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v. Liszt: Hellsichtigkeit

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sehenswerten Bestätigung derselben. Die Anonymität, die ich. wahren mußte,
dürfte für ihn kein Hindernis sein.

> Daß ich trotz der Unmöglichkeit allseitiger Kontrolle meine Aufzeichnungen
veröffentliche, dazu ermuntert mich die Lektüre von Johannes Illigs
ganz vortrefflichem Buche „Ewiges Schweigen?"

Nach einem Medium zu suchen, das im vorliegenden Falle die Spukphänomene
bewirkt hätte, erscheint mir unangebracht. Ich möchte mich gegen
dieses Bemühen geradezu auf Newtons methodologischen Grundsatz berufen:
Principia non sunt mulliplicanda praeter neoessitatem. Ich scheue mich
nicht — unter Voraussetzung der genauen Zuverlässigkeit der mir gemachten
Mitteilungen — zu behaupten: N. N. selbst war es, der, nachdem für ihn das
bestimmte vilale Geschehen, das wir „Leben** nennen, Aorüber war, die geliebte
Oertlichkeit aufsuchte, um die er noch immer Sorge trug. „Er selbst" —
im Sinne des Pindar-Fragments: ,,Den Tod überdauert allein das Eidolon
des Menschen, da es lebendig bleibt, denn es stammt \on den Göttern." —
Das ist freilich keine Wis enschafl, aber eine noch durch keine Wissenschaft
überwundene Erkenntnis3).

Hellsichtigkeit.

Von Professor Eduard von Liszt, Wien.

Einige Jahre vor dem Kriege lernle ich in der Fremdenpension des oberbayerischen
Gebirgsortes Alzing Frau Allfriede Roß ler aus Berlin,
eine gebürtige Weimaranerin, kennen. Sie war hochmusikalisch, eine gute
Pianistin und liebenswürdige Gesellschafterin. Als der Herbst nahte, die Abende
länger, kühl und feucht wurden, blieb die naturgemäß schon stark reduzierte
Gesellschaft der Pensionsgäste nach d«*m Abendmahl gern noch immer durch
einige Zeit beisammen, und wir vertrieben uns die Zeit teils mit Musik, teils
mit heiteren oder ernsten Gesprächen.

Dieser Tage erfuhr ich, daß Frau Rößler am 3. April 192/i im Alter von
651/2 Jahren gestorben ist. Diese Nachricht mag den Anlaß zur Festhaltung
einiger Mitteilungen bieten, die die nun Verstorbene mir bei unserem damaligen
Beisammensein gemacht hatte. Ich gebe damit lediglich Gehörtes getreu wieder.
Irgendeine Bürgschaft kann ich selbstverständlich nicht übernehmen. Doch will
ich bemerken, daß die Erzählerin durchaus nicht geschwätzig war oder in
irgendeiner Weise selbstgefällig auftrat.

Frau Allfriede Rößler war früh verwitwet. Ihr Mann war Berufsoffizier
gewesen. Als Hauptmann >\ar er schwer erkrankt und durch lange Zeit bettlägerig
gewesen. Während seines. Krankenlagers ließ er sich einen kurzen Vollbart
wachsen, während er sich früher rasiert hatte. Es existiert kein Bild, das
ihn mit diesem Vollbart zeigt.

Mehrere Jahre nach dem Tode ihres Mannes verkehrte Frau Rößler in
einem Kreise, \on dem niemand den verstorbenen Ilaupimann gekannt hatte.
In einer Abendgesellschaft daselbst lernte sie eine erst vor kurzem nach Berlin
gekommene Russin kennen, deren Name mir leider entfallen ist. Frau Rößler

A) Anm. der Red. Es ist auch in diesem Falle, wie schon bei anderer Gelegenheit
betont, äußerst bedauerlich, daß die geschilderten Wahrnehmungen, die
von mehreren Personen gemacht worden sind, nicht auch von diesen authentisch
bezeugt worden sind.

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