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Kröner: Ergebnisse der Untersuchungen der Phänomene des Mediums Zugun 283
1. Die Exkorialionen. Endogen entstandene Zerfetzungen der
Epidermis können mir durch Platzen von vorher gebildeten Blasen entstehen.
Ein solcher Prozeß kann sich nicht im Bruchteil von Sekunden entwickeln und
wurde auch in dieser Weise, soviel bekannt, nie beobachtet. Einfaches plötzliches
Platzen der heilen Haut aus endogenen Ursachen (Kapillardruck, Hautmuskelkontraktion
, Exsudation, Zellturgor) ist am Menschen noch nicht beobachtet
worden. Bei plötzlich entstehenden Frostrhagaden, die man zum Vergleich
heranziehen könnte, handelt es sich um einen mechanischen Vorgang,
der durch Austrocknung infolge des äußeren Kältereizes und durch Verschiebungen
der spröden Haut infolge von Bewegungen ausgelöst wird.
Das Abbrechen von Eidechsenschwänzen, Hummerscheren, Insektenbeinen
als Schreckreaktion kann wegen der gänzlich anderen Verhältnisse als Vergleich
nicht gut herangezogen werden.
Die Exkoriationen sind außerdem genau wie bei äußeren Kratzeffekten
angeordnet, und nicht wie bei Sprengung von innen, so daß schon aus diesem
Grund eine endogene Entstehung äußerst unwahrscheinlich erscheint.
Die letzten Zweifel beseitigen schließlich die von uns beobachteten Verschiebungen
einer \on uns auf den Arm aufgetragenen Schminkschicht, die nur
durch äußere Einwirkung zu erklären ist.
2. Ebenfalls endogen unerklärlich sind die Hauteindrücke. Alle
endogen entstehenden Hauterscheinungen ragen erfahrungsgemäß über das
Hautniveau. Spontan entstehende llauteinziehungen, noch dazu von so plötzlicher
Entstehungsdauer und so zirkumskripter Form, sind bis jetzt nirgends
beobachtet worden. Sie sind auch physiologisch nicht gut denkbar. Im Zusammenhang
mit allem übrigen müssen auch diese Erscheinungen als exogen
entstanden erklärt werden, zumal auch der Schminkversuch in dieser Hinsicht
positiv ausfiel.
3. Die Benetzungen können gleichfalls nicht als endogen entstehend
angenommen werden. Jedenfalls sind eiweißhaltige Schweißabsonderungen
von so lokaler Begrenzung, von solcnem Ausmaß und solcher Plötzlichkeit des
Auftretens bisher nirgends beschrieben worden und erscheinen auch physiologisch
nicht erklärbar. Der nicht eindeutigen mikroskopischen Untersuchung in Berlin
steht die chemische Analyse in München gegenüber, die ausdrücklich Speichelsubstanzen
ergab.
Die vorgenannten drei Punkte widerlegen auch die Hypothese von der künstlichen
Präparation der Phänomene und ihrer nachherigen stigmatisatorisehen
Sichtbarmachung. Auf diesem Wege könnte allenfalls reine Urticaria hervorgerufen
werden. Aber nicht die obigen Begleiterscheinungen.
Es muß also zusammenfassend festgestellt werden, daß die Erscheinungen,
soweit sie eines oder mehrere der genannten Merkmale aufweisen, als exogen
entstanden angenommen werden müssen.
Da nun die Beobachter im Verlauf ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis gelangt
sind, daß wiederum für den größten Teil der Phänomene künstliche Beibringung
durch das Medium oder Helfershelfer nicht in Frage kommt, so wurde
der Schluß gezogen, daß
Eleonora Zugun als echtes Medium zu betrachten ist
unddaß ihre m edialeKraftimstandeist,auftelenerge-
tischem Wege äußere Verletzungen auf ihrer Haut
hervorzurufen.
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