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Pf ister: Die Wahrheit über Sundar Singhs Leben.
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(wenn die ganze Geschichte überhaupt wahr ist, Leg. 110) berechtigt oder
nicht? Und warum hat Heiler den Wortlaut der so überaus wichtigen Stelle
unterdrückt, wo er doch ein „Dokumentenbuch" schreiben wollte?
Andere Briefe, die für die Nachprüfung der biographischen Fabelbücher
sehr wichtig gewesen wären, hat er ganz verschwiegen; Dok. i54 werden ihrer
zwei, von Frau Parker geschrieben, angegeben (vom 8. März u. 10. Februar 25).
Dafür werden in größtem Ausmaß Stimmen aus dem Publikum abgedruckt, die
auch nachl Walter Köhlers Ansicht „für das in Rede stehende Problem der Wahrheit
mancher Berichte des Sadhu wenig austragen" (Basler Nachr. vom n. September
26). Und mir macht er die schwersten Vorwürfe, weil ich die subjektiven
Eindrücke einzelner Personen, die durchaus nicht kritisch gesinnt sind und bloß
einen Ausschnitt aus dem Leben Sundars kennen, nur zusammenfassend wiedergab
! Dabei schrieb ich nicht, wie Heiler, ein „Dokumentenbuch", da ich
Bände dazu nötig gehabt hätte, was auch mein ausgezeichneter, höchst opferwilliger
Verleger, Herr Paul Haupt nicht hätte zugeben können.
Daß Dr. Fife die Verfolgung Sundars (Heiler schreibt irrtümlich: des Sadhu)
durch seine Verwandten bezeuge, ist mir unbekannt. Mir schreibt der Missionar
lediglich, sie haben ihn gewaltsam wegholen wollen (Leg. 77). Feindselige Absicht
ist damit noch keineswegs ausgedrückt. Wenn Kostens Vermutung zutrifft,
daßl der Knabe von Hause fortgelaufen sei, so wäre mit „wegholen" keine Feindseligkeit
gemeint. Voran ging eine Gerichtsverhandlung, in der die Verwandten
auf Menschenraub geklagt hatten, als Sundar noch in Rampur weilte (Leg 69;
Wherry an mich 16. Oktober 25). Und als der Minderjährige wirklich entfernt
war, klagte man nicht? Da stimmt etwas nicht. Ich nehme an, Heiler werde jetzt
endlich Sundars Verwandte über die Vergiftung und Vertreibung gefragt baben.
Die Vergiftung gibt Heiler ohne neue Gründe für Wahrheit aus. Von Pfarrer
U,ppals Zeugnis läßt er weg, daß Erbrechen geleugnet wird. Das Erbrächen ist
durch Frl. Uppal nicht bestätigt, wenigstens steht nichts davon da. Dr. Wherry
ist kein Augenzeuge und sein Gedächtnis ist leider so unzuverlässig, daß er nicht
einmal angeben kann, ob der von ihm gezeichnete Artikel, der nach S.si angeblichem
Tod in mehreren Blättern erschienen ist (Leg. 127), von ihm selbst verfaßt
sei! Ich leugne die Vergiftung auf Grund des Zeugnisses Pfarrer Uppals,
der sich eines sehr guterhaltenen Gedächtnisses rühmt, rundweg, bis Beweise
erbracht werden (Leg. 73 f.).
„Die von den Jesuiten als plumpe Erfindung bezeichnete Geschichte von
seinem Fasten ist in den meisten Einzelheiten bewiesen", erklärt Heiler mit diktatorischer
Gebärde. Wirklich? Welche Einzelheiten?
„Fesi steht, daß Sundar Singhs geplante Reise nach Ganada scheiterte, weil
die dortige Regierung ein Einreiseverbot erließ und auch eine besondere Erlaubnis
nicht erlangt werden konnte." Wie kann Heiler dies behaupten, ohne den
Schatteu einer Begründung zu bringen, außer der Aussage Sundars, der gerade
in dieser Angelegenheit eine nicht zu überbietende Unwahrhaftigkeit mündlich
und schriftlich zum Ausdruck bringt und derjenigen Frau Parkers. Zwei Kronzeugen
kommen in Betracht: Kanonikus Sandys, der den Sadhu als Missionar für
Ivanada anstellte und Dr. Nugent, der dieses Missionswerk begründet hatte und
noch am Tage vor Sundars Verschwinden in dieser Angelegenheit ihn sprach.
Beide leugnen Heilers Darstellung des bestimmtesten. Beide verdienten Gönner
des Sadhu versichern entschieden, daß der Plan, nach Kanada zu reisen, auch
nach Suridars Aussage keineswegs aufgegeben war, sondern daß aussichtsreiche
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