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226 Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft (April 1927.)
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| Sadhufreund Sundhar nicht bloßstellen wollte. An Heiler aber schrieb Sundar am
1 3. März 1925 offenibar als Antwort auf gestellte Frage: Wegen meiner Rei*e
nach Tibet möchte ich Ihnen sagen, daß hier ein Mißverständnis vorlag, das sich
sehr bald aufklärte (!). Sie können an meinen alten Freund Coldstream schreiben
und ihn befragen ... Ich sagte niemals, ich sei (seil. 1923) in Tibet gewesen.
Aber wegen sehr kurzer Briefe an meine Freunde und auch wegen meiner unvollkommenen
Kenntnis des Englischen war es nicht ganz klar, und einige von
meinen Freunden meinten, ich sei aus Tibet zurückgekehrt: aber was ich meinte,
war das. daß ich auf dem Wege nach Tibet umgekehrt bin' (Dok. 21). — Nun
hat aber Pfarrer Maurice Bonnard in Aubonne (Kt. Waadt) eine höchst interessante
Entdeckung gemacht. In der Revue de Theologie et Philosophie 1926,
S. i5i (Juli) druckt er aus dem September-Bulletin der ».Mission aux Indes"
(kanaresische Mission), S. 72, folgende Stelle aus einem an Herrn Steiger-Züst
( in St. Gallen gerichteten Briefe ab:
10. Juli 1923 (5 Tage nach dem an Mr. Coldstream gerichteten Brief;.
1 „Mein sehr lieber Freund, ich komme soeben vom Tibet (du Tibet) zurück. Wegen
gewisser Schwierigkeiten konnte irh nicht längere} Zeit in diesem Lande (sie!)
bleiben, aber ich habe einige Anordnungen mit unseren christlichen tibetanischen
Freunden getroffen, um das Werk des Herrn fortzusetzen."
Ein wüstes Knäuel von handgreiflichen und bewußten Unwahrheiten
Sundar Singhs:
1. Behauptung an Coldstream, er sei soeben aus Tibet zurückgekehrt.
2. Dieselbe Versicherung an Steiger-Züst.
3. Angabe, Kürze und mangelhafte Kenntnis des Englischen habe ein „Mißverständnis
" hervorgerufen.
4. Vorspiegelung, dieses Mißverständnis habe sich „sehr bald aufgeklärt".
5. Fiktion an Heiler, er habe niemals gesagt, er sei in Tibet gewesen.
6. Behauptung, er habe in seinen Briefen nur sagen wollen, er sei auf seiner
geplanten Tibetreise wegen bestimmter Schwierigkeiten umgekehrt.
Von anderen Schwierigkeiten wollen wir nicht weiter reden. Nur eine Andeutung
: Warum gehorchte er der Regierungsbehörde, die Rückkehr forderte,
während er es sonst nach seinem' Selbstzeug(nis (Sermons and Sayings p. 54)
nicht tat?
Herr Sandys ist wieder einmal glänzend gerechtfertigt worden. Es ist eine
<f Ungeniertheit ohne gleichen von Sundar, zu behaupten, er sei soeben aus Tibet
zurückgekehrt, wo er doch genau weiß, daß er gelogen hat. Es ist ein starkes
Stück vom Sadhu, Herrn Coldstream zuzumuten, daß er behaupte, *,,das Mißverständnis
habe sich sofort aufgeklärt", und Herr Coldstream ging offenbar
auf diese Zumutung nicht ein. Weiterhin will Sundar wieder, wie auch sonst,
den Schein erwecken, er sei im unabhängigen Tibet gewesen, denn unter dem
„Lande Tibet'4 versteht niemand die zum britischen Kaschmir gehörigen einst
in Tibet liegenden Gegenden, sondern etwas für sich abgeschlossenes. Auch
Pfarrer Bonnard wendet sich gegen Sundars Ausflüchte und fügt hinzu: „Man
versteht von hier aus, daß bei Menschen, die ein scharfes Gewissen für geschichtliche
Wahrheit haben, sich das Bedürfnis finden kann, die Behauptungen des
Sadhu nachzuprüfen" (i52).
| Aber hat nicht Heiler erklärt, dies getan zu haben? Auf S. 177 (Z. f. P.) seines
Aufsatzes sagt er: „Wo immer sich eine Handhabe der Kontrolle bot, habe ich
sofort nachgeforscht; aber ich konnte niemals eine Entstellung des Tatbestandes
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