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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0143
Buchbesprechungen. 127

sammenhang wird auch die Frage des Internationalismus vom Verfasser in einer
Anmerkung, S. 112, kurz berührt. Daß Driesch in konsequenter Verfolgung seiner
kulturphüosophischen Anschauungen zu einer im besten Sinne kosmopolitischen
Denkweise gelangte, erleichterte ihm u. a. auch seine Beziehungen zum Ausland
wesentlich, die für Driesch als Menschen und als Gelehrten von so ausschlaggebender
Bedeutung geworden sind. Ich erinnere nur an seinen erfolgreichen Aufenthalt
in Ostasien und den Vereinigten Staaten 1922—23, von dem uns „Fern-Ost. Als
Cäste Jungchinas" von Hans und Margarete Driesch (Leipzig, Brockhaus 1925)
ein so anschauliches Bild entwerfen, und an seine Wahl zum Präsidenten der Society
for Psychical Research für das Jahr 1926/27.

Für eine etwaige zweite Auflage, die ich dem ausgezeichneten Werke Heinichens
von Herzen wünsche, möchte ich nun auch noch zwei Punkte zur Sprache
bringen, die ich der Erwägung des Verfassers anheimstellen möchte. Einmal scheint
mir bei der völlig neuen Terminologie Drieschs und bei der Schwierigkeit seiner
neuzeitigen Gedankengänge eine kurze, etwa in Klammern anzubringende Erklärung
der Ausdrücke und Beifügung von Beispielen, wo der Gedankengang dem
durchschnittlichen Verständnis Schwierigkeiten bereitet, am Platze. Zum Beispiel,
was bedeutet es, wenn es (ungefähr mit den Worten von Driesch selbst) S. 25 heißt:
„Das Wirkliche ist also wissend, und zwar wirklichkeitswissend." und S. 26:
„Wissen ist mit dem Wesen des Wirklichen untrennbar verbunden, es ist also Ur-
beziehungsart, es ist unvernichtbar." Was ist hier das Wirkliche, genauer betrachtet
? Liegt hier etwa ein Hinweis auf den Gottesbegriff vor? Was bedeutet genau
genommen „Urbeziehungsart"? Weshalb ist es unvernichtbar? Bei der zentralen
Bedeutung dieses Gedankens bei Driesch wäre hier vielleicht eine nähere Erklärung
am Platze. Aehnlich an einer großen Anzahl von anderen Stellen. Es wäre vielleicht
besser, stofflich weniger zu bieten, dies jedoch durch Erklärungen und beigefügte
Beispiele dem Verständnis des Durchschnittslesers näherzubringen. Für den Forscher
sind die Werke selbst da,, dieses Buch soll doch in erster Linie Außenstehende
für Driesch zu gewinnen und in sein Verständnis einzuführen suchen.

Ein zweiter Punkt, den ich zur Nachprüfung empfehlen möchte, ist die Beurteilung
von Drieschs Stellung zur Parapsychologie. Dies Problem scheint mir auch
schon in den bis zur Abfassung des Heiniqhenschen Werkes vorliegenden Schriften
Drieschs eine viel wesentlichere, zentralere Stellung einzunehmen als aus der Darstellung
des Verfassers hervorgeht. Die Telepathie bezeichnet der Verfasser S. 89
in direktem Widerspruch zu der bekannten Stelle in der „Wirklichkeitslehre", wo
Driesch sich mit größter Entschiedenheit für die Parapsychologie und ihre grundlegende
Bedeutung für die Philosophie und die gesamte Kultur ausspricht, S. 338
(2. Auflage), als „unsicher". Spiritismus erwähnt er nur in ablehnendem Sinne,
die physikalischen Phänomene des Okkultismus, die doch in der „Philosophie des
Organischen" und der „Ordnungslehre" erwähnt werden, werden gar nicht genannt
. Nur Traum, Hypnose, Spaltungserscheinungen und automatisches Schreiben
werden bei Analyse der eingehenden Untersuchung dieser Probleme in der Ordnungslehre
S. 388—419 angeführt, Heinichen S. 71—73, das eigentlich Parapsychologische
ist völlig weggelassen. Auch in der Bibliographie sind Veröffentlichungen
Driesch zum parapsychologischen Pioblem, abgesehen etwa von dem Aufsatz „Philosophie
und positives Wissen" („Der Leuchter", I), Darmstadt 1919 (S. 186), nicht
angeführt. So mußte unbedingt der Aufsatz Drieschs im Juliheft der „Westmark"
1921, S. 636—43, „Eine neue Wissenschaft?", sodann Mikuskas Bericht über einen
Vortrag Drieschs in Prag, „Der Okkultismus als Wissenschaft", Psychische Studien
1923, S. 47—58, erwähnt werden. Erwägt man, welche Rolle vor allem seither die
Parapsychologie in Drieschs Veröffentl chungen gespielt hat, so ist Heinichens, wie
es scheint, bewußte, fast gänzliche Ausschaltung dieses Problems als eine gewiß
wohl gemeinte, aber schon damals und noch viel mehi heute unberechtigte Nichterwähnung
eines wesentlichen Zuges in Drieschs Philosophie zu bezeichnen.

Driesch hat sich seither in zwei Aufsätzen in den Psychischen Studien 1925,
sodann in seinen „Grundproblemen der Psychologie", Leipzig 1926, und zuletzt
in seinem Vortrag vor der Society for Psychical Research über „Psychische Forschung
und akademische Wissenschaft", Zeitschr. f. Parapsychologie, Oktoberheft
1926, denen noch sein Aufsatz „Der sogenannte Okkultismus. Kritisches und Erlebtes
" im Oktoberheft 1926 von „Reklams Universum" (Heft 1) beizufügen ist,
noch ausdrücklicher als bisher für Prophetie (Hellsehen in die Zukunft) und die


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