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das Seltsamste. Alle bis auf die zwei Professoren vorlassen das Zimmer (Richard-
son geht als letzter!) und so hätten jetzt die zwei Gelehrten „unkontrolliert" von
den anderen, endlich bei den Bewegungen des Korbs im Kabinett Hände und
Mund Margerys (letzteren wegen des Verdachts der Verwendung eines zusammenlegbaren
Stabes) kontrollieren können. Seltsamerweise wird jetzt zum erstenmal
in der Sitzung die Tür des Kabinetts geschlossen, so daß nicht nur das Sehen
der Leuchtnadeln vor allem an Margens Füßen sehr erschwert ist, sondern auch
eine Kontrolle des Mundes während der erneuten Erhebungen des Blumenkorbes
unmöglich ist; überdies sagen die offenbar sehr naiven Professoren nichts über
eine Kontrolle der Hände (J. 681), deren Drahtfesselung am Handgelenk sie
augenscheinlich für ausreichend hielten. Es ergibt sich also der Widersinn, daß
das Kabinett vorn offen ist, solange Margerys Freunde da sind (die möglicherweise
durch die offene Tür etwas nachhelfen könnpn), dagegen geschlossen ist,
wenn nur die zwei unverdächtigen Professoren da sind. Das hat höchstens einen
Sinn, wenn diesen zwei Herrn die Kontrolle absichtlich erschwert werden sollte.
Für die Versuche mit Riehardsons Stimmaschine w ird wieder Margerys Kopf freigegeben
, vermutlich aus den von Rhino dafür angegebenen Gründen. Dann
erfolgt Glockenläuten im Dunkeln, die zwei Professoren umgeben dabei Margery.
dafür bleiben die Füße aller Anwesenden unkontrolliert. Dann erfolgen die
Bell-box-Phänomene anscheinend zum Teil in gutem Licht: aber was wissen wir
über die Trickmöglichkeiten von Dr. Ciandons Apparaten? zumal Herr Richard-
son die Bell-box als letzter hält, so daß ei vor der Nachkontrolle den eventuellen
Trick entfernen konnte. Dasselbe gilt für einen merkwürdigen Bericht Birds
(J. 1926 S. 392); immerhin ist das gelegentliche Läuten der Bell-box auf Befehl
verschiedener Teilnehmer bei Licht erstaunlich (J. 389).
Wer sich den offenkundigen Widersinn in den Kontrollmaßnahmen der
nach Bird bestkontrollierten Margery-Sitzung \or Augen hält, wird, selbst wrenn
er, wie ich, die Margery-Phänomene bisher mindestens teilweise für echt hielt, zugeben
müssen, daß die Verdachtsgründe recht stark sind; es ist wirklich sehr
möglich, daß das Ehepaar Crandon bewußt und systematisch betrügt; es kannte
Rhines Bericht und war doch nicht in der Lage, die Kontrolle so zu gestalten, daß
Rhines Mutmaßungen irgendwie entkräftet worden wären. Auch Richardson ist
verdächtig, da er sonst gegen die seltsamen, ihn schwerstens kompromittierenden
„Kontroll*Bedingungen protestieren müßte. Die kleinen Verbesserungen in der
^Kontrolle gegenüber Rhines Sitzung sind leicht dadurch erklärbar, daß Margery
sich in den 21/2 Monaten noch besser eingeübt hatte; nach wie vor aber kann sie
ihre Hände nicht kontrollieren lassen. So muß bei Margery, jeweils Anweisungen
Crandons entsprechend, stets ein entscheidender Fehler in den Kontrollbedingungen
vorliegen. Bei Houdini war es noch ganz dunkel, Margery trug keine
Leuchtbänder, die Füße wurden nur von denen der Konirollpersonen kontrolliert:
meist kontrollierte rechts ihr Gatte (was freilich in manchen Sitzungen nachgeprüft
wurde), oder wurde gelegentlich eine Kontrollperson von „Walter**
fortgeschickt, um etwas zu holen. Bei Hoagland trägt Margery zwar
teilweise durch den Tisch >erdeckte Leuchtbänder, dafür aber werden die
Füße durch den Tastsinn nicht kontrolliert: sowie auch dies geschieht,
muß Code, wie er sagt, Margerys Hand freilassen. Und dann folgen die soeben
geschilderten allem gesunden Menschenverstand widersprechenden Kontrollbedin-
gungen des Richardsonschen Kabinetts. Daß der schon genannte Herr Code nun
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