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196 Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1927.)
sie manchmal eine Pause, als lauachte sie wieder und spricht das Wort (zuweilen
ein fremdsprachiges) richtig aus (P. 3ü, 37*i/73); Fedas Sehen und Hören
wirken also häufig zusammen. Oft sieht sie das Aeußere des sich mitteilenden
Verstorbenen und schildert es, wie wenn dieser \or ihr stünde. Für dieses Sehen
der Geistergestalten gibt es drei Theorien; die erste behauptet, die Bilder würden
telepathisch aus dem Besucher (oder anderen Lebenden) gewonnen, die
zweite hält den Toten für den telepathischen Agenten und die dritte, die namentlich
Oliver Lodge vertritt (vJ. 18, 213), meint, es handle sich um eine Art
materialisierende Kraft des Geistes, der unbewußt ein Scheinbild seines Körpers
.hervorbringe, so wie dieser zu seinen Lebzeiten aussah. Es müßte also die
Seele nach dem körperlichen Tode leicht materialisierte Bilder ihres früheren
Körpers schaffen können, wie sie zuvor <un Vufbau dieses Körpers leitend beteiligt
war. Natürlich wäre es das Unbewußte, das im Leben den Körper und
nach dem Tode dessen Scheinbilder hervorbringen würde, während das Bewußtsein
keinen Anteil daran hätte, da kaum jemand eine so guls bewußte Erinnerung
an sein Aussehen bewahrt, daß er imstande wäre, später seine Gestalt
aus diesen Erinnerungen wieder richtig au [zubauen, und die Schilderungen
der Gestalten entsprechen >iel eher dem Eindruck, den ein äußerer Beschauer
von ihnen haben müßte, als dem, den der Gesehene selbst bewußt von sich hätte.
Auch bei den Phantomen Sterbender bringt das Unterbewußtsein des oft bewußtlosen
Agenten, das Phantom hervor, sei dieses nun ein telepathisch von dem
Sterbenden erzeugtes Bild oder der Beginn einer von ihm beabsichtigten Materialisation
. Daß der Tote Feda nicht nur seine Gestalt, sondern auch Kleider
und sonstige Gegenstände zeigt, wäre kein Einwand gegen die telepathischspiritistische
bzw. die teleplastisch-spiritistische Hypothese, da dasselbe bei der
Telephanie Lebender und Sterbender stattfindet und auch in Materialisationssitzungen
nicht nur organische Bildungen hervorgebracht werden Ich selbst
bin geneigt, die von Feda gesehenen Bilder als telepathisch (von Verstorbenen oder
Lebenden) erzeugt anzusehen. Die Schilderungen Verstorbener durch Feda sind
übrigens oft recht unvollkommen und unklar (vgl. z. B. die meisten solchen
Schilderungen (P. 3s, 73—98), so daß Mehrdeutigkeiten entstehen; Dr. Jacks
schreib^ daß er den Bericht über seine Sitzung mit Frau Leonard verschiedenen
Mitgliedern seiner Familie zeigte und jedes die geschilderten Geister anders
identifizierte (P. 32, i3/j). In guten Sitzungen jedoch sind die Schilderungen
meist ganz eindeutig (z. B. P. 3o, 348—36o). Wie bei Frau Piper, besteht
bei Frau Leonard eine große Schwierigkeit, die Namen von Personen und
Oertlichkeiten zu geben; in beiden Fällen wohl deshalb, weil konkrete Bilder
und sinnvolle Worte leichler aufgefaßt werden als abstrakte nichtssagende
Namen. . 1 • | ' , *j
Feda scheint keine besondere Liebe zu Frau Leonard zu empfinden, ja sie
hat oft eine Freude daran, Dinge zu tun, die Frau Leonard \erstimmen müssen.
So läßt sie dieser oft durch Besucher Wünsche übermitteln, die Frau L. nur
sehr ungern erfüllt; werden sie aber abgeschlagen, so verweigert Feda das Erscheinen
in der Sitzung (P. 3a, 35*2/55). Nur selten wird Frau L.s Organismus
von anderen Geistern beherrscht; fast immer vermittelt Feda den Verkehr
mit diesen. Wenn aber Feda die Herrschaft an einen andern abgibt, so ist Frau
Leonards Zustand ein anderer; während Feda aufrecht sitzen kann, den Körper,
Arme und Beine bewegt, ja sogar schon durchs Zimmer ging, üben die sogenannten
persönlichen Kontrollgeister, die verstorbene Bekannte der Besucher dar-
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