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Zeitschrift für Parapsychologie. 5. Heft. (Mai 1927.)
einer Tendenz zu emotioneller Tachykardie ist ihr Gesundheitszustand nach
Bertholet ein normaler. — Eine kleine Frohe ihres magnetischen Fühlens von
körperlichen Störungen bei mir, war nicht sehr überzeugend. Aber die behauptete
magnetische Strahlung ihrer Hände interessierte mich sehr und so kamen
mein Begleiter und ich auf die Idee, den photograplüVchen Nachweis durch
Dr. v. Ries überprüfen zu lassen, der sich in der photographischen Technik gut
auskennt und sich in letzter Zeit auch erfolgreich mit Strahlenforschungen abgegeben
hat.
Beim ersten Versuch legte die Magnetiseuse ihre Hand auf die Glasseite einer
photographischen Platte. In \oller Finsternis behielt die Frau ihre Hand
s5 Minuten auf derselben. Nach Einschaltung des Rotlichtes wurde entwickelt,
aber keine Spur >on magnetischer Einwirkung war festzustellen. Als \. Ries
beim zweiten Versuch die Vorschriften Berthoiets befolgte, erhielt er dann eine
richtige Effluviographie, d. h. eine Hand, von der nach allen Seiten deutlich
Strahlen ausgingen. An den zweiten Versuch schloß er dann Kon trollversuche
an, in dem Sinne, daß er mit leblosen Gegenständen operierte. Hierzu nahm er
ein Becher glas mit flachem Boden, füllte es mit warmem Wasser und stellte
es auf die Platte. Nach io Minuten fixierte er. Trotzdem der Versuch in voller
Dunkelheit vorgenommen wurde, zeigte die Stelle, wo die Wärme eingewirkt
hatte, ein schönes Bild des Becherbodens. Von Strahlungen jedoch Eehlte
jede Spur. Der Versuch bewies aber, daß die im Entwickler eingetauchte Bromsilberschicht
von dem Einfluß der Wärme ebenso verändert wird, wie vom
Lichte. Gleichzeitig erklärte sich das Fehlschlagen der ersten Aufnahme. Wirkt
nämlich die Wärme der Hand atif die trockene Platte, so kann sich ohne Entwickler
keine Silberreduktion einstellen. Bringt man die trockene Platte nach
Beendigung des Versuches in die Entwicklerlösung, so kühlt sich die Platte rasch
ab und es entsteht kein Bild. Denn ein solches entsteht nur dann, wenn das
Bromsilber längere Zeit bei Anwesenheit von Entwickler lokal erwärmt wird.
In bezug auf die Wiedergabe der sogenannten magnetischen Strahlung durch
leblose Gegenstände, rechnete Dr. v. Ries mit der Möglichkeit, daß diese durch
Körpererschütterungen, die sich auf den Entwickler übertragen, zustande
kämen. Er legte deshalb eine tickende Weckeruhr auf das Becherglas und drehte
das Rotlicht ab. Als er nach 3o Minuten fixierte, erhielt er zu seiner großen
Befriedigung ein schönes Bild des Becherbodens saml den angeblich magnetischen
Strahlen (s. Abb. 2). Bei einem weiteren Versuche füllte er einen
Gummihandschuh mit heißem Wasser, schnürte ihn zu und brachte ihn auf
photographische Platte. Auch da bildeten sich die Strahlen.
Dr. v. Ries erklärt den Vorgang folgendermaßen: „Die empfindliche Bromsilberschicht
wird vom Entwickler an den wärmern Stellen reduziert. Dies
geht in der Ruhe gleichmäßig vor sich. Zittert aber der die Wärme ausstrahlende
Körper, so übertragen sich die Erschütterungen auf die in der Mitte
nicht unterstützte, dünne Glasplattte. Diese verursacht in der Entwicklerflüssig-
keit regelmäßige Schwingungen und Strömungen, wodurch die photographische
Schicht ungleich angegriffen wird. Die Fingerbeeren und der Daumenballen
liegen dem Glase besonders fest an. Je nach dem Bau d »s Handtellers sind die
übrigen Hautpartien weiter oder näher beim Glase. Das resultierende Strahlenbild
hängt also auch von der hierdurch bedingten ungleichen Erwärmung der
Platte ab." — Mit dem photographischen Nachweis der angeblichen magnetischen
Strahlen ist es also nichts, v. Ries hat seine Versuche zusammen
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