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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0252
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wurde mir von Pro£. Bleuler selbst in Beantwortung einer dahin gestellten Anfrage
als die rieh tigere bezeichnet. Da gerade in einer solchen Stellungnahme
es auf Nuancen des Ausdrucks ankommt, möchte ich Bleulers eigene Worte hierher
setzen:

„Sichere Beweise, wie man sie sich gewöhnlich denkt, gibt es hier, >vo man
sich an den Grenzen der Beobachtung und der Erkenntnis bewegt, noch weniger
als in anderen Wissenschaften, obgleich überall, außer in der Mathematik, die
Sicherheit eine recht relative ist ... Es ist also schließlich der Glaube, der entscheidet
, ob man den Beweis für die Existenz okkulter Phänomene als geleistet
betrachten will oder nicht. Sicher falsch ist die Stellung der Neingläubigen und
der ihnen verwandten Hyperkritiker. Diskutierbar ist nur der Skeptizismus und
die Jagläubigkeit. Die letztere hat jetzt schon ihre gute Berechtigung...

Der Okkultismus ist eine Hypothese, die nicht zu berücksichtigen ein
Fehler ist, solange, als man nicht andere Erklärungen für eine große Reihe von
Erscheinungen gefunden hat .. . Ob das Neue, das eventuell hinter diesen Erscheinungen
steckt, eine Aenderung der Weltanschauung bedinge, ist noch nicht
zu sagen ... Ich möchte in diesem Zusammenhange nur sagen, daß noch niemand
eine denkbare Erklärung auf gewöhnlichem Wege gegeben hat."

Wie man sieht, gesteht Bleuler ohne weiteres zu, daß eine immerhin ins
Gewicht fallende Anzahl Mm Tatsachen, die man ihrem Charakter nach dem
Gebiete des Okkultismus einordnet, existiert. Er hält diese Existenz aufrecht
und macht sie zur Grundlage weiterer Untersuchungen. Das kommt auch im
Schlußwort seines Vortrages zum xAusdruck, das ungefähr folgendermaßen
lautete:

Meine Damen und Herren! Sie sehen, man braucht sich heute also nicht
mehr zu genieren, etwaige okkulte Erlebnisse zu bekennen. Je mehr von diesen
Erlebnissen bekannt wird, um so eher lernen wir die wahre Natur des Okkultismus
erkennen und schließlich hört das Okkulte auf okkult zu sein.

Der Referent vermag diesen Optimismus nicht zu teilen. Denn an Material,
sogar an gutem und einwandfrei beobachtetem, fehlt es gewiß nicht. Jedesmal,
wenn ein Forscher die Tatsächlichkeit des okkulten Geschehens mit allen Künsten
der Beobachtung und unter Beobachtung der solidesten Logik bewiesen zu
haben glaubte, ging gleich oder doch bald nachher die Trägheit der Masse wieder
über die ganze Beweisführung hinweg, und es war, als ob nie wissenschaftlieh
4experimentiert worden wäre. Das hängt eben damit zusammen, daß der Name
Okkultismus nicht zu Unrecht besteht. Und wenn er auch in der wissenschaftlichen
Literatur „Parapsychologie" genannt wird (auch Bleuler votierte für
diese Benennung), bleibt er für Rationalisten anrüchig und trotz dem Eifer
seiner Erklärer okkult.

„Okkultismus und Seelsorge" von Georg Bichlmair» S. I.1)

Yon Univ.-Prof. Karl Gamillo Schneider, Wien.

Das kleine Werk des Jesuiten Georg Bichlmair: Okkultismus und Seelsorge,
versucht uns aufzuklären, warum heute so viele Menschen sich von der katho-

') Anm. der Red : Wir brachten bereits im Dezemberheft eine Besprechung
dieses Buches aus der sachverständigen Feder von Prof. Ludwig, Freising. Das
Thema Bichlmairslst jedoch so unendlich wichtig, das wir ausnahmsweise auch
noch diese längere Abhandlung unseres Wiener Mitarbeiteis folgen lassen.


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