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218 Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1927.)
in Annfield sei Sundars Anwesenheit nachzuweisen. Als ich nach stundenlangent
Suchen diese Behauptung nicht finden konnte, wohl aber bei Sierp, wandte ich
mich an Heiler, der mich auf eine Anmerkung im „Gatholic Herald of India'"
verwies (1924, p. 129, Anm. 7), wo jedoch keine Silbe davon steht, und beifügte
, da Sierp es schreibe, habe er angenommen, er wisse es durch Hosten
(was Sierp entrüstet zurückweist)!
Als Motiv ,,der Jesuiten" nannte Heiler früher die Furcht vor Sundar Singh
als einem gefährlichen Nebenbuhler des Papstes (Gh. W. 192/1,107/i). Es scheint
nicht, daß diese Behauptung den gewünschten Erfolg hatte. Viele betrachteten
sie für einen Witz, da der Verfasser eines dicken Buches über den Katholizismus
etwas andere Vorstellungen von der Macht des Papsttums und der Intelligenz
der Jesuiten haben sollte. Jetzt hat Heiler ein neues Motiv entdeckt: Hosten
soll verhindern wollen, daß Sundar nach seinem Tode heilig gesprochen wird
{Kbl. 107u.Z. f. P. S. 172)! Durch wen denn? Denkt Hosten an den Papst, \^o
doch der Sadhu seine Unfehlbarkeit und die kirchliche Autorität leugnel?
Oder durch Protestanten? Sie sprechen ja nicht heilig. Oder durch den „jo-
hanneischen Papst4der nach Heilers Traum in Rom residieren und alle Protestanten
um seine gänzlich umgeänderte evangelisch-katholische Kathedra versammeln
wird? An ihn glaubt Hosten nicht. Oder durch Heiler selbst? Dieser
hatte ja bekanntlich geschrieben:
„Sundar verkörpert wundersam das Vollkommenheitsideai der katholischen
Kirche, ja, er erfüllt die Voraussetzungen zur Kanonisation: beglaubigte Wunder
, heroische Werke der Opferliebe und stete innere Freude." (SSS, 1. Auflage
, 210 f.) Aber Hosten glaubt nicht an Heilers Befugnis, Heilige zu kreieren,
und schrieb vor Heiler. Dies alles hätte Heiler selbst merken können, dann
hätte er auch den feinen Humor und die Ironie in Hostens Ausspruch eingesehen
. So muß er nun neue unsachliche Tendenzen seiner Gegner csrnnen.
Die anderen Gegner sind natürlich wieder die liberalen Protestanten, die
sich in ihrer Weltanschauung und Bibelkritik durch die „Wunde*" des Sadhu
in peinliche Verlegenheit gebracht sehen und daher zu unsauberen Mitteln greifen
(Z. f. P. S. 172). Auch diese Unterschiebung ist längst widerlegt worden. Warum
repetiert Heiler die alten Verdächtigungen, ohne das begangene Unrecht zurückzunehmen
? Die Tatsachen liegen doch auf der Hand: Heiler veranlaßte
das allgemein verbreitete Gerücht, Dr. Nugent, Sundars frühester öffentlicher
Gegner (1917) sei ein „handfester Rationalist" (Chr. W. 1925,121). Nachdem
ich aus seinem an mich gerichteten Briefe nachwies, daß das Gegenteil der Fall
sei, erwartete ich, Heiler werde seinen Irrfum bedauernd zurücknehmen. Statt
dessen wiederholt er die vollkommen aus der Luft gegriffene Behauptung, die
Gegnerschaft sei nur daraus hervorgegangen^ daß die „Wunder" S.s ihre Weltanschauung
in peinliche Verlegenheit bringen! Ist nicht Heiler selbst
derjenige, den sie in Verlegenheit setzen, da auch er ihre
Historizität an einer Reihe von Stellen nach seinem eigenen Ausdruck „kritisch
-skeptisch" beurteilte und an ihnen die Merkmale der Legendenbildung
nachwies? Für ein paar triviale Krankenheilungen, die gar keine Wunder sind,
aber nach Heiler dennoch meiner „Wunderangst'4 einen Stoß versetzen sollen,
fand er) ZeugenI (S.u.)
Es bleibt dabei, nicht „die Jesuiten" und nicht die liberalen Theologen
haben den Kampf gegen Sundars Wahrhaftigkeit eröffnet, sondern orthodoxe
Protestanten. Wer etwas anderes behauptet, betreibt Stimmungsmache
. Wenn der Marburger Religionshistoriker nicht fassen kann, daß Ortho-
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