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Gabriele v. Rocfcow: Ein merkwürdiges parapsychisches Phänomen. 165
gelesen. Danach hatten wir uns oft scherzweise mit aus diesen Gedichten entnommenen
und dann noch weiter veränderten Worten benannt, aber ausnahmslos
unter vier Augen. So bat ich denn: „Wenn Du es bist, so bitte sag* mir eines
der Worte, mit denen ich Dich manchmal unter vier Augen angeredet habe."
Dabei dachte ich an das am häufigsten von mir gebrauchte Wort. Zugleich hob
ich die Hände so hoch, daß nur die äußersten Fingerspitzen das Tischchen berührten
und ein unbewußtes Drücken auf dieses ganz ausgeschlossen war.1)
Sofort begann das Tischchen wieder zu klopfen und buchstabierte in vollster
Klarheit eines jener vertraulichen Worte; ein anderes als das von mir momentan
gedachte, aber doch eines der wirklich gebrauchten Worte.
Die anderen Anwesenden sagten enttäuscht: „Das heißt ja nichts4*.
Jch ignorierte das und sagte: „Bitte gehen wir wreiter. — Bitte hab' jetzt die
Güte: Sag' mir noch eines der Worte, mit denen Du mich in solchen Fällen
genannt hast.'*
Wieder begann das Tischchen unverzüglich zu klopfen, und es buchstabierte
auch ein solches Wort. Und wieder meinten die anderen Anwesenden, das .gebe
doch keinen Sinn. Ich benützte diesen Umstand *jnd bat um die Wiederholung
der Worte, die auch sofort in voller Deutlichkeit erfolgte.
Was ich dann noch weiter fragte, ist für die Beurteilung des Vorkommnisses
ebensowenig wichtig, wie die darauf gegebenen Antworten. Nur Eines davon
möchte ich erwähnen: Ich fragte, ob die eingangs dieser Mitteilung erwähnte
Manifestation durch jenes Sprechmediuni echt gewesen sei. und erhielt die Antwort
, daß davon gar nichts bekannt sei.
An demselben Abend meldete sich noch eine Wesenheit, deren ich ausdrücklich
gedenken möchte: Der vor sieben Jahren verstorbene Sohn einer an der
Sitzung teilnehmenden Dame. Sie war den Anwesenden außer mir unbekannt,
ebenso der Name des verstorbenen Sohnes. Das Tischchen aber buchsiabierte
seinen Namen fehlerlos.
Berichte über Spontanphänomene.
Ein merkwürdiges parapsychisches Phänomen*
Berichtet von Gabriele von Rochow.
(Uebersetzungsrecht vorbehalten.)
Vor Jahren kannte ich einen schwerkranken Herrn. Er war gelähmt und
auf den Rollstuhl angewiesen, den sein treuer Diener schob. Damals war sein
Geist noch lebhaft, klar und scharf und es war ein Genuß, sich mit ihm, dem
Belesenen und dem logischem Denker, zu unterhalten und manches Problem
wurde aufgerollt und erörtert, während ich, gleichfalls zur Badekur in W.
mich aufhaltend, oft neben seinem Rollstuhl© einherschritt. Durch die langjährige
Krankheit und schweren Schicksalsschläge war der Beireffende schließlich
nicht gerade verbittert, aber sein Glaube war nicht mehr so warm, freudig
und fest, wie ehedem, so daß er nicht mehr die Kirche besuchte, den Gottesdienst
mied, der ihm gerade jetzt bei der Zunahme seiner hoffnungslosen
Krankheit, doppelt Kraft und Trost hätte geben können. Trotzdem blieb er
eine suchende Seele, und als wir uns gegenseitig die herrlichen Andachten \on
0 Anm. der Redaktion: Könnte hier nicht doch ein Irrtum vorliegen.
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