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Gruben Lehrreiches aus der Geschichte des Falles Margery.
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Dr. W. F. Prince, Dr. H. Carrington, Dr. Mc Dougall, Dr, Comstock, J, M4
Bird und der bekannte Taschenspieler und „Medienentlarver" Houdini angehörten
. Das Ergebnis der Arbeit dieses Komitees ist sehr lehrreich, denn es
zeigt wieder einmal, daß man alle solche schwierige Fragen, wie sie die Erscheinungen
der Parapsychologie und der Parapsychophysik aufwerfen, nie-
mals mif Hilfe von hocLtpeLlichen Vnter^Zl^nL^onen wird löse»
können. Das Komitee krankt an Mangel an Harmonie und gegenseitigem Ver-
trauen. Carrington und Bird sind fest überzeugt von der Echtheit der Erscheinungen
, Mc Dougall sagt bald so, bald so, Houdini aber spricht von Be-
trug. Das Komitee scheint überhaupt sehr ungeschickt gearbeitet zu haben,
manches interessante Phänomen scheint gar nicht registriert worden zu sein.
Geradezu unverständlich mutet es einen an, wenn man liest, daß Houdini
unter Ausnützung seiner taschenspielerischen Kenntnisse nicht davor zurückschreckt
, während der Sitzung Manipulationen an den für die Phänomene bestimmten
Objekten vorzunehmen, um das Medium in den Verdacht einer bewußten
Betrügerin zu bringen. So schwindelte er ein Lineal heimlich in einen
für die Versuche bestimmten Kasten oder versuchte andere Phänomene zu unterbinden
, wurde aber durch die Trancepersönlichkeit „Walter" gleichsam ertappt.
Kann man ein Untersuchungskomitee, in dam derartige Dinge möglich sind,
„wissenschaftlich" nennen?
Auch Dr. Prince spielt eine komische Rolle, denn auch er sucht, wo es
geht, sich um die Anerkennung herumzudrücken, um seine vorgefaßte negative
Meinung bewahren zu können. Schließlich stellt er die bekannte Forderung,
daß die Phänomene sich auch im vollen Licht abspielen sollten, worauf ihm
Dr. Crandon in satyrischer Weise antwortet, indem er in witziger Weise solche
unbiologische Forderungen persifliert. Bemerkt muß werden, daß dann in der
Folge auch Sitzungen in gutem Rotlicht stattfanden. Sehr sonderbar verhält
sich auch Mc Dougall, der sich ständig widerspricht, heute alles ablehnt, morgen
wieder sich anerkennend äußert. *&uch die Ansicht Dingwalls wird herangezogen
, der wohl einen sehr starken Eindruck von Margery erhält, zunächst
auch von der Echtheit der Mediumschaft überzeugt scheint, schließlich aber
mit seinem Urteil doch zurückhält, indem er für seine Entscheidung noch
strengere Bedingungen fordert. Die Verfasser weisen in Wertung aller dieser
Vorkommnisse auf die auch uns als Forschern auf dem Gebiete der Paraphysik
bekannte Erscheinung hin, daß die Untersucher solcher Phänomene sich während
oder sofort nach der Sitzung, manchmal direkt enthusiastisch, für die
Tatsächlichkeit und mediale Echtheit des Beobachteten aussprechen, um dann
später, wenn der erste Eindruck verblaßt ist, umzufallen und einen negativen
Standpunkt einzunehmen. Bei der Besprechung der Harvarduntersuchungen
trifft man ferner auf die auch nicht neue Erscheinung, daß Sitzungsteilnehmer
unter dem Eindruck starker und überzeugender Phänomene mit einem Male
Angst bekommen, es könnte eine positive Stellungnahme ihnen in den Augen
der Mitwelt oder bei ihren vorgesetzten Behörden schaden, und daß dann diese
verängstigten Teilnehmer mit oft sonderbaren Mitteln suchen, sich aus dieser
Zwangslage irgendwie zu befreien. Also auch hier ein Kapitel der Psychologie
paraphysischer Forschung, das uns durchaus nicht unbekannt ist! Man muß
da immer wieder die Frage stellen, warum solche einseitig gebundene und unfreie
Menschen sich überhaupt mit derartigen Forschungen beschäftigen?
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