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Zimtner: Indische Gauklerkünste und physikalischer Mediumismus. 291
lung sind. Wenn der indische Zauberer imstande ist, eine Zuschauermenge,
wahllos zusammengesetzt, wie sie ihm gerade zuläuft, derartig zu beeinflussen,
daß sie jene merkwürdigen, allen Naturgesetzen Hohn sprechenden Dinge zu
sehen glaubt, so liegt kein Grund vor, zu bestreiten, daß auch bei uns geeignete
Personen ähnliches vollbringen können. Die Annahme läßt sich dann nicht
von der Hand weisen, daß unsere physikalischen Medien, vielleicht hierzu gerade
geeignet infolge einer besonderen Veranlagung, der medialen eben, die
Sitzungsteilnehmer suggestiv beeinflussen, und daß die Phänomene, die den
bisher bekannten Naturgesetzen zu widersprechen scheinen, nicht in Wirklichkeit
, sondern nur in der Phantasie der Teilnehmer bestehen.
Ich habe mich immer gewundert, wie parapsychologische Forscher leichten
Herzens suggestive Wirkung beim indischen Gaukler für erwiesen halten, sie
aber für die Erklärung der physikalisch-mediumistischen Phänomene strikt
ablehnen. Das geht nicht an. Wenn überhaupt nur ein einziges Mal so weitgehende
Suggestionswirkung erwiesen ist, müssen wir auch die Phänomene des
physikalischen Mediumismus zunächst einmal darauf zurückführen, und dürfen
zu weitergehenden Annahmen erst dann schreiten, wenn die Anordnung des Experimentes
eine Erklärung durch SuggestionsWirkung ausschließt oder wenn
eine solche wenigstens hochgradig unwahrscheinlich ist.
Ist dieses aber der Fall? Zunächst einmal möchte ich nach meinen persönlichen
Erfahrungen bei erfolgreichen Sitzungen Suggestionswirkung für höchst-
gradig unwahrscheinlich halten: die nüchterne, ganz tmd gar nicht mystische
Einstellung, mit der ich an die Versuche herantrat, der Mangel auch jeder
Empfindung einer psychischen Benommenheit vor, während oder nach dtr
Sitzung und vieles andere bringt mich zu der Auffassung, daß ich nicht einer
suggestiven Beeinflussung unterlegen bin. Das ist freilich eine persönliche,
mehr gefühlsmäßige Ueberzeugung, deren Berechtigung ich nicht beweisen
kann und die auch andere nicht zu überzeugen braucht.
Wenn ich einerseits also auch Suggestionswirkung für hochgradig unwahrscheinlich
halte, so muß ich andererseits mich auf den Standpunkt stellen, daß
sie bei den bisherigen Experimenten nicht absolut ausgeschlossen ist. So weit
ich die Literatur überblicke, kenne ich keine Schilderung eines physikalischen
Phänomens, das sich nicht auch durch Suggestions wirkung erklären ließe.
W enn in dieser Beziehung der Einwand erhoben wird, daß bei zahlreichen
Sitzungen die pholographische Platte, die sich ja schlechterdings nichts suggerieren
ließe, die Realität der Phänomene bewiesen habs, so ist dem nicht zuzustimmen
. Was die pholographische Platte zeigt, ist nur der Zustand eines
kurzen Augenblickes. Sie berichtet uns nichts darüber, was diesem Zustand
vorausgegangen ist und was ihm folgt. Wenn das Bild z. B. das Medium mit
dem Teleplasmagebilde darstellt, so können wir daraus nur folgern, daß im
Augenblick der Aufnahme eine gewisse, so oder so auf dem Bild1 erscheinende
Substanz vorhanden war. Wenn aber das Medium einen Gegenstand, der spät, r
das Teleplasma darstellt, im geeigneten Augenblick mit sich in den Sitzungsraum
nahm und die Beobachter suggestiv so beeinflußte, daß sie davon trotz
scheinbar strengster Leibeskontrolle und Aufmerksamkeit nichts bemerkten, so
verrät hiervon die Platte nichts. Und wenn nach der Blilzlichtaufnahme das
Teleplasma im Augenblick spurlos zu \erschwinden scheint, kann dies darauf
beruhen, daß die Teilnehmer so beeinflußt wurden, daß sie nicht sahen oder
sich später nicht daran erinnerten, wie das Medium das Teleplasma in Ruhe
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