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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0324
308 Zeitschrift fui f\iraps\chok>j>ie. 5. Heft (Mai 1927.)

an. Frau Schill. >tarb in derselben \aeht und wurde von nun an, wie Friederike
später ..schlafwachend" erkannte, ihr Sehul/geist, ihre ,,Kiihrerin" auf dem
knr/cn Erdenwege, der durch ein Tränental \on Kummer. Leid und Krankheil
ging. Ungeregelte magnetische Behandlung, abwechselnd mit Bädern, Ar/nei
mitleln, sympathetischen Kuren. Schwangerschaften, die hei ihrer Schwäche
zu künstlichen Entbindungen zwangen, neue Krämpfe und Erbrechen brachten
ihren Körper in einen Zustand völliger Nervenzerrüllung. Da zog man Kern t
zu Male, l'ns ist der erste Brief erhallen, den Keruer xinfang r8*?7 an den
Professor Eschenmaver über die Seherin schrieb. Der Gelehrte dinckle den

*

Brief in einer Broschüre ab, die er i83o \erö ff entlichte: ,.Mysterien de* inneren
Lebens erläutert aus der Geschichte der Seherin von Pre\orst". In diesem Brief
heißt es: ..Seit einigen Monaten habe ich hier eine Frau in der Kur. die sich
schon seit Jahren in einem scheinbar somnambülen Zustand befindet. . . Tch
hatte ein<*n völligen Widerwillen gegen die ganze Geschichte, ohnedie.> da sie
mir wie eine \errückte geschildert worden. Ich behandelte si^ ihrem Zustande
gemäß (sie war ein Totengerippe) mit tonischen und kramp fs* illenden Mitteln
in kleinen Gaben. Krämpfe und somnambüler Zu>land ließen zwa»- nach, abei
dafür stellten sich Durchfälle und Fieber ein. so daß man ihrem Ende entgegensah
. Dennoch sah ich, wie sich ihre innere \atur Wittel zu suchen abkämpfte
. Ich hatte nach meinen früheren Behandlungen, die mir nur Verdruß
zuzogen, beinahe geschworen, keine magnetische Für mehr \orzunehmen. aber
nun wrar kein ander Mittel als entweder diese Frau dem Tode preisgeben oder*
durch Magnetismus zu retten suchen. Im wachen Zustande hatte sie den fürchterlichsten
Abscheu da^or und hieß ihn ihr Verderben. Schlaf wach aber
erklärte sie, daß sie nur durch ihn. aber in ganz kleinen Portionen durch dreimal
7 Tage fortgesetzt zu retten sei. Ich unternahm es nun und schon nach
der ersten Manipulation konnte die Kranke den Kopf wieder aufrichten und
nach 21 Tagen war sie >iel besser *'

So nahm denn Kerner die arme Kranke am h\ April 1827 in sein Hau-
auf, in dem sie bis wenige Wochen >or ihrem Tode, 5. August 18:49, verweilte.
S\lp! enhalt lebte ihr Körper kaum noch ein menschliches Leben: nur noch
ätheiische läden knüpften sie an das irdische Dasein. Aber ihr Geist war klar
und w ohlgebildel, gleich ihrem Gehirn, das nach dem Tode di* Bewunderung
des Vnatomen erregte. Einer Lichtblume wird sie verglichen, die nur nocli
' \on Strahlen lebt. ..Sie war ein im Augenblick des Sterbens, durch irgendein
^ Hxierunu. zwischen Sterben und Leben zurückgehaltener Mensch, der
«chon mehr in die Welt, die nun >chon vor ihm als in die, die hinler ihm lie^l,
/u sehen fähig ist.** So erwies sich diese \om ,,Blei der Sinnlichkeil frei-
gewordene Seele als ein vollkommenes Instrument der in und über un*
waltenden geistigen Mächte."

,,Sie war eine nicht große, sehr abgezehrte Frau mit einem feinen interessanten
Gesicht und wunderbaren \ugfm'\ erzählt xVTarie Niethammer- auch
Kerner hebt den Stechblick ihrer ,, Seher äugen" hervor, die durch den Schatten
bmger dunkler Wimpern und Augenbrauen noch gehoben wurden. Du Piel
nannte sie beim ersten Anblick ihres Bildes „unwillkürlich eine Schwester des
Dnte". Auch Eschemnayer rühmte, daß ihre Augen ungeachtet der vielen
Leiden immer rein und klar blieben. Auch er halte den Eindruck von ihr.
daß „ihr Geist oft in anderen Regionen zu weilen schien, während die Seele
noch an den Leib gebunden wer".


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