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130 Zeitschrift für Parapsychoiogie. 3. Heft. (März 1927.)
in starke Erregung versetzt und schon ausgedehnte Erörterungen in Zeitungen
und Journalen für und wider hervorgerufen hat. Solche öffentliche Erörterungen
entstanden vornehmlich im Herbst 1925 im Anschluß an eine Serie
von acht Sitzungen, die von Angehörigen des bekannten Harvard College im
Frühjahr 1925 in einem zu dieser Universität gehörigen Laboratorium abgehalten
wurden. Das Endergebnis der vielfach mit Spannung verfolgten Untersuchungen
durch die „Harvard-Kommission" war ein recht sonderbares. Im
Vordergrund standen gegenseitige Unstimmigkeiten unter den Angehörigen der
Kontmission, die sich Bruch von Abmachungen vorwerfen. Das Urteil über die
Mediumschaft selbst lautete absprechend, man glaubte an „Trick", ohne jedoch
stichhaltige Gründe dafür bringen zu können. Um hier Klarheit zu schaffen,
gaben eine Anzahl Untersucher der Margery sowie ihr Mann eine Broschüre heraus
, die sich vor allem mit den intimeren Vorgängen bei den Harvard-Untersuchungen
befaßt, außerdem aber noch einige positive Mitteilungen über Studien
an diesem eigenartigen Medium bringt. Der Titel der 1925 bei Blanchard
PrintingCo. in Boston erschienenen 109 Seiten starken Broschüre lautet: „Mar-
gery-Harvard-Veritas" und wird gezeichnet von Mark W. Richardson, Charles
S. Hill, Alfred W. Martin, S. Ralph Harlow, L. R. G. Crandon. Neben einem
kurzen Beitrag von J. Malcolm Bird enthält das Heft auch noch eine Beschreibung
des von M. W. Richardson konstruierten Apparates, „Voice Control Machine
", der eine objektive Feststellung des bei Margery beobachteten Phänomens
der „Direkten Stimme" ermöglichen soll. Der „control-spirit" oder, wie wir gewöhnlich
sagen, die Trancepersönlichkeit Margerys ist eine Figur namens
„Walter", angeblich der verstorbene Bruder des Mediums. Dieser „Walter"
spricht nun gewöhnlich durch den Mund des Mediums, es liegen aber immer
wieder Angaben vor, daß die von der des Mediums völlig verschiedene Stimme
„Walters** in manchen Fällen aus von dem Mund des Mediums entfernten
Gegenden des Raumes ertönt habe, was auf das hochinteressante, aber noch ganz
rätselvolle Phänomen der „direkten Stimme" schließen läßt.
Wir wollen nun kurz einige Stellen aus dem Inhalt der Broschüre näher
ansehen, soweit sie für uns von Interesse sind, wenn wir uns ein Urteil über
den Fall Margery verschaffen wollen. Vorweg genommen sei, daß man beim
Studium der Broschüre den bestimmten Eindruck erhält, daß Margery ein
echtes und starkes physikalisches Medium darstellt, dessen Phänomene in vielem
durchaus denen gleichen, die wir bei anderen großen Medien, wie den Brüdern
Schneider, Frau Silbert, Eusapia Paladino usw. finden. Nach einleitenden
Ausführungen allgemeiner Art über die Stellung der Wissenschaft zur Erforschung
rätselvoller Erscheinungen der Natur kommen die Verfasser auf die
Mediumschaft Margerys und ihre Bearbeitung zu sprechen. Sie stellen vor
allem die absolute Uneigennützigkeit des Mediums fest, sie betonen die Wichtigkeit
einer vorurteilsfreien Untersuchung der Phänomene, wobei man zunächst
alle Fragen, die das Fortleben oder die Wiederkehr nach dem Tode, Spiritisr
mus oder Religion betreffen, fortzulassen habe, da sie das objektiv zu ergründende
Phänomen nicht berühren. Sie legen dar, daß die Fülle ernster
Untersuchungen der Margery — sie sprechen von 887 Sitzungen — die Bedeutung
des Falles als wichtiges wissenschaftliches Problem unzweideutig erwiesen
hätte.
Uns interessieren nun Einzelheiten aus den Untersuchungen eines durch
die Zeitung „Scientific American" ins Leben gerufenen Komitees, dem
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