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auf S. 171 meines Buches angeführt habe und für die Feststellung historischer
Tatsachen mehr nicht zu tun brauchte. Heiler freilich druckt in seinem „Dokumentenbuch
" die Gefühlsergüsse seiner Freundinnen "Gerda und Gurli ab.
(Dok. 02 ff.), unterdrückt dagegen in den beiden merkwürdigerweise aus seinem
Briefwechsel allein abgedruckten Briefen nicht weniger als i\ oder i5 für
die Feststellung geschichtlicher Fakta sehr wicht ijgeir»
Stellen, nämlich:
Dok. S. i49 (der schwarzgekleidete Depeschenscnder), S. i5o (dieser als
Inder), S. i54 zweimal (die Verteidigung des pp. Swift und die Pries terwarnung,
Protestanten müßten (am Fasten sterben), S. 160 (der Kaplan Lefroys), Chr.
Welt 1925, 121 viermal (Besuch bei Dr. Nugent am 22. Januar 1913, das gefälschte
Zitat aus „The Harvest Field" und zweimal die unwahre Behauptung, daß
Sandys in seinem Nekrolog behaupte, die Kanadareise sei endgültig aufgegeben
gewesen), Chr. Welt 1925, iÖ7 dreimal (die beiden Stellen über die Sannyasi-
Mission und das Zeugnis über die Narben am Leibe Sundars), ferner Heilers
Brief vom 12. Mai 1925 an mich zweimal (Heiler schreibt, daß Frau Parker am
9. November 1924 an zwei Stellen schreibe, daß Zahir Sundars Papiere nicht
zurückgegeben und zuletzt für verbrannt erklärt habe. Heiler druckt die ein^
Stelle ab, Dok. 45 ff., sagt aber nichts vom Verbrennen).
Noch auffallender als diese mindestens dreizehn, vielleicht vierzehn Stellen,
deren Wortlaut Heiler aus den beiden Briefen der Frau Parker herausschneide l,
obwohl sie über geschichtliche Tatsachen quellenmäßig wichtig sind, ist die
folgende: In Dok. i44 f. erzählt Heiler: „Die Skepsis, die Sandys gegenüber SS
hegt, ist schon früher einmal in einem Fall ihrer Haltlosigkeit überführt worden
. Sandys hatte ' im Jahre 1913 fast gleichzeitig mit der telegraphischen
Todesnachricht vom Sadhu einen Brief erhalten, der den Poststempel Khyber-Paß
trug. Er war mißtrauisch, da er sich nicht denken konnte, daß der Sadhu damals
am Khyber-Paß weilte. Rev. Popley stellte aber fest, daß das Khyber-Paß-
Postamt sich in der Stadt Delhi befindet, die der Sadhu auf seiner Heise nach
Dehra Dun berührte (Brief der Frau Parker am 3o. November 1924). Wenn
sich in diesem und noch einem anderen Fall (den ich nicht erwähne, da er die
Oeffentlichkeit noch nicht beschäftigt hat) rasch herausgestellt hat, daß das
Mißtrauen von Canon Sandys unbegründet war, so können wir auch den Bedenken
, die er gegen die Fastener Zählung des Sadhu hegt, keine Beweiskraft
4 beimessen/4 (Dok. i44.) — Ich \erstehe diese Logik nicht; wenn Mommsen oder
Heiler ein geschichtlicher Irrtum nachgewiesen wird, so haben alle ihre übrigm
Argumente keine Beweiskraft mehr? Wichtiger sind folgende Tatsachen: 1. Sandys
weiß weder in seinem großen und ausführlichen Nekrolog, noch in seinen
Briefen an Nugent das geringste von diesem „Khyber-Paß-Brief"; 2. nach
Mitteilung des General-Postmeisters von Kalkutta an Hosten und der Postverwaltung
von Delhi an mich gibt bzw. gab es in Delhi kein „Khyber-Paß-
Postbureau"; dasselbe meldete uns Canon Western in Delhi; 3. die Sache wird
bei Echtheit des Briefes erst recht unheimlich, da Todesdepesche und Brief
ungefähr gleichzeitig in Kalkutta eingetroffen sein sollen; frühestens um
21 Uhr 45 kam Sundar am 23. Januar i9i3 in Muttra an, um Geld zu erheben
und das Postbureau war da geschlossen. Erst am Nachmittag des 24. konnte er
Delhi erreichen (Hosten). Nach 2 bis 3 Tagen frühestens traf der Brief in
Kalkutta ein, also am 26. oder 37. Dies ist doch nicht „fast gleichzeitig"
mit der am 23. versandten Todesdepesche! Ist also das Mißtrauen Sandys'
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