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242 Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1927.)
Eigene Erlebnisse auf dem okkulten Gebiet.
Die Kirche und die psychische Forschung. — Vom Tode.
Drei Vorträge von Haraldur Nielsson, o. Professor der flheo-
logie an dex isländischen Universität Kopenhagen, ip/>>
(Ins Deutsche übertragen durch Kreisbaurat Henrich Dresden; mit einer Vorrede
von Dr. Richard Hoffmann, o Professor der Theologie in Wien. Verlag \on
Oswald Mutze in Leipzig. 1926.)
Haraldur Nielsson ist unseren Lesern bekannt durch die Berichte
über die Experimentalsitzungen mit dem isländischen Medium I n d r i d i
lndridason1). In dem Buche Nielssons lernen wir nun sehr interessante
eigen© Erlebnisse auf dem okkulten Gebiet kennen. Der Autor verfügt über eine
17jährige Erfahrung. Die ersten Versuche fanden im Jahre 1904 statt, aber
Nielsson war von dem Resultat der Sitzungen nicht befriedigt und zog sich
von dem Zirkel zurück. „Bei diesen dummen Streichen wollte ich nicht dal>ei
sein", sagt Nielsson. Als jedoch ein paar Monate später das starke Medium
Indridi lndridason gefunden wurde, erwachte das Jmeresse des Autors
und er nahm an den Sitzungen wieder teil.
lndridason war ein gutbegabter junger Mann, ein Bauernjunge vom Lande,
der nach Reykjavik gekommen war, um Buchdrucker zu werden. Er hatte nie
von Spiritismus reden hören und war sehr skeptisch. „Er lachte im Anfang über
die ganze Sache, bis er in Trance fiel und anfing, die merkwürdigsten Dinge
zu erleben/'
Es war das erstemal, daß das gewagte Experiment einer Trancesitzung in
Island vorgenommen wurde. Niemand von uns, sagt Nielsson, hatte ein Medium
in Trance gesehen. Schon im Herbst 1905 hatte sich Indridasons Mediumität in
höherem Grade entwickelt. Man erhielt außer automatischer Schrift Trance-
Reden; es erschienen Lichtphänomene und wurden Levitationen ausgeführt
. Nicht nur kleine Tische wurden gehoben, obwohl man mit allen Kräften
versuchte, sie untenzuhalten, sondern auch das Medium selbst wurde bis an
die Decke des Zimmers erhoben. Eines Abends wurde sogar ein Sofa, auf dem
das Medium lag, im Zimmer herumgetragen.
Der Autor betont, daß die Teilnehmer stets das Medium gut überwachten.
Man hielt die Hände des Mediums in Kontrolle.
Sehr merkwürdig waren die Lichtphänomene. Sie erschienen als
# Lichtzungen mit blaurötlicher Färbung. Man sah immer nur eine auf einmal,
aber sie kamen schnell nacheinander und an >erschiedenen Stellen im Zimmer.
Eines Abends zählte Nielsson 58! Oft hörte man gleichzeitig ein merkwür-
dieses Knallen in der Luft. „Später/' sagt Nielsson, „entwickelten sich die
Lichtphänomene weiter und fast die ganze Wand hinter dem Medium wurde
wie ein Lichtmeer mit eigentümlichen Zeichnungen wie die Maschen in einem
Netz. Nach einigen Abenden sahen wir eine Gestalt mitten im Lichte stehen ..."
Wenn starke Lichtphänomene erschienen, ging meistens ein starker Windstofi
voraus, der so heftig war. daß das Haar auf den Köpfen der Teilnehmer
flog und die Blätter in den Notizbüchern, die auf den Knien gehalten wurden,
hin- und hergeworfen wurden.
Einer der „Kontrollgeister" war Emil Jensen, der angab, zu Lebzeiten
Fabrikant in Kopenhagen gewesen zu sein. Es war für den Dänen Jensen
*) Psych. Studien. 1925. März.
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