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Die angebliche Entlarvung der Eleonore Zugun.
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Feststellung reiste die Gräfin auf Einladung einiger Parapsychologen nach Nürnberg
, um von dort nach Wien zurückzukehren. Hier erhielt sie einen Brief des
Grafen Klinckowstroem, der sie bat, nochmals nach München für eine oder zwei
Sitzungen zu kommen mit folgender Motivierung:
„Beide Herren (Dr. Rosenbusch und Dr. Darmstädter) hätten sehr gerne
noch eine oder zwei Sitzungen erlebt; namentlich für Dr. Rosenbusch war die
letzt© Sitzung die erste, während der sich eine Menge Phänomene ereigneten.'4
Die Einladung schließt: „Tischner und Darmstädler haben mir von der
Filmsitzung telephonisch berichtet. Das scheint ja ein voller Erfolg zu sein!"
In Wirklichkeit behauptete Dr. Rosenbusch, bereits in der zweiten Sitzung
den unwiderleglichen Beweis für die künstliche Erzeugung einiger der Phänomene
erhalten zu haben. }
In der Meinung, daß diese Einladung ehrlich gemeint sei, gab die Gräfin
die schon für Wien gelösten Bahnkarten zurück, fuhr nach München, und stellte
sich mit der Unbefangenheit eines aufrichtigen Menschen dem Dr. Rosenbusch
für eine Sitzung in dessen Villa zur Verfügung. Derselben wohnten bei:
Dr. Rosenbusch, Graf Klinckowstroem, der Taschenspieler Diehl und der angebliche
Lei ler der Trickfilm-Abteilung Emelka, Herr Ludwig Pfenniger, der sich
früher einmal als angebliches Trancemedium aus „Interesse für die okkultistische
Psychologie" Dr. Tischner zur Verfügung gestellt hatte. Die Herren*'!
verabredeten ein vollständiges Zeichensystem, das ihnen ermöglichen sollte, die
Körperberührungen und die auftretenden Hautverletzungen in koinzidierenden
Zusammenhang zu bringen. Das ist zweifellos auch für eine Anzahl der Phänomene
gelungen, denn jedermann, der mit Eleonore operiert hat, weiß, daß
sie hie und da die Erscheinungen artifiziell zustande bringt.
Nach Auffassung des Dr. Rosenbusch ist die Ueberführung glänzend gelungen
und derselbe hat bereits seine Beobachtungen im Berliner Tageblatt vom
20. Februar 1927 unter der Aufschrift „Die Entlarvung des rumänischen
Teufels" publiziert.
Die beobachtungspsychologische Methode der Herren erscheint an sich einwandfrei
, vorausgesetzt, daß auch alle jene Fälle mitgeteilt werden, bei denen
die Koinzidenz der Körperberührung mit dem Phänomen nicht nachweisbar ist.
Dieser Teil fehlt in dem Bericht des Berliner Tageblatts und nach dem Protokoll
der Gräfin sind auch in dieser Sitzung derartige positiv zu bewertende Ersen
einunge n vorgekommen.
Die Publikation des Dr. Rosenbusch geht aber über die angebliche Entlarvung
der Eleonore hinaus und beschuldigt die Gräfin der betrügerischen Mithilfe
, da dieselbe an der Kleinen einige verdächtige Handbewegungen vorgenommen
habe, als deren Folge wiederum Kratzwunden aufgetreten sein sollen. —
Der Bericht versteigt sich sogar zu der Behauptung, Eleonore habe der Gräfin
Zeichen mit dem Taschentuch gegeben, und diese hätte ihr mit den Augen zugezwinkert
. Dr. Rosenbusch endigt seinen Artikel mit den Worten: „Es ist nicht
meines Amtes, die Gräfin anzuklagen; man gebe ihr eine Chance, auf daß sie
schweige und verschwinde."
*) Wie uns nach Drucklegung dieses Artikels bekannt wurde, steht Graf
Klinckowstroem der Publikation dieses Aufsatzes von Dr. Rosenbusch im Berliner
Tageblatt völlig fern und war beim Erscheinen desselben ebenso überrascht wie
wir. Herr Dr. Rosenbuch hat es nicht für nötig befunden, sich über den Inhalt seiner
Arbeit für die Veröffentlichung vorher mit seinem Mitarbeiter auseinanderzusetzen.
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