Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0290
274

Zeitschrift für Parapsychologie. 5. Heft. (Mai 1927.)

wollüstige Sensationen masochistischen Gepräges. Sie schreibt die gesamte
Phänomenik dem Teufel, rumänisch „Dracu' zu, von dem sie besessen zu sein
glaubt. Mittels automatischer Schrift ist man imstande, sich mit dieser Personifikation
Dracu in Verbindung zu setzen. Dieser Persönlichkeitskomplex scheint
keine bei dem Kind primär vorhandene Vorstellung zu sein, sondern ist ihr wohl
von der Volksmeinung suggeriert worden.

Gräfin Wassilko ist auf Grund psychoanalytischer Erwägungen zur Auffassung
gelangt, daß dieser „Dracu* eine auf neurotischem Wege entstandene
Personifikation ist, und zwar eine Vateridentifikation, die einem unerledigten
Oedipuskomplex auf Grund sexueller Kindheitsträume ihre Entstehung verdankt
. Nach dieser Auffassung wären die medialen Manifestationen als Aequi-
valente hysterischer Symptome in Form masochistischer Selbstbeschädigungen
und Selbstbestrafungen zu werten. Diese Deutung ist auch nach unserer Auffassung
einleuchtend.

Der Nervenstatus der Versuchsperson bietet keine Besonderheiten in bezug auf
hysterische Stigmata. Auffällig ist lediglich eine starke dermo^raphische Reaktion
der Haut, die jedoch in gewissen Grenzen variiert und bei künstlich — besonders
zu vergleichenden Demonstrationszwecken — erzeugten Hautläsionen
entschieden schwächer zu sein pflegt, als bei den durch die Phänomenik hervorgerufenen
Hautinsulten.

Die Intelligenz Eleonoras ist gut zu nennen. Die Auffassungs- und Beobachtungsgabe
ist sogar als übernormal zu bezeichnen. Eine gewisse Verschmitztheit
und Neigung zu kleinen Boshaftigkeiten ist unverkennbar. In ihren Neigungen
ist sie wechselnd und unbeständig.

Mitunter erscheint sie von einer auffallenden manuellen Ungeschicklichkeit
in bezug selbst auf einfache Verrichtungen des täglichen Lebens. Ihre Hände
sind groß und plump und zeigen zeitweilig außerordentlich starke Hyper-
hydrosis. (Uebermäßige Schweißabsonderung.)

Anderseits ist nicht zu verkennen, daß Eleonora hei gelegentlichen
Täuschungsversuchen, die ihr nachgewiesen werden konnten, mit einem gewissen
Raffinement und psychologischer Geschicklichkeit im Hintergehen der Kontrollbeobachter
zu Werke ging. Es wird behauptet, daß seinerzeit in Bukarest ein
Scharlatan, der das Kind zu sich genommen hatte, sie zum Betrug zu erziehen
versucht hat. Jedoch bezieht sich diese Behauptung nur auf die Bewegungs-
^phänomene, da die Hauterscheinungen noch nicht aufgetreten waren.

Auf die systematische Erfassung der erwähnten Täuschungsversuche, mit
deren Möglichkeit wir von vornherein rechneten, wurde zunächst absichtlich
verzichtet, da die Methodik hauptsächlich auf die Sicherstellung zweifelsfrei
echter Phänomene gerichtet war, und bei positivem Ausfall das Interesse an den
Begleiterscheinungen zurücktrat. Mit Fortschreiten der Versuche jedoch wurde
derartiges häufiger beobachtet. Es ist anzunehmen, daß die Technik dieser
Nachhilfen und die Häufigkeit ihres Vorkommens sich im Lauf der Zeit und
in dem Maß gesteigert hat, als die Phänomenik infolge der starken seelischen
Inanspruchnahme durch die Untersuchungen schwerer in Gang kam. Wir hatten
den Eindruck, daß es sich hier nicht so sehr um böswillige, systematische Täuschungen
handelte, als vielmehr um kindliche Unarten, die teils primadonnen-
hafter Eitelkeit entsprangen, teils in gewissen seelischen Notlagen zu Hilfe genommen
wurden. Mitunter hatte man den Eindruck, als dienten diese Nachhilfen
dazu, die Phänomenik erst einmal in Gang zu bringen. Diese Chance

-«RH.«'»«'» *■■».*•" "■«•* -—»yw! * «*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0290