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Krall: Denkübertragung zwischen Mensch und Tier,

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hielt ich mein Ohr in den verschiedensten Lagen seitwärts oder unter die Metall-
platte, gleichfalls mit völlig negativem Erfolg. Diese Beobachtungen wurden
damals in Berlin von Herrn Ing. Busse und mir abwechselnd vielfach wiederholt
. Die Versuche mil vorgehaltener Metallplatte gelangen ebensogut wie die
ohne Abschirmung —, entgegen v. O.s Ansicht.

Das Pferd selbst stand während der Befehlsübermittlung ruhig an seinem
Platz. Mitunter bekam es von seinem Herrn mit ausgestrecktem, etwas tiefer
gehaltenem Arm ein Stück Mohrrübe, damit es seinen Kopf senke. Herr v. O.
war nämlich der Ansicht, eine Uebermittlung fände am leichtesten statt, wenn
das Ohr des Pferdes in gleicher Höhe dem Munde des Uebermittlers frei gegenüberstände
, durch ein Verdecken der Ohren mit Ohrenkappen aber oder durch
ein Abhalten der vom Munde des Uebermittlers ausgehenden „Schallwellen"
(wie durch die oben erwähnte Metallplatte) würde ein Erfolg unmöglich ge-
machl. Mehrfache Versuche bewiesen, wie schon erwähnt, daß auch im letzteren
Fall eine Uebertragung mühelos gelang.

Nach der Uebermittlung des „stillen" Befehls blieb das Pferd meist 2 bis
3 Sekunden völlig ruhig, während Herr v. 0. weiter zurücktrat. Alsdann stellte
er die Frage: „Hans ,was habe ich dir im Stillen gesagt?'* oder er erteilte den
Befehl: „Mach' das, was ich dir im Stillen gesagt habe!" Und das Pferd antwortete
durchweg sofort richtig. Aber diese Frage war nicht unbedingt
erforderlich: das Pferd antwortete mit der richtigen Ausführung des öfteren
auch ohne weitere Aufforderung.

Die Versuche gelangen im allgemeinen mindestens ebenso gut wie die Antworten
auf gesprochene Befehle, ja, es kam manchmal vor, daß das Pferd,
wenn es offensichtlich unlustig war und absichtlich falsch antwortete, beim
Uebergang zu Versuchen mit „Stillem Sprechen" richtige Antworten gab; doch
auch dies wechselte, offenbar je nach Laune und Stimmung.

Aber nicht nur bei Herrn v. 0. gelangen diese Versuche, auch andere Teilnehmer
— namentlich ich selbst — konnten sie häufig mit Erfolg ausführen
. Ich stand dabei in derselben Entfernung vom Pferde wie sonst der
alte Meister und „sprach" in der Richtung zum Ohre des Pferdes den Befehl
„innerlich" aus. Dabei hielt ich aber meine Lippen vollkommen geschlossen
: ich war mir durchaus bewußt, nicht den geringsten Laut von
mir gegeben zu haben.

Wenn ich selbst den Befehl mit „Stillem Sprechen" übermittelte, so war
dieser niemandem außer mir bekannt. Die Versuche wurden mit Erfolg
oftmals wiederholt, wobei ebenfalls eine gegenseitige scharfe Beobachtung
der Teilnehmer stattfand: wenn ich selbst den Versuch anstellte,
beobachtete mich Herr Ing. Busse und umgekehrt ich ihn. Niemals war
irgendein noch so geringfügiger Laut oder eine sichtbare Bewegung des Mundes,
insbesondere der Lippen, wahrzunehmen.

Zwischendurch wurden auch häufig Versuchsreihen (ohne Pferd) eingeschaltet
, bei denen wir Teilnehmer uns gegenseitig Befehle und
Fragen auf die gleiche Weise zu übermitteln suchten. Herr Busse z. B. sprach
,.innerlich", und ich bemühte mich, den Befehl optisch oder akustisch
wahrzunehmen, aber irgendwelche Anhaltspunkte waren nicht zu erkennen,
auch wenn die Rollen getauscht wurden. Selbst bei geschärftester Aufmerksamkeit
des Beobachtenden war es ganz unmöglich, von den ruhigen, fest


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