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merksamkeit horchend und wie unter der Einwirkung eines Befehles in die Richtung
, aus der die Klopftöne kommen. Dies wiederholt sich noch einige Male.
Endlich erwacht das Medium.
Wir schalten wieder das volle Weißlicht ein und untersuchen die Uhr. Auf
dem Uhrglas ist ein nicht ganz geschlossener Kreis eingeritzt. Das Uhrglas wird
dann später noch ein zweites Mal unter ähnlichen Bedingungen graviert; allerdings
sind jetzt nur ein paar Kratzer zu sehen, als hätte die Kraft nicht mehr
ausgereicht.
Vor Schluß der Sitzung stellte Gräfin Wassilko in Gedanken eine Frage an
Neil. Dieser verspraich, eine Antwort zu geben, jedoch „ohne hörende Ohren".
Die Anwesenden entfernten sich hierauf aus dem Zimmer, mit Ausnahme der
Gräfin und des Mediums. Was nun als Erwiderung geklopft wurde (das Buchstabieren
geschah diesmal durch Klopfen auf das Knie der Fragestellerin), entsprach
zwar nicht der Frage, ergab aber doch einen guten Sinn: ,,Es ist eine
ehrenhafte Aufgabe, die Seele von dämonischem Bann zu lösen. Vertraue dich
dem dich Rufenden an. Er führt dich ans Ziel." Es ist zuzugeben, daß diese
Aeußerung etwas orakelhaft-allgemein klingt1). Im Verlaufe der Mitteilung
dieser Botschaft, die ziemlich viel Zeit in Anspruch nahm, wurde Gräfin Wassilko
einige Male unterhalb der rechten Schulter berührt. Das Medium saß inzwischen
ruhig beim Tisch, mit stets sichtbaren Händen.
Um 1/21 Uhr nachts fand die Sitzung ein Ende. Wir nahmen in herzlicher
Weise Abschied von Frau Silbert, die selbst gar nicht ermüdet schien und den
Wunsch ausdrückte, mit uns regelmäßig Sitzungen abzuhalten. Ich bin überzeugt
, daß wir, falls uns dies einmal möglich sein sollte, unter noch besseren
Kontrollbedingungen noch schönere Ergebnisse mit dem auch persönlich sehr
anziehenden Medium erzielen würden.
Der Genauigkeit halber möchte ich auch berichten, daß bereits am Vormittag
gelegentlich unseres Besuches bei Frau Silbert im Speisezimmer bei hellem
Tageslicht Klopftöne auftraten. Auch machte der schwere Tisch auf der
mir gegenüberliegenden Schmalseite ganz plötzlich einen Satz in die Höhe (etwa
2 5 cm hoch) und fiel mit einem Krach zurück. Dies ereignete sich, als ich aufstand
, um eine Tochter der Frau Silbert, die gerade ins Zimmer trat, zu begrüßen
. Ich versuchte später, auf dem Stuhl der Frau Silbert sitzend, den schweren
Tisch mit einem Bein in ähnlicher Weise zu heben. Es war ganz ausgeschlossen
; der Tisch bewegte sich kaum von der Stelle. Eine Betätigung der
Hände des Mediums kam schon gar nicht in Betracht, da diese die ganze Zeit
sichtbar waren.
Wenn auch die Versuchsbedingungen nicht den strengsten wissenschaftlichen
Anf orderungen genügten, so waren sie doch in gewisser Beziehung weitaus
günstiger als bei den meisten Sitzungen mit anderen Medien. Die Sichtbarkeits-
>orhältnisse waren die ganze Zeit über so, daß ich und die übrigen Teilnehmer
jede verdächtige Bewegung über dem Tisch hätten bemerken müssen; auch der
Raum unter dem Tisch lag wiederholt vor meinen Blicken offen, sogar während
des Ablaufs von Phänomenen. Als besonders bemerkenswert möchte ich die
llandmaterialisationen bezeichnen, die sich etliche Male außerhalb des durch die
Tischplatte gebildeten „Kabinettes" zeigten, gelegentlich auch über den Tischrand
hinfuhren, ja einmal sogar bis zur Schulterhöhe eines Sitzungsteilnehmers
!) Vielleicht bezieht sie sich auf das Medium Eleonore Zugun, das seit Beginn
des» Jahres 1926 bei Gräfin Wassilko weilt.
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