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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0204
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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1927.)

Wie aus dem Verlauf der Affäre hervorgeht, stellte man der Gräfin eine
Falle, um sie zu entlarven. Schließlich gibt Dr. Rosenbusch der wehrlosen
Frau den Gnadenstoß. Das ganze Vorgehen widerspricht einer objektiv-wissenschaftlichen
Feststellung, da der Bericht lediglich die negativen Momente zu
Ungunsten des Mediums und ihrer Beschützerin zusammenstellt; über die eigenen
Täuschungsmöglichkeiten bei der Auslegung der Handbewegungen der Gräfin
ist man offenbar sehr leicht hinweggegangen. Man teilte aber nach Feststellung
des negativen Ergebnisses weder der Gräfin, noch dem ursprünglichen Veranstalter
dieser Silzungsserie, Dr. Freiherrn von Schrenck-Notzing, etwas darüber
mit, gab der Dame auch keinerlei Gelegenheit, sich in einer neuen Sitzung
zu rehabilitieren. Ebenso machte man keinen Versuch, die offenbaren Fehlerquellen
der Körperberührung auszuschließen. Man wollte die Entlarvung
— nichts anderes! Man hütete das Geheimnis, bis die Bombe
durch den Artikel im Berliner Tageblatt zum Platzen kam.

Zweifellos hat die Gräfin Wassilko durch kleine Unachtsamkeiten ») einige
Verdachtsmomente geliefert, die aber genügten, sie in den Augen des Herrn
Dr. Rosenbusch völlig zu verurteilen und ihre persönliche Ehre in der Oeffent-
lichkeit anzugreifen. Man kann auch den Enllarvungsbe rieht des Berliner Tageblatts
keineswegs als eine Antwort auf den am i. Januar 1927 in der Vossischen
Zeitung erschienenen Sammelbericht ansehen. Denn dieser umfaßt das Forschungsresultat
einer Reihe von Gelehrten nach mehrmonallicher gewissenhafter
Prüfung, während Dr. Rosenbusch sich im wesentlichen auf das Ergebnis einer
einzigen Sitzung stützt.

Man hat also die Ehre einer wehrlosen Dame lediglich auf Grund einiger
flüchtiger Wahrnehmungen in einer einzigen Sitzung öffentlich angegriffen.

Außerdem enthält der Bericht selbst eine Anzahl positiver Unrichtigkeiten.
Gräfin Wassilko ist keine Polin; sie stammt auch nicht aus der Freud-Schule
und der Hauptzeuge, Herr Pfenniger, ist nicht Leiter der Trickfihn-Abteilung,
wie ihn Herr Dr. Rosenbusch bezeichnet, sondern einfacher Operateur. Der
Autor versuchte das ihm durch Beamte der Firma, also widerrechtlich, zugetragene
Material in seinem Bericht zu Ungunsten der Gräfin zu verwerten. Die
Emelka-Kultur-FiJm-Abteilung hat gegen den Mißbrauch des Dienstgeheimnisses
durch ihre Angestellten öffentlich Protest erhoben und die Herren gomaßregclt.

Selbstverständlich bleibt unter diesen Umständen der Gräfin Wassilko nichts
anderes übrig, als Beleidigungsklage gegen Dr. Rosenbusch zu erheben. Herr
Rechtsanwalt Dr. von Scanzoni hat ihre Vertretung in dem Prozeß übernommen.

Ein solcher Sensationsbluff, wie der Artikel des Dr. Rosenbusch, der mit
positiven Unrichtigkeiten arbeitet und alles verschweigt, was zugunsten der
Gräfin spricht, hat mit ernster Wissenschaft und dem Willen zur Erforschung
der Wahrheit nichts gemein. Damit sind die Versuche, welche Dr. von Schrenck-
Notzing auch noch in letzter Zeit wiederholt unternommen hat, um ein erträgliches
Verhältnis und eine sachliche Verständigung mit den Münchner Gegnern
herbeizuführen, durch deren eigene Leichtfertigkeit kläglich gescheitert. Die
Herren, welche sich in ihrem blindwütigen Streben, ä tout prix Betrug zu
finden, zu einem Vorgehen hinreißen ließen, wie es der Rosenbusch-Artikel im
Berliner Tageblatt darstellt, haben über sich selbst das Urteil gesprochen.

l) Wie uns mitgeteilt wird, schob Dr. Rosenbusch für die Gräfin, die fern vom Medium saß, mit
dtr in liebenswürdigstem Tone ausgesprochenen Auffordetung: „Jetzt soll sich aber die Gräfin auch
ein bisserl zu uns setzen", einen Sessel in die unmittelbare Nähe des Mediums. In der Unbefangenheit
des absolut reinen Gewissens ist sie dieser Aufforderung dann allerdings auf ganz kutze
Zeit nachgekommen.


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