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Lambert: Die Expeiimente mit dem Medium Leonard. 209

wäre Hellsehen in die Zukunft, das \>ir uns höchstens vorstellen könnten, als
eine Beziehung zu einem allumfassenden Bewußtsein, das Gegenwart und Zukunft
in sich enthielte, so daß irgendeine zu erwartende Publikation in diesem
Bewußtsein schon vorhanden wäre und daher von einem Hellseher erschaut
werden 'könnte. Wenn wir diese Hypothese annehmen, so bleibt erstaunlich,
daß bei Frau Leonard das Hellsehen in die Zukunft, das besonders rätselhaft
ist, da wir uns die Koexistenz von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in
einem Allbewußtsein kaum vorstellen können, viel besser gelänge als das Hellsehen
im Raum, als welches wir die Buchteste wohl zum Teil ansprechen müssen
und das, wie oben gesagt, gleichfalls eine Beziehung zu einem umfassenderen
Bewußtsein vorauszusetzen scheint. Nach einer dritten Deutung würde es sich
bei den Zeitungstesten um eine psychische Beeinflussung des Metteurs handeln,
der durch Frau Leonards Unterbewußtsein oder durch die angeblich die Teste
hervorbringenden Geister telepathisch angetrieben würde, die von ihm zu setzenden
Familienanzeigen so zu gruppieren, daß Frau Leonards vorhergehende Angaben
realisiert werden, soweit das vorliegende Anzeigenmaterial dies erlaubt.
Diese telepathische Hypothese würde vielleicht dadurch gestützt, daß besonders
oft gerade die Times zu den Versuchen herangezogen wird, was möglicherweise
dadurch erklärt werden könnte, daß der hier für die benützten Familienanzeigen
zuständige Metteur ein besonders guter telepathischer Empfänger ist. Bei dem
oben angenommenen Lesen in Gottes Bewußtsein müßte eigentlich jede Zeitung
oder jedes bald erscheinende Buch Frau Leonard in gleicher Weise zugänglich
sein; während in Wirklichkeit eben die Times in besonderer Weise beteiligt ist
(vgl. z. B. auch Miß Dallas book-test P. 36, 3iq). Doch darf man» nicht übersehen
, daß eine so weitgehende Telepathie in keiner Weise erwiesen ist; wir
können daher die Deutung durch Hellsehen in die Zukunft nicht ausschließen.

Eine telepathische Erklärung lassen auch die .,Bildertests" Frau Leonards
zu, bei denen dem Besucher erklärt wird, er werde demnächst dieses
oder jenes Bild zu sehen bekommen^ Rev. Irvings Gattin sagt durch Feda:
Du wirst bald ein Bild sehen, das dich an mich erinnern wird. Ich will solche
Einflüsse ausüben, daß du es sicher siehst. Kurz darauf sagt Feda noch: Sie
werden bald an einem Ort sein, wo viele Bilder sind; sie will Ihnen dort ein
Bild zeigen, das Sie an die heutige Sitzung erinnern wird, an die Tatsache, daß
sie zu Ihnen kommt. Die erste Voraussage erfüllte sich so: Irving wohnte während
der Sitzungen bei den Eltern seiner verstorbenen Frau; als er am Morgen
nach der Sitzung zum Frühstück kam, erblickte er auf dem Kaminsims eine
große Photographie seiner Frau, welche die Mutter am Tag zuvor gefunden und
für ihn aufgestellt hatte. Am Abend desselben Tages ging Irving in ein Kinotheater
: der zweite Film gab eine Szene, in der ein Mann ein weibliches
Medium besucht; das Medium ist in Trance, es erscheint auch eine Art Materialisation
; so erfüllte sich Fedas zweite Voraussage; Irving hatte vorher nicht
nachgesehen, was in dem Kino gespielt wurde, auch hätten ihm die Plakate,
^ie er sich nachher überzeugte, das zu Sehende nicht anzeigen können; das
Stück hieß „Des Teufels Forderung*'. Irving hatte keine Besprechung des Films
gelesen, der gerade an dem Tag zum erstenmal in dem Kino gezeigt wurde
(P. 36, 267/68). Frau Irvings Geist oder Frau Leonards Unterbewußtsein hätte
also irgendwie erfahren müssen, daß dies Stück an jenem Abend gespielt
werden würde; dann wäre Irving telepathisch anzutreiben gewesen, gerade in
dieses Kinotheater zu gehen: die Annahme ist nicht einfach, aber vielleicht

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