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Heiler: Die Wahrheit über Sundar Singhs Leben
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der Plan, für den Sadhu in der dortigen Thomaskirche ein Denkmal zu errichten,
durch Rev. Redman bestätigt, der selber die Subskriptionsliste auflegte.
9. Hinsichtlich der Tibetreisen des Sadhu besteht heute weitgehende Klarheit
. Zunächst muß beachtet werden, was auch der hervorragende Tibetkenner
Prof. Francke bestätigt, daß die Inder unter Tibet das gesamte tibetanische
Sprachgebiet \ erstehen, auch die vor 80 Jahren unter britische Oberhobeit gestellten
Gebiete (Kleintibet). Sundar Singhs erste Tibetreise hat sich, soweit
sich feststellen läßt, nur auf ein noch in Kleintibet liegendes lamaistisches
Kloster erstreckt. Dagegen ist er nachweislich 191a über die Herrnhuter Station
Poo nach Großtibet vorgedrungen. Auf seinen großen abenteuerlichen Tibetwanderungen
ist er jedoch nicht über das Herrnhuter Missionsgebiet gekommen,
sondern über den Almora-Distrikt. Eine ganze Pieihe dort arbeitender Missionare
haben ihn in diesem Bezirk auf der Hin- unid Rückwanderung getroffen und
beherbergt (1912, 1913, 1915, 1917). Daß Sundar Singh auf diesen Wanderungen
wirklich in großtibetanisches Gebiet vorgestoßen ist, wird durch die
Missionarin Miß Turner (Dangoli) und die Missionsärztin Miß Dayal (Sikandra-
bad) beglaubigt, an die er von der letzten indischen Poststation aus schrieb, ehe
er Großtibef betrat und unmittelbar nachdem er von dort wieder zurückgekommen
war. vor allem aber durch Rev. Yunas Singh von der London Missionary
Society (jetzt in Almora), der selber 1910 eine größere Tibetreise unternommen
und in einem eigenen Buche beschrieben hat. Er hat Sundar Singh an der Hand
einer Karte einer genauen Prüfung unterzogen und ist so zu der Ucberzeugung
gelangt, daß der Sadhu mit Weg und Steg vertraut ist. Er bezweifelt auch in
keiner Weise die Tatsächlichkeit der Wundererlebnisse, die Sundar Singh von
seinen Tibetwanderungen przählt. Er kennt sogar den Weg nach Rasar, einem
w est tibetanischen Orte, an dem sich das bekannte Brunnen wunder ereignet
haben soll.
10. Das Allermerkwürdigstc ist jedoch der Umstand, daß der genannte Yunas
Singh 1915 in Giamnama, einem 4o Meilen von Kailash entfernten Handelsplatz,
tibetanische Kaufleute traf, die ihm» von den zahlreichen Eremiten in den Höhlen
des Kailash erzählten und besonders einen „sehr, sehr alten Rishi" erwähnten,
der nahe an den Schneeregionen wohne. Wenn man also in unmittelbarer Nähe
des Kailäsh den Maharishi kennt, dann kann dieser unmöglich ein frecher Schwindel
des Sadhu sein, wie Hosten behauptet hatte. Auch die bekannte Missionarin
Miß Mary Dobson (•{* 1923) bringt ein kleines Zeugnis für die Existenz des Maharishi
bei. Nach einem ihrer Vorträge, in dem sie die Begegnung des Sadhu mit
dem Maharishi erwähnte, kam ein junger Mann zu ihr und erzählte ihr, seinVater,
ein Bergbauingenieur, der die entlegensten Gebiete des Himalaya durchstreifte,
habe ihm auf dem Sterbebett inj feierlichen Worten von den geheimnisvollen
hochbetagten christlichen Asketen im Himalaya gesprochen; er habe das nie recht
verstanden, erst jetzt, nachdem er vom Sadhu gehört, sei ihm klar, was sein
Vater gemeint habe. (Sundar Singh hat übrigens, wie aus Zeugenaussagen hervorgeht
, nie behauptet, der Maharishi sei 3i8 Jahre alt, sondern nur, daß ihm dies
der Maharishi erzählt habe. Als schon vor Jahren Rev. Redman die Möglichkeit
dieses hohen Alters bezweifelte, erklärte ihm der Sadhu: .,Ich erzähle Ihnen nur,
was er mir sagte, er sieht sehr alt aus." Diese Aussage stimmt wörtlich mit der
Aussage überein, die mir der Sadhu machte.)
11. So wenig wie der Maharishi kann, die „geheime christliche Sannyasi-
Mission" als eine Erfindung des Sadhu abgetan werden. Die Zeugnisse für ihr
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