Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0180
164 Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1927.)

Tischrücken.

Von Universitätsprofessor Dr. Eduard von Liszt, Regierungsrat und Verteidiger
in Strafsachen zu Wien.

Ich gebe die folgende Mitteilung als rein objektive Feststellung von Tatsachen
, ohne dazu in irgendeiner Weise Stellung zu nehmen.

Vorausschicken muß ich, daß meine Mutter, eine echt religiöse, geistig sehr
hochstehende, trotz ihres hohen Alters geistig erstaunlich klare und regsame Frau,
mich fast fünf Jahre vor dem geschilderten Vorfalle im Alter von über t)5 Jahren
am 2. November 1920 verlassen hatte. Ferner, daß sie sich dann einmal bei einer
Sitzung mit einem Sprechmedium manifestiert haben sollte, wovon ich aber nur
den peinlichen Eindruck des Unechten gewonnen hatte.

Im Herbst des Jahres 1920 brachte ich einige Wochen in einem böhmischen
Grenzstädtchen zu, wo ich mit einer Dame bekannt wurde, die sich für die Erforschung
okkulter Probleme interessierte. Ich wurde von ihr zu einer Sitzung
in engstem Kreise eingeladen. Da uns andere Möglichkeiten nicht zu Gebote
standen, mußten wir uns auf primitivste Mittel beschränken und hielten die
Sitzung mit Tischrücken ab, wozu ein leichtes kleines Tischchen von normaler
Tischhöhe mit drei Beinen verwendet wurde. Außer der Hausfrau und mir
waren nuc noch zwei Personen anwesend. Außer mir hatte keiner der Anwesenden
meine selige Mutter gekannt.

Bald meldete sich der „Kontrollgeist" und klopfte die Mitteilung, wir hätten
keine Ahnung davon, von wieviel Geistern wir umgeben seien; und wenn jemand
von uns mit einem Verstorbenen zu sprechen wünschte, so könnte dieser Wunsch
gleich erfüllt werden. Der neben mir sitzende Fachlehrer M., der von dem Tode
meiner Mutter und meiner Anhänglichkeit an sie Kenntnis hatte, forderte mich
auf, sie um ihr Kommen hatten zu lassen. Ich lehnte dies jedoch mit Entschiedenheit
ab. Denn es widerstrebte mir ebenso, ihr Gedächtnis einem eventuellen
Mißbrauch auszusetzen, wie ich mich nicht unterfangen wollt:, ihre Ruhe
zu stören

Auf dem Heimweg teilte Fachlehrer M. mir mit, er kenne auch einen jungen
Mann mit medialer Veranlagung im Städtchen. Durch seine Vermittlung fanden
wir uns einige Tage nachher bei diesem zusammen. Wieder wurde ein leichtes,
dreibeiniges Tischchen verwendet, und wieder bestand der Kreis der Teilnehmer
aus nur vier Personen, von denen ausschließlich ich meine Mutter gekannt hatte.

Nach ziemlich kurzer Dauer der Sitzung klopfte das Tischchen die Buchstaben
L—y—z—t, was mich zu der Frage bewog, ob das vielleicht „L i s z t"
heißen solle. Auf die bejahende Antwort hin fragte ich, ob das mich angehe, und
weiter, ob mich jemand zu sprechen wünsche. Als auch diese Frage bejaht war,
fragte ich: „Wer?"

Die Antworte lautete: „Mama."

Gerne gestehe ich, daß mich eine große Befangenheit ergriff. Hauptsächlich
beherrschte mich die Angst, es könnte mit dem Andenken an meine über alles
verehrte Mutter wieder Mißbrauch getrieben werden. Aber rasch war ich wieder
gefaßt und bat um ein Zeichen, aus dem ich zweifelfrei erkennen könne, ob tatsächlich
sie unsichtbar gegenwärtig sei.

Das Tischchen buchstabierte: „Was für eines?"

Nun hatten wir beide — sie und ich — große Vorliebe für die am Bodensee
gebräuchliche alemannische Mundart gehabt und auch Gedichte in dieser Mundart


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0180