Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0193
Heiler: Die Wahrheit über Sundar Singlis Leben.

177

sind von Sundar Singh selber überhaupt nie erzählt worden. Nachdem aber die
Erzählung des Sadhu von der Wunderheilung in Colombo einwandfrei bestätigt
ist, wird es psychologisch schwer verständlich, daß in diesem Fall eine geschichtliche
Tatsache vorliegt, während andere Erzählungen (wie das Brunnenwunder),
für die noch kein Zeuge beigebracht ist, der legendären Phantasie des Sadhu entsprungen
sein sollen. Die Beglaubigung der ceylonesischen Krankenheilung
bringt mit einem Schlage alle unsere kritischen Theorien über die Legendenbildung
im Leben des Sadhu (auch meine eigenen) ins Wanken.

i3. Aber noch ein anderes Moment zwingt uns zur größten Vorsicht in der
Behauptung von legendären Zügen im Leben des Sadhu. Alle jene, welche den
Sadhu viele Jahre hindurch im engsten Verkehr genau beobachtet haben, konnten
nie hysterische oder neurotische Neigungen an ihm wahrnehmen. Hierüber
herrscht volle Einstimmigkeit unter allen, die den Sadhu wirklich kennen. Ein
Teil von ihnen gibt die Möglichkeit zu, daß einzelne seiner Wundererfahrungen
nur der Sphäre des geistigen Erlebnisses angehören (Redman,
Chandu Lal, Stokes, Andrews, Western); andere hingegen (Whcrry, Fife, Orbin-
son, Yunas Singh, Riddle, Barne, Popley, sowie die Aerztin Dr. Miß Dayal und
der Arzt Dr. Peoples, bei dem der Sadhu wohnt) halten seine Erlebnisse für
geschichtliche Tatsachen, wenn sie auch der Meinung sind, daß diese Tatsachen
bisweilen anders gedeutet werden können. Gerade der Presbyterianermissionar
liiddle (Kharar) erklärt, daß er ursprünglich eine halluzinatorische Anlage beim
Sadhu vermutet, aber später im intimen Zusammensein mit ihm von der Unhalt-
barkeit dieser Anschauung sich überzeugt habe. Litte Sundar Singh wirklich —
und sei es nur periodenweise — an neurotischen Störungen der Realitätsfunktion,
so müßte wenigstens einer der Männer, die ihn im ganz persönlichen Verkehr in
den verschiedensten Jahren seines Lebens kontrollieren konnten, irgend etwas
bemerkt haben. Das ist aber nicht der Fall. Und würde Sundar Singh einen nicht
zu überbietenden Hang zur Geschiehtsenlstellung aufweisen, wie seine Gegner
behaupten, dann hätte auch ich, der ich seit zwei Jahren ihn immer wieder kreuz
und quer ausgefragt und ihm biswerten sehr verfängliche Fragen vorgelegt habe,
irgend etwas feststellen müssen. Wo immer sich mir eine Handhabe der Kontrolle
bot, habe ich sofort nachgeforscht; aber ich konnte niemals eine Entstellung
des Tatbestandes auffinden: im Gegenteil, in einzelnen Fällen mußte
ich entdecken, daß die Aussagen des Sadhu getreuer waren als die abendländischer
Missionare. Auf Grund meiner Nachforschungen kann ich nur erklären, daß ich
den Wundererzählungen des Sadhu heute mit weit geringerer Skepsis gegenüberstehe
als bei der Abfassung der ersten Auflage meines Werkes und selbst noch
bei der Neubearbeitung der vierten Auflage; und ich halte es gar nicht für ausgeschlossen
, daß ich noch mehr von meinen kritischen Einwänden gegenüber dem
Sadhu zurücknehmen muß, als ich heute schon zu tun genötigt bin. Der einzige
schwerere „Geschichtsfehler", den ich dem Sadhu heute wie bei der \bfassung
der ersten Auflage meines Werkes vorwerfen kann, ist seine einschränkungslosie
Beglaubigung der Parker sehen Biographie. Es hat sich jedoch durch mehrere
Zeugenaussagen herausgestellt, daß Sundar Singh, als ihm die englischen
Korrekturbogen des Buches vorgelegt wurden, noch sehr schlechte Kenntnisse
im Englischen hatte, so daß er sprachlich gar nicht einmal imstande war, ein
wirkliches Urteil über die Korrektheit des Buches abzugeben; er hat in seiner
„naiven Kritiklosigkeit" nach seinem allgemeinen Eindruck geurteilt und die
Fehlerlosigkeit des Büchleins behauptet, wovon keine Rede sein kann. Dennoch

12


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0193