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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0214
198 Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1927.)

Lebenden ziehe, ist — abgesehen von Fällen wo etwa Hellsehen vorliegt — nie
mit mathematischer Gewißheit zu widerlegen. Man hat nur anzunehmen, daß
jeder unserer näheren Bekannben in uns eine Fülle von Erinnerungen zurückläßt
, die in unserem Unterbewußtsein einen festen Vorstellungskomplex bilden,
der nur etwas aktiviert zu werden braucht, um von einem Medium als mehr
oder weniger geschlossenes Ganzes aufgefangen werden zu können1). Stehen
dann noch diese unbewußten Erinnerungskomplexe in den verschiedenen Bekannten
des Toten in telepathischer Wechselwirkung, so ist in der Tat nicht abzusehen
, wie diese antispiritistische Hypothese je sollte logisch widerlegt werden
können. Es könnte nur eintreten, daß sie schließlich zu kompliziert und künstlich
erscheint, als daß man sie als die richtige Erklärung der Talsachen ansehen
dürfte. Ehe ich auf besonders spiritistisch anmutende Fälle aus den Leonardsitzungen
eingehe, möchte ich bemerken, daß beide oben erwähnten antispiritistischen
Hypothesen die spiritistische Deutung bis zu einem gewissen Grad in
sich enthalten, wenn nämlich alle seelischen Inhalte eines Verstorbenen in Gott
als eine gewisse Einheit bestehen bleiben, so daß sie einem Medium zugänglich
vv erden können, dann ist es keineswegs von der Hand zu weisen, daß die in Gott
weiter bestehenden seelischen Inhalte des Verstorbenen nach wie vor eine gewisse
Persönlichkeit darstellen, die sich von den Geistern gemäßigter Spiritisten
vielleicht nicht allzusehr unterscheidet. Ebenso wäre es möglich, daß die unbewußten
Erinnerungskomplexe, die ein Verstorbener in den verschiedenen Personen
hinterläßt, die ihm irgendwie nahestanden, gleichfalls einen gewissen Per-
sönlichkeitbzusammenhang untereinander hätten, zumal wir ja zur Deutung
mancher scheinbar spiritistischer Phänomene annehmen müssen, daß die unbewußten
Erinnerungskomplexe an denselben Toten in verschiedenen Lebenden in
einer gewissen telepathischen Wechselwirkung stehen. Damit wrären wir der Annahme
Fechners nahe, der glaubte, daß unser Fortleben darauf beruhe, daß wir
fortgesetzt in der uns umgebenden Welt, also auch in den Organismen der uns
umgebenden Menschen durch Strahlungen Spuren hinterlassen, die alle zusammen
nach unserem Tode ein physisches System bilden, das die materielle
Grundlage unseres seelischen Weiterlebens bedeuten würde. Es zeigt sich daher,
daß die spiritistische Hypothese, so schwer ihre Richtigkeit zu beweisen ist, doch
die Tendenz hat, immer wieder irgendwie aufzutauchen, kaum, daß man glaubt,
sie definitiv durch eine ganz andersartige verdrängt zu haben.

Ich wende mich nun zuerst denjenigen Leonardphänomenon zu, die am
deutlichsten spiritistischen Charakter zeigen, und die zugleich ^on derselben Art
sind, die man schon an Frau Piper in ausgiebiger Weise beobachtet hat. Erst
dann werden wir die Phänomene betrachten, die etwas Neues bringen, nämlich
die sogenannten Buchteste und die höchst seltsamen Zeitungsteste, die übrigens
gleichfalls alle in spiritistischer Verkleidung auftreten.

Spiritistisch anmutende Phänomene.

Eine Freundin >on Miß RadclyCfe-Hall hatte ihren Galten im Krieg verloren
, und bat Anfang 1917 Miß R. IL. >om Miltelmeer-Kriegsöchauplatz aus,
wo sie als Krankenschwester tätig war. ob M. R. IL nicht für sie versuchen wolle,

x) Für ein derartiges Autfangen eines größeren Vorstellungskomplexes des
Besuchers ist ein vorzügliches Beispiel der Fall Ferguson aus Soals Bericht über
das Medium Cooper (vgl. Z. f. P. 1926, S. 206).


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