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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0170
154 Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1927.)

fernliegenden Experimente. Das wurde auch durch die Aussagen der täglichen
Zeugen seines Tierunterrichts, der Hausbewohner, sowie der langjährigen Anhänger
der Sache, ferner durch meine eigenen Erfahrungen bestätigt. Er geriet
in die heftigste Erregung, wenn manchmal die Sprache darauf kam, daß irgend
jemand die Leistung seines Pferdes durch „Gedankenübertragung" erklären
wollte. War das Tier zuzeiten besonders arbeitsunlustig und gab es Reihen
falscher Antworten zum besten, so rief sein Herr höhnisch: „Gedankenübertragung
, alles Gedankenübertragung!'*

In dem Bestreben, die Antworten des Pferdes durch überaus leise Lautwirkungen
zu erklären, suchte der alte Meister — wie bereits erwähnt — seine
Ansicht durch eine Reihe von Gründen zu stützen: das Pferd versage, wenn
man seine Ohren verdecke, wenn der Mund des Sprechers abgeblendet sei
oder wenn das Ohr dem Mund des Uebermittlers nicht frei gegenüberstände.
In all diesen bereits erwähnten Fällen — so war seine Meinung — könnten die
Versuche nicht gelingen. Nun hatte er in jahrelangem Unterricht die Aeuße-
rungen seines Pferdes, die Art seines Reagierens, aufs genaueste kennengelernt,
war im übrigen ein ebenso gewissenhafter wie außergewöhnlich scharfer Beobachter
. Da ich nichts anderes an die Stelle zu setzen hatte, sajh ich mich
mangels einer besseren "Erklärung gezwungen, bis auf weiteres seiner Meinung
beizutreten.

Ich verkannte durchaus nicht das Unzureichende dieser Erklärung, mußte
aber notgedrungen mit meinem Urteil zurückhalten, bis eine eingehendere
experimentelle Untersuchung größere Klarheit gebracht haben würde. Vorläufig
vermutete ich demnach beim „Stillen Sprechen" (nach von Ostens Vorbild
) akustische Einwirkungen, zumal allgemein dem Pferde ein überaus
scharfes Gehör zugeschriebea wird.

Aber ich konnte mich nicht dabei beruhigen, daß ein noch so fein organisiertes
Pferdeohr Laute wahrnehmen sollte, die einem zwischen Pferd und
Uebermittler stehenden, scharf aufmerkenden Beobachter vollkommen entgingen
! Das schien mir doch aller Erfahrung auf akustischem Gebiet zu widersprechen
, 3enn zum „Artikulieren** bestimmter Worte gehört auch ein bestimmtes
Maß von Schallstärke, ohne die eine verständliche Aussprache
einfach unmöglich wird.

Dieser allgemein bekannten Tatsache widersprach nicht einmal die Arbeit
von Hansen-Lehmann über „Unwillkürliches Flüstern", denn einerlei,
wie das Flüstern zustande kommen sollte, durch den Mund oder — wie hier
kühn behauptet wird — „durch die Nase": immer mußten es doch unterscheidbare
Laute sein, die einem zwischen Sprecher und Pferd stehenden Beobachter
unmöglich auf die Dauer hätten entgehen können.

Ich stand — wie gesagt — vor einem Rätsel! Der Gedanke, daß es sich
hier etwa um „Denkübertragung" handeln könne, lag mir fern. Obgleich ich
eine solche Möglichkeit bestimmt vorausgesehen hatte,
glaubte ich doch, daß ein Pferd zum mindesten erst durch langwierige Vorversuche
für diese unfühlbaren Einwirkungen empfänglich, auf sie „aufmerksam
" hätte gemacht werden müssen. Und solche Versuche waren bisher
niemals unternommen worden.

Dies alles blieb sehr unklar, und eine Deutung, die allen Umständen Rechnung
trug, war nicht zu finden. —


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