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Zeitschrift für Parapsychologie. 5. Heft. (Mai 1927.)
Suggestionswirkung beim indischen Zauberer halte ich nicht für erwiesen,
muß aber zugeben, daß diese Frage noch nicht vollständig spruchreif ist.
Ist es unter solchen Umständen nicht doch gut, auch beim physikalischen
Mediumismus Suggestionswirkung mehr als bisher in den Kreis der Erwägungen
zu ziehen? Es läßt sich ja entschieden nicht verkennen, daß e* für den
parapsychologischen Theoretiker sehr \iel Bestechendes hat, wenn er annehmen
kann, die physikalischen Phänomene beruhten auf Suggestionswirkung.
R. Baerwald sucht in seinem Bande („Die intellektuellen Phänomene'4) dos
Dessoir sehen „Okkultismus in Urkunden" die rein parapsychologischen Phänomene
des Okkultismus alle zurückzuführen auf eine, auch über große Entfernungen
und längere Zeiträume wirkende Fähigkeit der menschlichen Psyche,
auf die Psyche der Nebenmenschen einzuwirken. Wenn mich auch seine Ausführungen
nicht überzeugt haben, so haben mich doch seine Gedankengänge,
außerordentlich interessiert, besonders aus dem Grunde, weH er so weit mit
einer einzigen theoretischen \nnahme kommt. Wer die gleiche Ansicht hat,
wie er, und außerdem annimmt, daß die paraphysikalischen Phänomene nur
scheinbar bestehen und ihre Scheinexistenz einer suggestiven Kraft des Mediums
verdanken, der kommt dazu, nahezu den ganzen Komplex des Okkultismus
auf ein einziges erklärendes Prinzip zurückzuführen. Nicht qualitaliv
neue Kräfte braucht er mehr anzunehmen, sondern einer bisher schon bekannten
Kraft eine größere WirkungsFähigkeit zuzuschreiben. Und das hat
vom erkenntnistheoretischen Standpunkt sehr viel Verlockendes.
Das allein darf natürlich nicht den Ausschlag geben. Aber wir stehen ja
dem ganzen Erscheinungskomplex des physikalischen Mediumismus bisher
völlig ratlos gegenüber. Alle Theorien, die man über das Zustandekommen
dieser Erscheinungen gemacht Tiat, haben keinen größeren Wert als den von
Arbeitshypothes«n. Da ist es nicht mehr als ein Gebot der Vorsicht, eigentlich
der Selbstverständlichkeit, auch die Erklärung durch Suggestionswirkung als
Arbeitshypothese zuzulassen und die Experimente daraufhin zuzuschneiden,
daß sie auch auf die Frage: Suggestionswirkung oder nicht? eine Antwort geben.
Leicht wird diese Anordnung des Experimentes nicht sein. Vor allem wird sie
sehr teure Apparate, viele tausende Meter von Film, also viel Geld erfordern,
aber unmöglich ist sie nicht.
Wenn dies eine Aufgabe ist, der wir uns meiner Ansicht nach nicht
entziehen dürfen, so wäre es andererseits lockend, in Indien einmal
unter Zuhilfenahme aller modernen Technik, wie Photographie, Kinematographie
usw. zu forschen, was nun eigentlich an den Wundern der Gaukler
daran ist. Ich möchte allerdings vermuten, daß der Forscher, der sich dieser
Aufgabe unterzieht, den gleichen Erfolg hat, wie Major Branson.
lieber den angeblichen Nachweis der magnetischen Strahlung
duich die Photographie.
Von AlbertSichler, Bern.
Bibliothekar an der Schweizerischen Landesbibliothek.
In La Ghaux-de-Fonds wurde die in Genf ansässige Magnetopathin Madame
Eugenie Issaeff-Jolivet unter zwei Malen (am iS. Dezember 1920 und
27. Januar 1926) vom dortigen Polizeigericht wegen illegaler Ausübung der
Heilkunst, zu Geldbußen verurteilt. Ein Rekurs an das Kassationsgericht des
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