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Krall: Denkübertragung zwischen Mensch und Tier
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nicht ohne geileres enlscheiden. Nur ist eben Telepathie beim Menschen seltener.
Da aber auch die fielen unerwarteten Antworten, zum großen Teil die
Zähl- und Rechenaufgaben durchsetzend, unter völlig gleichen Umständen
erfolgen wie diese, so ist es m. E. unberechtigt, hierfür
zweierlei Erklärungen heranzuziehen und so halte ich auch diese Antworten (auf
Zähl- und Rechenaufgaben) für selbständige.
Es genüge anzuführen, daß bei diesen telepathischen Versuchen mehrfach
Reihen richtiger Antworten, die jeden Zufall ausschlössen, gegeben wurden auf
die Frage: „Welche Bewegung habe ich mir gedacht?" oder: „Welche Zahl
sollst du zählen?*'
Vielleicht wird man fragen, warum diese bedeutsamen Experimente so
bald wieder aufgegeben und die Versuche nicht nach verschiedenen Richtungen
hin weiter ausgedehnt wurden, z. B. ob Ermüdungserscheinungen dabei auftreten
, oder wie sich telepathische Uebertragungen bei größerer Entfernung,
bei Zwischenschaltung bestimmter Stoffe (Holz, Metall u. a. m.) gestaltet
haben würden.
Darauf habe ich zu erwidern, daß ich mir damals lediglich Gewißheit verschaffen
wrollte, ob überhaupt eine telepathische Uebertragung
zwischen mir und meinen Pferden möglich wäre und unter welchen Bedingungen
. Ich wollte selbst ein kritisches Urteil für diese Art von Antworten
gewinnen, um gegebenenfalls entscheiden zu können, welche Antwort wohl auf
eigener Denkfähigkeit und welche auf telepathischer Uebermittlung beruhen
könnte.
Da es sich aber zunächst um den Nachweis, um die Ausbildung des
Denkvermögens der Pferde handelte, die noch so umstritten und beim
v. Ostenschen Pferde so verkannt war, unterließ ich nach dieser Feststellung
derartige, \on den vorgezeichneten Unterrichtsversuchen abweichende Experimente
, um meine Pferde nicht an «ußersinnlichc Einflüsse zu gewöhnen.
Während, wie bereits mitgeteilt, die telepathische Uebermittlung eine gewisse
Zeit (o bis 10 Sekunden oder mehr) erforderte, erfolgten die aus
Eigenem gegebenen Antworten der Pferde bei gutem Willen unmittelbar
auf die Frage. Solche Antworten wurden mit großer Lebhaftigkeit
gegeben und häufig was auch von anderen Beobachtern bestätigt wird —
ging aus der bestimmten Art des Tretens schon her\or, daß sich
die Pferde der Richtigkeit ihrer Antworten bewußt waren.
Manchmal erfolgte dieses Treten, der Wechsel vom rechten zum linken Fuß usw.
so schnell, daß der Lehrer; erst recht der Zuschauer, Mühe hatte zu folgen.
\us all diesen Gründen, denen noch weitere angereiht werden könnten, müssen
wir diese Antworten als selbständig vom Pferde gegebene und
nicht als telepathisch übermittelte ansehen und bewerten.
Weitere Beweise für die Selbständigkeit des Tierdenkens sollen an anderer
Stelle gegeben und eingehend erörtert werden. Wir dürfen niemals außer acht
lassen, daß es sich hier um ein komplexes Phänomen handelt, das dem
Forscher ganz verschiedene Seiten darbietet.
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