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zweier Gelehrten und mindestens der Gattin des einen ist freilich sehr unwahrscheinlich
, doch sind unter Margerys Gegnern, Prince, Hoagland, Dr. Ilhine,
McDougall und andere, Männer \on solchem Rang, daß es lächerlich wäre, ihre
Berichte einfach zu ignorieren, um so mehr als \on den vier wissenschaftlichen
Komitees, die den Fall untersuchten, keines zu einem bejahenden Urteil kam;
weder das Komitee des Scientific Vmerican, noch Dingwall, noch das Harvard-
Komitee, noch die von der amerikanischen S. P. 11. ernannten Untersucher.
Deshalb stelle ich mir im folgenden die \ufgabe, die drei wichtigsten gegnerischen
Berichte von Iloudini, Hoagland und Ilhine so zusammenzufassen, dafS der Leser
der positiven Berichte in der Lag*? ist, selbst zu beurteilen, ob die Verdachtsgründe
, wie die Gegner glauben, genügen, den Fall ganz zu verwerfen.
Ich beginne mit Iloudinis Pamphlet; es macht keinen sonderlich günstigen
Eindruck, da aus jeder Seite eine naive Selbstgefälligkeit spricht, als ob Iloudini
allein fähig gewesen wäre, die geschilderten durchsichtigen Tricks zu tntdecken;
auch war sein Auftreten nach seinem Bericht derart, daß kein Medium dabei in
Stimmung kommen konnte: dies bestätigt in scharfer Weise Bird, der in seinem
Buch „Margerey'* (S. 4o4—36) Iloudinis Anklagen entgegentritt. Seltsam ist
schon, daß Houdini mehrfach seinen Mitarbeitern, Bird und Carrington, Begünstigung
des Betrugs vorwirft und ihren Ausschluß verlangt (II. 6 und ^2/23).
So könnte man geneigt sein, Houdinis Schrift außer acht zu lassen, doch ist dies
nicht angängig, weil die Mehrheit des Komitees sich Houdinis Bestreitung der
Echtheit der Phänomene angeschlossen hat. Auch schreibt mir Herr W. F. Prince,
den auch Bird für absolut zuverlässig erklärt, daß zwar Houdini zuweilen die
Beweiskraft seiner Beobachtungen überschätze, doch glaube er (Prince) nicht,
daß Houdini in irgendeiner Hinsicht gelogen habe; er sei ziemlich viel mit
Houdini in Berührung gekommen und sei überzeugt, daß dieser für alle seine
Angaben Gründe habe oder wenigstens zu haben glaube. Dies Urteil eines allgemein
anerkannten Ehrenmanns ist wichtig, da Bird mit anderen Forschern
H.s Ehrenhaftigkeit in Zweifel zieht; auch spricht für Houdini, deß er nicht
wie Bird und Carrington bei den Untersuchungen in Boston die Gastfreund1-
schaft Grandons in Anspruch nahm, sondern wie Prince auf eigene Kosten im
Hotel wohnte.
Die Phänomene in seiner ersten Sitzung schildert Houdini wie folgt (H. 6/7):
Die Bell-box (d. h. eine Holzschachtel mit einer Glocke und einer Trockenbatterie
darin: auf der Schachtel ist ein Brett befestigt, das durch eine Feder hochgehalten
wird. Drückt man das Brett gegen den Widerstand der Feder nieder, so schließt
sich der Strom der Trockenbatterie und die Glocke läutet) stand zwischen Iloudinis
Füßen und sein rechter Fuß zwischen der Bell-box und Margerys linkem
Fuß, den Houdinis rechter Fuß kontrollieren sollte. Nach II. hat Margery im
Dunkeln ihr Bein langsam hinter dem meinen, aber immer in Kontakt mit diesem,
gegen die Bell-box \orgeschoben und soweit gehoben, daß sie mit dem Fuß das
Brett niederdrücken konnte; H. will diese Vorgänge deutlich gefühlt haben. „Als
das Läuten vorüber war, fühlte ich deutlich, wie ihr Bein in seine ursprüngliche
Lage zurückschlich." Diese Ausführungen EI.s will Bird widerlegen durch eine
am Ende der Sitzung aufgenommene Photographie, die Margerys Bein in der vorgeschriebenen
Lage zeigt (B. 419); doch ist nicht einzusehen, wie dieses Bild entgegen
II.s Versicherung beweisen könnte, daß Margerys Bein sich auch während
der Sitzung in derselben Lage befand. Jedenfalls zeigt auch die von Bird \er-
öffentlichte Photographie, daß Margerys Bein der Bell-box allzu nah stand, wes-
!
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