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Lambert: Die Experimente mit dem Medium Leonard.
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<lurch Frau Leonhard etwas über ihren gefallenen Gatten zu erfahren. Die interessanteste
Mitteilung ging aber nicht von,diesem Gatten, sondern von dem Vater
der Abwesenden aus, den M. R. H. kaum gekannt hatte. Er schildert am 21. Februar
1917 durch Feda ganz gut die Markthalle und den Marktplatz in der
Stadt, in der er lebte, und erklärt, er bedauere es nun, daß er seine Tochter
Daisy durch eine gewisse Anordnung finanziell gebunden hätte (dies war M. R. H.
unbekannt, wurde aber von der Tochter bestätigt). Mitten in diese Mitteilungen
fielen folgende Angaben: „Er sagt Feda, daß er oft an einem Tisch saß und
ruckweise schrieb (der betreffende schrieb oft Noten). Er sucht mir ein Haus
zu zeigen, zwei Räume gehen ineinander, er sitzt gewöhnlich im zweiten. Auf
dem Tisch ist etwas wie eine Maschine, fast ganz aus dunklem Metall. Jetzt sagt
or mir: Wir waren unser zwei, die zu Daisy im gleichen Verhältnis standen,
>\ enn auch ein klein wenig verschieden. Das bedeutet etwas und er hofft, daß es
nicht mißverstanden wird." Mit diesen Angaben wußte M. R. H. nichts anzufangen
. Als Daisy den Bericht erhielt, war sie sehr erstaunt, denn nach dem
Tode ihres Vaters war ein guter Freund desselben für Daisy wie ein Vater eingetreten
, und es bestand zwischen ihnen ein so inniges Verhältnis, wie es auch
/wischen einem Vater und seiner leiblichen Tochter nicht schöner bestehen kann.
A on der Existenz dieses zweiten Vaters hatte M. R. H. nichts gewußt und auch
Daisy hatte am Tage der Sitzung keine Ahnung, daß dieser zweite Vater drei
Tage zuvor (am 18. Februar) gestorben war. Seltsamerweise stimmt auch die
obige Schilderung der zwei Räume, nur für Daisys zweiten Vater, der Komponist
war: man könnle daher versucht sein, zu glauben, daß beide „Väter" fast
gleichzeitig Feda beeindruckten und daß der wirkliche Vater über den soeben
erfolgten Tod des zweiten unterrichtet war; weshalb er sagte: „wir waren
unser zwei". Will man den Fall nicht spiritistisch deuten, so muß man annehmen,
claß Frau Leonard die Angaben über die zwei Verstorbenen telepathisch aus
der fernen Daisy zog, die ihrerseits vom Tod ihres zweiten Vaters, wenn auch
nur unbewußt, telepathische Kunde erhalten hätte (P. 3o, 328/29, 54o/45).
Die Töchter einer im Sommer 1922 gestorbenen Frau X. hatten Miß Rad-
clyffe-Hall gebeten, durch Frau Leonard mit ihrer Mutter in Beziehung zu
treten. M. R. H. hatte die Dame kaum gekannt. Am i4. März 1923 sagte Feda
über Frau X., sie bewahrte ihre Taschentücher an zwei Plätzen, von denen einer
eine kleine Schublade war, der andere eine stoffbespannte Schachtel; das Wort
st off bespannt wurde ausdrücklich hervorgehoben (beide Angaben bestätigten
die nicht anwesenden Töchter, deren eine der Mutter die Schachtel geschenkt
hatte). Feda sagte ferner, Frau X. habe kurz vor ihrem Tod einige Sachen verbrannt
und zerstörl: und in ihrer letzten Krankheit habe sie oft ihre Füße seit-
wärts aus dem Bett herausgestreckt; (beide Angaben wurden bestätigt); auch
h<ibe Frau X. etwas Besonderes auf dem Kopf getragen, man habe sie mehrfach
gebeten, es abzulegen, was sie aber abgelehnt habe. Feda sagte, an sich sei die
Sache nicht wichtig, doch werde sie dadurch bedeutsam, daß Frau X. Nachdruck
darauf gelegt hatte, das Ding zu tragen, obwohl man sie etwas damit neckte.
{Die Töchter bestätigten, daß Frau X. eine Zeitlang einen Streifen falsches
Haar trug, der in der Farbe zu ihrem reichlichen eigenen Haar gar nicht paßte.
Es hatte viele Neckereien über diesen Haarwisch gegeben.) Selbstverständlich
können alle diese Angaben durch Telepathie seitens der Töchter erklärt werden,
doch hatten die Sitzungsteilnehmer selbst nichts davon gewußt (J. 21, 133/34).
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