ding zu spielen an, das einem
großen Siebe gleicht, mit einer Haut auf einer Seite wie eine Trommel; und der
Stock, mit dem er spielt, ist etwa eine Spanne lang, und eines seiner Enden ist
rund wie eine Kugel und mit Hirschhaut bezogen. Auch hat der Priester auf dem
Kopf ein Stück weißen Zeugs, gleich einem Kranz, und sein Gesicht ist mit einem
Stückchen Panzerhemd zugedeckt, und viele kleine Rippen und Zähne von Fischen
und wilden Tieren hängen an selbigem Panzer.

Und dann singt er in der Art, wie wir hier in England unsere Hunde zu hetzen
pflegen und ihnen rufen und schreien, und die übrige Versammlung antwortet ihm
dieses: Otis, Igha, Igha, Igha, und dann antwortet der Priester wieder mit seinen
Tönen. Und sie antworten ihm mit denselben Worten so viele Male, daß er endlich
gleichsam toll wird und hinfällt, als sei er tot, mit nichts am Leibe als einem
Hemd; und da er auf dem Rücken lag, konnte ich merken, daß er atmete. Ich
fragte sie, warum er so liege, und sie antworteten mir: Nun teilt ihm unser Gott
mit, was wir tun sollen und wohin wir gehen sollen. Und nachdem er eine kleine
Zeit still gelegen hatte, schrien sie alle zugleich folgendermaßen: Oghao, Oghao,
Oghao, und da sie jene drei Rufe hö^en lassen, hebt er den Kopf und legt sich
wieder; und dann erhob er sich und sang in den gleichen Tönen wie zuvor, und
seine Zuhörer antworteten ihm: Igha, Igha, Igha. Dann befahl er ihnen, fünf
Elen ode> große Renntiere zu töten, und fuhren fort zu singen, sowohl er als die
anderen wie zuvor. Dann nahm er ein Schwert, eine Elle und eine Spanne lang
(ich habe es selbst gemessen), und stach es halbwegs in seinen Bauch, auch etwas
weniger, aber man sah keine Wunde (sie fuhren allezeit in ihrem süßen Sang
fort). Dann legte er das Schwert ins Feuer, bis es warm war, und stieß es in
den Schlitz seines Hemdes und stieß es durch seinen Körper, wie mich dünkte,
zum Nabel hinein und zum Gesäß heraus. Die Spitze stak hinten aus dem Hemd
hervor, und ich legte den Finger darauf; dann zog er das Schwert heraus und
setzte sich nieder.

Ist dies getan, so setzen sie einen Kessel voll Wasser zum Wärmen auf das
Feuer, und wenn das Wasser siedet, hebt der Priester wiederum zu singen an
und sie ihm zu antworten, denn während das Wasser gewärmt wurde, saßen sie
und sangen nicht. Dann richteten sie ein viereckiges Gestelle auf in der Höhe
und im Ausmaß eines Stuhles, und deckten dessen Vorderseite sehr dicht mit
einem Gewände zu, denn die Rückseite war dem Zelte zugekehrt. Da das Wasser
noch auf dem Feuer siedete und der viereckige Sitz fertig war, zog der Priester
das Hemd aus und nahm das kranzartige Ding ab, das er auf dem Kopfe hatte,
und das Zeug, weiches sein Gesicht bedeckte, und in -dieser ganzen Zeit hatte er
noch ein paar Hosen aus Renntierhaut an mit den Haaren oben, die bis zu seinem
Hinterteile reichten. So ging er in den viereckigen Sitz und setzte sich hin wie
ein Schneider und sang in starken Tönen oder brüllte. Dann nahmen sie eine
dünne Leine, aus Renntierhaut gefertigt, vier Faden lang, und der Priester befestigte)
sie mit einer kleinen Schlinge rund um den Hals und unter seinem linken Arm


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