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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0254
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Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1927.)

Harmonie zwischen Kirche und Wissenschaft. Und auch gegen den Okkultismus
wenden sich beide gemeinsam, ja sogar verhallen sich Physik und Psychologie
noch rigoroser als die Theologie, denn sie erklären fast durchwegs die paraphysischen
und parapsychischen Phänomene für Schwindel oder Sinnestäuschung.

Uebrigens ist die Anerkennung des wissenschaftlichen Okkultismus du ich
die Kirche doch nur ein taktisches Moment, denn in Wahrheit läßt sich ein
wissenschaftlicher Okkultismus überhaupt nicht vom religiösen absondern. Die
Unterscheidung hat nur insofern einen Sinn, als man beim religiösen an Befriedigung
von Gemütsbedürfnissen denkt und von einer verstandesmäßigen Erklärung
der Phänomene ganz absieht; damit begnügt sich aber weder die Theosophie
, noch die Anthroposophie, noch die Neugeistbewegung, noch der Spiritismus
, die alle Bichlmair zum ethisch religiösen Okkultismus zählt. Sie alle
streben, genau so wie die katholische Kirche in früheren Zeiten, ein wissenschaftliches
Begreifen an, nur suchen sie die Erklärungsgründe ganz wo anders
als die Physik und Psychologie, auch als die Kirche und sogar als der sog.
wissenschaftliche Okkultismus sie sucht. Ja, auch zwischen dem sog. wissenschaftlichen
Okkultismus und dem religiösen, der selbst wissenschaftlicher
Okkultismus sein will, besteht die größte Differenz! Denn der erstere versucht
genau so kausal zu erklären wie die anderen Wissenschaften und wie die
Kirche, dagegen der religiöse Okkultismus versucht teleologisch zu begreifen
, will Wissenschaft im Sinne einer echten Biologie, eines Vitalismus
sein, der die Seele für das Weltgeschehen mit verantwortlich macht. In diesem
Sinne ist der echte Okkultismus Pantheismus: die Welt ist ihm innerlichst
Seele, alles geschieht absichtsvoll, es gibt keinen Zufall. Die These von der zufälligen
Entstehung der Welt durch einen Schöpfungsakt existiert hier gar nicht
und das eben kennzeichnet den Unterschied von offizieller Wissenschaft und
Kirche auf der einen Seite, von Okkultismus auf der anderen Seite. Ich werde
künftig einfach vom Gegensatz einer Kausalerkenntnis und einer
Finalerkenntnis reden, da er die sicherste Kennzeichnung bietet. Der
sog. wissenschaftliche Okkultismus nun ist Kausalerkenntnis, denn er denkt
gar nicht daran, die Zweckbedeutung der okkulten Phänomene genau zu analysieren
. Er ist überhaupt kein Okkultismus, dem jedes Phänomen die Offenbarung
eines Weltgöttliehen ist, sondern er ist entweder überhaupt im Unklaren
über sich oder nur die Anwendung physikalischer und psychologischer Gesichtspunkte
auf die Phänomene, die dadurch ihrer Eigenart völlig entkleidet werden.
Zweifellos liegt auch die Finalerkenntnis der okkulten Phänomene noch
ganz im argen, worauf ich noch einzugehen haben werde; zunächst sei aber
der Standpunkt Bichlmairs weiter verfolgt. Bichlmair sucht erstens darzulegen,
daß der Mensch seine mystischen Bedürfnisse in der Kirche viel besser befriedigen
kann als im Okkultismus, da er durch die Priester wahrhaftig Gescheiteres
erfahre als durch die Medien, auch wenn sie vom Jenseits inspiriert
erscheinen, oder durch Theosophie und Anthroposophie, die die verrücktesten
Unterscheidungen leiblicher, seelischer und geistiger Sphären des Weltalis vortragen
. Zweitens sucht er aber auch das kirchlich anerkannte Wunder v>m
okkulten Erlebnis aufs schärfste zu unterscheiden und letzteres auf jede Weise
zu entwerten. Diese Unterscheidung interessiert uns besonders. Da heißt es
nun, daß der wunderwirkende Heilige sich vom telekinetisch wirkenden Medium
unterscheide wie der Himmelsvogel vom Flattertier. „Schon das äußere Bild
eines jeder Aesthetik baren, nach Keuchen, und Stöhnen emporgehobenen, im


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