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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1927.)
5. Aus diesen „Unwissentlichen Versuchen'* geht wiederum hervor, daß
von der nachgewiesenen telepathischen Fähigkeit die D e n k £ ä h i g-
keit des Tieres zu trennen ist. Beide Fähigkeiten sind voneinander unabhängig
— vorhanden.
6. Bei diesen Uebertragungsversuchen waren die Vorbedingungen:
Ausschluß aller äußeren Störungen, völlige Ruhe im Experimenlierraum.
Starke Konzentration von Seiten des Senders, des Menschen, und
völlige Aufmerksamkeit von seiten des Empfängers, des Tieres.
2. Denkübertragungsversuche zwischen mir und den Pferden Muhamed
und Zarif.
Gleich zu Beginn des Unterrichts unternahm ich mit meinen Pferden
Muhamed und Zarif eine Reihe von Versuchen, um festzustellen, ob auch
hier — wie beim „Klugen Hans" — unter bestimmten Umständen eine telepathische
Uebertragung stattfinden könnte.
Nachdem die Tiere bis zur Zahl 20 zählen gelernt und begriffen hatten,
was rechts und links sei usw., stellte ich die Versuche in der Weise an, daß
ich z. B. die gewünschte Zahl immer leiser flüsterte und dabei gleichzeitig,
soweit es die Stallräumlichkeiten zuließen, nach und nach den Abstand zwischen
ihnen und mir vergrößerte. Schließlich war das Flüstern fast unhörbar
geworden, also auf der äußersten Grenze angelangt. Nachdem ich nun vorher
dem Pferd den Befehl erleilt halte: „Muhamed, paß gut auf, welche Zahl du
jetzt treten sollst!" flüsterte ich nicht mehr, sondern dachte die Zahl mit
starker Gedankenkonzentration, und siehe da - der Versuch gelang
: Muhamed antwortete richtig.
Damit war für mich der Beweis erbracht, daß unter diesen Umstanden auch
bei meinen Pferden eine telepathische Uebermittlung eintreten konnte. Die
Bedingung war: völlige Ruhe im Yersuchsraum, starke Konzentraiion von seiten
des Senders und größte Aufmerksamkeit des Empfängers, des Tieres. Die
Uebertragung erforderte stets eine gewisse, wenn auch kurze Zeit (etwa
5 bis 10 Sekunden), während der das Tier, allem Anschein nach sehr aufmerksam
, sich ruhig verhielt und dann erst antwortete.
Auf Grund des Erlebten bin ich durchaus der Ueberzeugung ^vvie ich
anderen Ortes weiter ausführen werde), daß alles im I. Band „Denkende
Tiere* Mitgeteilte auf dem eigenen Denken der
Pferde und nicht auf einer telepathischen Uebermittlung
beruht.
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, daß diese Selbständigkeit
nicht nur aus den unerwarteten Antworten hervorleuchtete, sondern
auch aus der ganzen Art, wie diese gegeben wurden.
Ich habe schon an anderer Stelle darauf hingewiesen, daß wir freilich bei
Antworten, die der Erwartung des Fragestellers entsprechen
— also z. B. bei Zähl- und Rechenaufgaben, soweit es sich nicht um unwissentliche
Aufgaben handelt — niemals mit völliger Bestimmtheit sagen können,
ob sie auf dem eigenen Denken oder telepathischen Einflüssen beruhen. Das
können wir im Grunde bei den Antworten des menschlichen Schülers auch
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