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142 Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1927.)
statt der plumpen bisherigen Formen. Ferner entdeckte man leichte aber deutliche
Bewegungen von Margerys rechtem Armband, entsprechend den Bewegungen
von Walters „Hand"; dies legte den Gedanken nahe, daß ein künstlicher Gegenstand
benutzt wurde, trotz Codes anscheinender Kontrolle von Margerys Rechter.
Die Plasticinabdrücke zeigten diesmal keinerlei Ilautlinien, dagegen das Bild eines
kleinen kettenartigen Gebildes, das vermutlich die mechanische Bewegung der
künstlichen Hand unterstützte (A. M.C78). Nach der Sitzung erzählte Code seinen
erstaunten Mitarbeitern die oben zitierte Geschichte; er habe Margery erlaubt
, im Trance das rechte Handgelenkband den Arm hinaufzuschieben und ihre
rechte Hand aus seiner Kontrolle zu befreien. Margery habe dann verschiedene
Objekte aus der Gegend ihres Schoßes mit der Rechten herausgeholt (den Badeanzug
im Dunkel aufreißend) und auf den Tisch befördert. Ein oder zweimal
benutzte sie ihre eigene Hand, um eine Silhouette auf dem Leuchtbrett zu erzeugen
, im allgemeinen aber verwendete sie die künstliche Hand, was die beobachteten
synchronen Leuchtbandbewegungen erklärte. Am Schluß der Sitzung
verbarg Margery die Gegenstände in ihrem Körper (A. M. 679). Jeder inständige
Forscher wird Codes Verhalten mißbilligen; so springt man nicht mit dem
Vertrauen einer Frau um, von der man, wie Code, annimmt, daß sie keine bewußte
Betrügerin ist. Das bedenklichste aber ist, daß Code seine Sache so ungeschickt
angriff, daß wir ausschließlich auf sein Wort angewiesen sind, wenn wir
uns ein Urteil bilden wollen.1) Seine Kollegen erfuhren erst nach der Sitzung,
was er angeblich getan hatte. Margery und ihr Gatte bestreiten Codes Version und
ei klären, dieser sei von Margery bei seinem Besuch am Nachmittag des 3o. Juni
kurzweg entlassen worden und die Sitzung Codes mit „Walter" in Crandons Haus
habe nicht stattgefunden; angeblich besitzt Crandon ein schriftliches Zeugnis eines
geheimen Ohrenzeugen der Unterredung — leider wird der Name des Zeugen verschwiegen
(Cr. 25). Da Margery, wenn ihre Version richtig wäre, hätte verlangen
müssen, daß nicht Code sie am Abend kontrollierte so halte ich irotz ihrer Ungeheuerlichkeit
Codes Version für die wahrscheinlichere, zumal sie eine Erklärung
bietet für die oben erwähnten verdächtigen Beobachtungen der anderen
Teilnehmer dieser Sitzung. Auch darf man nicht vergessen, daß Margery, wohl
um sich zu retten, schon zuvor lloudini der Lüge geziehen hatte; ist es glaubhaft,
daß sowohl in der Kommission des Scientific \merican als in der llarvard-
kommission ein Mitglied bereit war, die wissenschaftliche Welt absichtlich zu
tauschen?
Hoaglands Bericht nimmt an, daß Dr. Crandon Margery nicht unterstützt,
ja daß er möglicherweise nichts von ihren Betrügereien weiß. Dies halte ich,
wenn wirklich alles Betrug ist, wie Code, für ausgeschlossen und so habe ich,
da der im folgenden am betrachtende Bericht Dr. Rhines Crandon offen der Beihilfe
bezichtigt, die llarvardprotokolle daraufhin studiert, ob sich auch da Anzeichen
für eine solche Beihilfe finden. Es fiel mir folgendes auf: Abgesehen!
von der letzten Sitzung, in der Margery ihre Hilfsapparate angeblich in der Vagina
versteckt hielt, traten nur in den Sitzungen vom 2 4. und 29. Juni 1926 außer
dem teleplastischen Hauptarm noch andere t^leplastische Gebilde wie eine Art
Seestern (Cr. 69) und ein zweiter xlrm auf (Cr. 'jS); auffällig ist nun, daß nur
in diesen beiden Sitzungen das Protokoll besagt, daß Crandon vor Andrehen des
*) Daran ändert auch Codes nachträgliche Veröffentlichung des Protokolls der
angeblichen Nachmittagssitzung mit Walter nichts (Pr. 429/32).
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