http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0292
276 Zeitschrift für Parapsychologie. 5. Heft. (Mai 1927.)
Versuchsanordnuiig.
Die Untersuchungen fanden meistens in der Pension Astoria, Charlollen-
burg, Hardenbergstraße i5 im gemeinsamen Wohn- und Schlafzimmer der
Gräfin Wassilko und der Eieonora Zugun statt. Dies geschah, weil ein ander-
weiliger Raum zum regelmäßigen Abhalten der Untersuchung nicht zur Verfügung
stand, ferner weil erfahrungsgemäß häufiger Milieuwechsel di<* Phäno-
raenik abzuschwächen pflegte, während die Erscheinungen am stärkslen in den
gewohnten Aufenthaltsräumen auftraten.
Das Zimmer war ziemlich geräumig, zweifenstrig, enthielt an der vom Eingang
links gelegenen Längs wand ein Doppelbett mit Nachtschränken zu beiden
Seiten, sowie an der rechten Längswand ein Klubsofa mit Tisch und zwei Klubstühlen
. Im Raum zwischen Tisch und Bett hatten mehrere Stühle Platz, ebenso
links vom Schreibtisch, der vor dem rechtsgelegencn Fcnstoi stand. Zwischen
beiden Fenstern ein Vertiko. Von der Eingangstüre aus gelangte man zunächst
in einen alkovenartigen Vorraum. Links von der Tür befand Ach die Wasserleitung
. Daran anschließend eine Chaiselongue, auf welcher Eieonora schlief.
Der Vorraum wurde vom Zimmer durch eine halboffne Portiere abgeteilt, war
aber von dort aus übersehbar. Der Kleiderschrank stand an der rechten Lang.>
wand, anschließend an den Vorraum. Die Beleuchtung erfolgte durch einen
mehr flammigen Kronleuchter, sowie durch eine Schreib tischlampe mit Schirm.
Das Zimmer war in allen seinen Teilen gut erleuchtet. Durch die Möbeleinricb-
tung war allerdings che Uebersicht erschwert. Der Vorraum konnte besonder»
erleuchtet werden.
Die Beobachtungssituation war insofern in Verhältnis zu sonstigen Untersuchungen
an physikalischen Medien ideal, als sich in diesem Fall auf kleinem
Beobachtungsfeld — meist der unbekleideten Haut des Mediums — zahlreiche
Erscheinungen stereotyp wiederholten und bei vollem Licht und aus nächster
Nähe beobachtet werden konnten.
Diesen Vorzügen stand eine Reihe von iNachteilen gegenüber, welche eine ge
ordnete Beobachtung erschwerten und komplizierten.
Da die Erscheinungen nicht in Gang zu kommen pflegten, wenn man di«'
Versuchsperson von vornherein in einer Stellung fixierte, die jede Täuschunix
ausschloß, so mußte dem Kind zunächst eine gewisse Bewegungsfreiheit eingeräumt
werden, wodurch die Kontrolle erschwert wurde.
^ War Eieonora durch Herumspielen abgelenkt, fühlte sie sich nicht unablässig
angestarrt, ode regte man sie durch lebhafte Unterhaltung an, so tra< diePhäno-
menik leichter ein. Dieselben Faktoren also, die phänomenerregend wirkten,
waren der Kontrollsicherheit abträglich.
Wir waren also gezwungen, um den psychischen Mechanismus der Erscbei
nungen nicht zu stören, zunächst auf eine gesicherte Kontrolle zu verzichten und
nach Maßgabe der gegebenen Situation zu beobachten. Die Sitzungen mußten
daher im Rahinen eines zwanglosen geselligen Zusammenseins verlaufen. Jedei
einzelne suchte dabei für sich so gut wie möglich zu beobachten, ohne da<
Medium zu irritieren. Zwei oder drei Teilnehmer wurden als Kontrolleure bestellt
. Diese beteiligten sich nicht an der Unterhaltung, sondern behielten das
Medium unausgesetzt heimlich im Auge.
War die Phänomenik in Gang gekommen, so rückten einzelne Beobachter
dem Medium näher, nahmen es zwischen sich und suchten es schließlich in eine
Beobachtungssituation zu bringen, in der jede Bewegung genau kontrolliert
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0292