http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0325
Zeller: Rudolf Lamberts verkürzte Ausgabe der „Seherin von Prevorst". 309
,,I)er Geist aller Dinge.'' so charakterisiert sie Kerner einmal, „wovon
wir in unserem Zustande keinen Begriff haben, war ihr fühlbar und von Einwirkung
auf sie: besonders war dies der Fall beim Geist der Metalle, der Pflanzen
, der Menschen und Tiere. Ulc unwägbaren Materien, selbst die verschiede
neu Farben des Lichtstrahles äußerten auf sie besondere Einflüsse. Die elektrische
Materie, wo sie für uns nicht mehr sichtbar und fühlbar war, war es
iür sie." Vm\ so weilel sich ihr jener w in/ige Ausschnitt seelischen Lebens,
den wir als unser Wachbewiißtsein kennen", und eröffne! uns Einblicke in
Kräfte und Fähigkeiten der menschlichen Seele, die nur bei einzelnen und
besonders begabten Menschen zutage treten. Mit intuitiver Sicherheit de*. Urteils
sprach es Goethe nach der Lektüre de»» Rernerschen Werkes aus: ..Ich zweifle
nicht, daß diese wunderbaren Kräfte in der [Natur des Menschen liegen, ja sie
müssen darin liegen/' Dic>e wunderbaren Kräfte zu ergründen, ihre Gesetze
/u enthüllen, wird (regenstand der Forschung einer neuen wissenschaftlichen
Generation sein.
Rudolf Lamberts verkürzte Ausgabe der „Seherin von Prevorst".
"\ on Dr. Gustav Z e 11 e r.
Zu den \iel zu wenig bekannten \erdiensl\ollen Werken okkultistischer
Literatur aus neuest« r Zeit gehört eine \on Rudolf Lambert besorgte verkürzte
Ausgabe des Kernerschen Werkes, die geeignet ist. diesem ersten bedeutenderen
Werk okkultistisch-spiritistischer Richtung im 19. Jahrhundert, eine Verbreitung
in weitere Kreise zu »eben, die es bis jetzt leider noch nicht gefunden
hat. Der Titel lautet: ..Juslinu* Kerner. Die Seherin \on Pre\orst, bearbeitet,
und eingeleitet \on Rudolf Lamb°rt", 1922, Süddeutsches Verlagshaus, Stuttgart
. Das bu* Reclam mit der \on du Prel verfaßten Einleitung zusammen
03o Seiten wählende Werk ist \on Lambert auf 1O0 Seiten verkürzt worden,
wobei vorwiegend nur die schlichten Tatsachenberichte des Originalwerkes gebracht
werden und all die schwierigen und fremdartigen theoretischen Darlegungen
wie \0111 ..Sonnen- und Lebenskreisvon der ,.inneren Sprache" u. a.,
weggelassen sind.
Kerners Werk steht \ielfach im Ruf der Kritiklosigkeit und Leichtgläubigkeit
. Nicht genügend beachtet wird dabei sein fortgesetztes- Bemühen um
schärfste Prüfung und Kontrolle allen berichteten Tatsachen gegei.über. Kommt
doch nicht nur er selbst und die Seherin, sondern noch eine ganze Reihe anderer
Beobachter zum Wort. Der \ ersuch, all diese mannigfaltigen Tatsachen durcii
Täuschung irgendwelcher Art zu erklären, muß als geradezu grotesk abgelehnt
werden, wenigstens >on jedem sachlich eingestellten Leser dos Buches. Leider
üehor'e Schopenhauer, der ..Die Seherin \on Prevorst" und die übrigen Kernerschen
Schriften, besonders ,J)ii» Kracheinung^n aus dem Nachls*ebiele der Natur"
'Stuttgart und Tübingen. Cotta. r836) in seinem ersuch über Geistersehen,
und was damit zusammenhängt" wiederholt anführt, nicht zu d*»n sachlich
eingestellten Beurteilern Kerners und der Seheiin. Er spricht unter ^völliger
\erkennung \o\\ Kerners bis aufs Aeußerste getriebener Vorsicht und Sorgfalt
in der Beobachtung von der ..grenzenlosen Leichtgläubigkeil**, ja der ..Leichtfertigkeit
'' Kerners in der Bt urteilung und Beobachtung der \on ihm berichteten
Tatsachen. Immerhin \eranlaßte ihn doch der auch von Lambert in seinem
Werk, ,,Spuk. (Jespen>ter und Vjpporlphänomene"* 19^3. Berlin. Pyramiden-
►
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0325