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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0296
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Zeitschrift für Parapsychologie. 5. Heft. (Mai 1927.)

handle, zumal eine Konlrolluntersuchimg, die Dr. \ou Schrei iek-i\otzing iu
München vornehmen ließ, auch chemisch den Nachweis von Speichelbeslandteilen
erbrachte. Auch diese Untersuchung bestätigte den auffallenden Hak
terienreichtum im Gegensatz zum frisch abgenommenen Speichel des Mediums.
Es wurde mehrfach der Versuch gemacht, nachdem man dem Medium Jod
eingegeben hatte, den Jodnachweis in der genannten Flüssigkeit zu führen.
Infolge technischer Mängel oder Verkettung unglücklicher Umstände konnte
dieser Versuch zu keinem eindeutigen Abschluß gebracht werden.

Bemerkt sei noch, daß sich die Speichelphänomene häufig genug durch
Wasserzusammenlaufen und Speichelfluß bei dem Medium ankündigten.

Entstehung der Erscheinungen.

Die oben geschilderten Erscheinungen imponieren ohne weitere* als \on
äußerer Gewalt auf die Haut des Mediums beigebrachte Affektionen.

Für die Untersucher war nun die Frage zu entscheiden, ob diese Affektionen,
wie behauptet wurde, medialen Ursprunges waren oder nicht.

Waren sie nicht medialen Ursprungs, so konnten sie entweder von außen
auf natürliche Weise beigebracht sein oder es handelte sich um endogene1)
hysterische Stigmatisationen.

Theoretisch bestand auch die Möglichkeit eines künstlichen Beibringens
der Affektionen vor der Sitzung oder jedenfalls längere Zeit vor dem \ orzeigen
der Affektion, mit nachträglicher Auslösung der dermographischen-)
Reaktion durch einen psychischen Impuls. Dies wäre also ein Misch fall >on
Betrug plus Stigmatisation gewesen.

Ferner war an die Möglichkeit zu denken, daß durch zufällige oder absichtliche
Berührung bestimmter Körperstellen, die an sich zu schwach waren, um
die Haut sichtbar zu affizieren, aut psychischem Beflexwege stigmatisalorische
Erscheinungen ausgelöst wurden.

Wurden Manöver zur künstlichen Her\orbringung der Erscheinungen nachgewiesen
, so war die Frage zu entscheiden, ob bewußter oder unbewußter Betrug
vorlag, ob das Mediuni Helfershelfer hatte oder nicht und endlich, ob es sich
um gelegentliche Täuschungsversuche handelte oder ob die gesamte Phäno-
menik auf diesem natürlichen Wege zustande kam.

Auch daß die Erscheinungen teils natürlichen, teils stigmatisatorischen, teil«
mediumistischen Ursprungs waren, konnte möglich sein.

^ Als mediumistisch aufzufassen waren selbstredend nur Erscheinungen, die
ausschließlich auf einen mechanisch-telenergetischen Eingriff zurückgeführt
vverden mußten, wobei auch noch zu entscheiden war, ob dieser Eingriff aus
dem Innern des Körpers heraus auf die Vußenhaut wirkte, oder ob der Angriff
vom Außenraum aus auf den Körper erfolgte.

Die Untersucher mußten selbstverständlich alle diese Eventualitäten in Betracht
ziehen, obwohl die Voruntersucher sich bereits für die mediale Genese
der Erscheinungen erklärt hatten, denn der Beweis für die Stichhaltigkeit der
mediumistischen Hypothese ließ sich nur durch Ausschluß aller übrigen denkmöglichen
Entstehungsursachen führen.

Wurden also Täuschungen nachgewiesen, so war damit nicht bewiesen,
daß die Phänomenik ausnahmslos unecht sei; wurden anderseits Erscheinungen

l) endogen — von innen entstehend. — *) dermographisch bezeichnet die leistenförmige Anschwellung
bei Kratzvenetzungen, wie sie mitunter bei nervösen Personen beobachtet wird als
Ausdruck besonderer Reizbarkeit des Gefältaervensystems.


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