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Zeitschrift für Parapsychoiogie. 2. Heft. (Februar 1927.)
Erscheinung außer Zweifel, zumal — wie dies auch in den Berliner Sitzungen beobachtet
wurde — das Phantom gleichzeitig neben dem gefesselten
Medium bei Rotüchtsithtbar war.
Der beschränkte Raum verbietet es. hier auf die übrigen Darbietungen des
Mediums, insbesondere bezüglich des Ektoplasma, des näheren einzugehen. Es
dürfte sich jedoch \ erlohnen, vielleicht späterhin an anderer Stelle ausführlicher
darauf zurückzukommen.
4. Prosper Szmurlo: Sitzungen mit Herrn M. Gruzewski.
Das bekannte polnische Malmedium Marjan Gruzewski, der sich in letzter Zeit fast
ausschließlich dem medialen Kunstschaffen zuwandte und auf diesem Gebiete Hervorragendes
leistet (vgl. Novemberheft der Z. f. P.), wie dies die bereits erfolgten
Sonderausstellungen seiner medial-künstlerischen Produktionen beweisen, hatte
überdies vor einigen Jahren nicht unbedeutende physikalische Phänomene zu verzeichnen
, doch infolge seiner Spezialisierung unterließ er letztens die Versuche in
dieser Richtung. Szmurlo veröffentlicht nun aus früheren Jahren, einige Sitzungs-
protokoile, aus denen interessante Ei scheinungen der Telekhiese, Levitation, zuweilen
auch Malerialisations- und Spontanphänomene zu entnehmen sind.
5. Dr. Fr. v. Habdank bringt sehr interessante Trancekundgebungen aus
seinen Sitzungen mit dem bekannten, psychischen Medium Frau Jadwiga Domanska.
Geldnerth, Berlin.
Buchbesprechungen.
Dr. Otto Heinichen, Drieschs Philosophie. Eine Einführung. Mit einem
Bildnis von Prof. H. Driesch und einer Bibliographie seiner Werke. 1924.
Emmanuel R e i n i c k e - Verlag, Leipzig, XIX u. 187 Seiten.
Bei der führenden Stellung, die Driesch heute auf philosophischem Gebiete als
Neubegründer des V talismus und als Schöpfer eines umfassenden philosophischen
Systems, nicht zuletzt auch als einer der Bahnbrecher parapsychologischer Erkenntnis
einnimmt, ist es aufs lebhafteste zu begrüßen, daß Dr. Heinichen in dem angeführten
Werke die Grundgedanken der Philosophie Drieschs, wie sie sich in seinen
drei Hauptwerken, der „Philosophie des Organischen", der „Ordnungslehre" und
der „Wirklichkeitslehre", spiegeln, zur Darstellung gebracht hat. Das Neue, das
Driesch geschaffen hat, wird uns in eingehender Analyse dieser drei Hauptwerke
vorgeführt, wobei zunächst Ordnungs- und Wirklichkeitslehre kurz einführend behandelt
, dann beide nochmals ins Einzelne gehend dargestellt und am Schluß das
zeitlich früheste Werk, die „Philosophie des Organischen", in ihren Hauptergebnissen
kurz geschildert wird. Driesch selbst hat uns ja in seiner Skizze „Mein
System und sein Werdegang" in Dr. Raymund Schmidts „Die deutsche Philosophie
der Gegenwart in- Selbstdarstellumg", Erster Band (übrigens in der Bibliographie
nicht erwähnt), einen kurzen Ueberblick über die Grundgedanken seiner Philosophie
gegeben, wobei er am Schluß unter Auseinandersetzung mit der gleichzeitigen
und früheren Philosophie auch das Neue in methodischer und inhaltlicher Hinsicht,
das er selbst bringt, zusammenfaßt. Drieschs Selbstcharakteristik und Heinichens
Darstellung von Drieschs Philosophie bieten im wesentlichen dasselbe, nur daß etwa
Driesch dasjenige, was ihn von anderen unterscheidet, etwas stärker hervorhebt.
Mit großem Nacndruck betont Heinichen den methodischen Fortschritt, der in
Drieschs Zweiteilung der Philosophie in Ordnungslehre (oder Logik), die
die Welt vom vorläufig solipsistisehen Standpunkt aus betrachtet, ohne die
Frage des Ansich zu untersuchen, und in Wirklichkeitslehre (oder Metaphysik
), die das Ansich der Dinge untersucht, die Frage von Wissen und Irrtum
eingehender behandelt und das Problem des Fortlebens der Seele und das Gottesproblem
in Erwägung zieht, besteht. Sehr lebendig und anschaulich werden am
Schluß die Hauptgedanken der „Philosophie des Organischen", die dem Verfasser
besonders nahe zu liegen scheinen, dargelegt. Geradezu spannend ist die Schilderung
, wie Driesch, der seine Forschung als Schüler Haeckels begann, ohne es
zu wollen, zu völlig entgegengesetzten Ergebnissen, zur Annahme einer nicht
mechanischen, die Lebensvorgänge leitenden Potenz, der „Entelechie", gelangte,
und wie er dann von hier aus ganz von selbst ins philosophische Lager hinüber-
geführt wurde. Auch Drieschs Kulturphilosophie (S. 73 ff. u. S. 108 ff.) wird vom
Verfasser mit besonderer Wärme und Anschaulichkeit geschildert. In diesem Zu-
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