Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0323
307

\or dem umerslRödigen Urleil der sog. Verständigen mit ernster Gewissenhaftigkeit
erzählt". Der naturforschende Dichter stellte sich diesen Erscheinungen
gegenüber auf den gleichen Standpunkt, den er 2.5 Jahre später auch
den „Somnambulen Tischen' gegenüber einnahm: „Phänomene wie die nachstehenden
gehören zur Beobachtung des Naturforsehers, denn sie sind einmal
in der Natur vorhanden so »ul wie die Ringe des Sa (ums, sollte man auch
derzeit noch so wenig als von jenen ihr eigentliches Wesen wissen und begreifen
können. Die Furcht sog. dummer \olksphysik und dem Aberglauben huldigend
angesehen zu werden, darf den Naturforscher nicht bestimmen, wie es bis
jetzt geschah, solche Erscheinungen unerforscht nur grade ins Reich des Betrugs
und des Aberglaubens zu \erweisen. Dadurch geschah es, daß oft die merkwürdigsten
Erscheinungen der Natur. . . der Beobachtung gänzlich entzogen
wurden, indem wo sie sich auch noch so sehr der Beobachtung aufdrangen, der
Beobachter sogleich scheu vor ihnen zurücktrat oder, aus Furcht vor dem Geschrei
aufgeklärter wissenschaftlicher Glasköpfe die Beobachtung in sich >erschloß
oder sich dieselbe am Ende selbst mit gläsernem Gehirne wegstritt.'
So unbefangen er die Summe seiner mehr als 3ooo am Krankenbett der Seherin
angestellten Beobachtungen gezogen hat, ebenso unbefangen stand er von Anfang
an dem Wunderbaren, das sich ihm aufdrängte, gegenüber. Seine Tochter Marie
Nielhammer, die vor 5o Jahren wunderhübsche Jugenderinnerungen vciöffent-
lichte, berichtet: ..Sehr im Trrtum sind diejenigen, die glauben, mein Vater
habe seine Forschungen auf diesem Gebiete phantastisch betrieben und sich und
andere hineingesteigert. Es «und reine Tatsachen, die er niederschrieb, die mit
klaren Blicken l>eobachtel vvur le»i, nicht nur von ihm, sondern von Männern
jedes Standes und Alter*. Wie viele Männer, welchen der Gespensterglaube,
ja jeder Glaube überhaupt ferne lag, kamen mit dem festen Vorsatz, nichts
zu glauben und der Sache auf den Grund zu kommen, und gingen tieferschüttert
von dieser so einfachen Frau fori, erfüllt von den unbestreitbaren Tatsachen,
die sie erfahren mußten . . ."

Geboren ward Friederike im Jalfre 1801 als Tochter des Revierförsters
W anner zu Prevorst, einem württembergischen Gebirgsdorfe. Die Gabe eines

iefen „inneren Lebens" und auch des „Geist ersehens" erbte sie von 'hrem
Großvater Johann Schmidgall, in dessen Hause sie einige glückliche Kinder jähre
verlebte. Aber auch das Kind schon litt auf Gottesäckern oder in Kirchen, wo
Gräber waien, an einem plötzlichen Frieren und Traurigkeit, mochte es auch
\orher noch so vergnügt herum gesprungen sein. Mit ia Jahren ward sie einem
gewissen Hauffe Aerlob*. Am Tage ihres ..ehelichen VeiNpruches" fand das
Leichenbegängnis des Sliftspredigers T. statt, dessen Lehren und persönlicher
Hingang großen Einfluß auf ihr Lehen hatten. Auch Friederike ging mit den

tnderen Leidtragenden auf den Kirchhof. Da aber auf diesem Grabe waid ihr
plötzlich ganz leicht und hell ums Herz: ,.Es ging in ihrem Innersten auf
einmal ein besonderes Leben ml ... Yon diesem Augenblick au war sie gleichgültig
für alles, was in der Welt vorging..." Sie heiratete am 27. 4ugust
t8*ji und ward Anfang 1822 von einem Fieber befallen, das il\ Tage lang mit
der größten Heftigkeit andauerte und auf das in ihr „ein sieben Jahre langes
magnetisches Leben folgte". Fürchterliche Brustkrämpfe plagten sie, gegen die
man im Laule der Wochen S'i Aderlässe und noch Blutegel dazu ohne Erfolg
anwandte. Damals erschien ihr auch nächtlich, als sie wach war. ihre Großmutter
, Sehmidgalls Gattin, stellte sich vor ihr Bett und sah sie stillschweigend

20*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0323