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v. Liszt: Anmeldungen Verstorbener

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So ofl er später als Lehrer in den Ferien auf Besuch heimkam und sich an
deren Schluß von ihr verabschiedete, fragte sie ihn immer liebevoll, wann er denn
wieder kommen werde. Am Schluß der letzten Ferien vor ihrem Tode — sie
starb am 28. Oktober 1906 im Alter von 76 Jahren — nahm sie ihn um den Hals
und nahm mit Tränen in den Augen von ihm Abschied. Dabei sagte sie: „Mein
lieber Adi! Wir werden uns nimmer sehen. Bleib brav!" Und als auch ihm die
Tränen nahe waren, fuhr sie fort: „Weißt du, mein Versprechen werde ich halten
, wenn ich kann. Du weißt ja, was ich meine." Er hatte damals keine Ahnung,
daß es die letzten Worte sein sollten, die er aus diesem lieben Munde vernahm.
War doch die Großmutter trotz ihres Alters noch sehr rüstig.

So kam der verhängnisvolle 28. Oktober heran. Herr Morawetz war damals
schon Fachlehrer in Neubistritz.

Das Schlafzimmer des Ehepaares Morawetz war ziemlich schmal, so daß die
Bellen nicht nebeneinander, sondern mit den Längsseiten an der Wand standen.
In jener Nacht wachte mein Gewährsmann plötzlich auf. Im folgenden gebe ich
seine eigenen Worte wieder.

„Der Mond warf seine Strahlen auf den Teppich und bildete dort einen mattbeleuchteten
Fleck, nur einige Schritte von meinem Bette. Als ich aiese beleuchtete
Stelle betrachtete, kam es mir plötzlich vor, als ob vom Teppich Rauch
aufsteige. Ich saß im Bette auf, und der Verdacht ward in mir rege, es sei mir
vielleicht vor dem Schlafengehen von der brennenden Zigarette etwas Glut auf
den Teppich gefallen. Eben wollte ich aus dem Bette steigen und nachsehen.
Da wird der Rauch immer dicker, und ehe ich mich recht besinne, steht anj seiner
Stelle die Großmutter vor mir, schaut mich an, macht einige Schritte bis zu
meinem Bette, und nach meiner Itand greifend sagt sie ganz deutlich im Flüstertone
zu mir: „Aber Adi, warum kommst du denn gar nicht?" Seltsamerweise
hatte ich während des ganzen Vorganges keine Angst. Erst als mich ihre Hand berührte
, und ich fühlte, daß diese eiskalt war, durchfuhr meinen ganzen Leib
ein Schauer, und ich stieß einen Schrei aus. Im selben Augenblicke verschwand
die Erscheinung, und gleichzeitig hörfe ich deutlich die Türe aus dem Schlafzimmer
auf- und zugehen. Durch den Schrei wurde meine Frau wach, und ich
erzählte ihr, an allen Gliedern zitternd, den Vorfall. Sie machte Licht. Es war
V2 2 Uhr nach Mitternacht. Um dieselbe Zeit starb meine Großmutter, wie ich
später erfuhr. Ich hatte keinerlei Anhaltspunkt gehabt, an ihr baldiges Ableben
zu denken/' Derselbe Gewährsmann erzählte mir noch ein zweites Erlebnis.

„Frau Oberpostmeister P. war die beste Freundin meiner Frau. Sie starb
im Sommer 1926. Meine Frau war zu Besuch in Budweis. Ich war mit meinem
Sohne allein zu Hause. Eines Abends ging ich mit diesem im Garten spazieren.
Gegen 1/4 9 Uhr fängt auf einmal unser Hündchen zu heulen an, aber so »mheim-
lich, wie es dies noch nie getan hatte, und ließ sich auf keine Weise beruhigen.
Weil mir dieses Heulen unangenehm war, ging ich ins Haus in die Küche. Kaum
saß ich eine Weile, als die Küchenuhr, welche schon jahrelang ohne Unterbrechung
gegangen war, ohne jede ersichtliche Ursache stehenblieb. Es war
34 9 Uhr. Ich gab dem Pendel einen leichten Schlag, und seither geht sie bis
auf den heutigen Tag ohne Unterbrechung. In diesem Augenblicke durchzuckte
mich der Gedanke, das sei vielleicht ein Zeichen von der sterbenden Frau P. Und
richtig war sie zu dieser Stunde gestorben!4'

Anm. d. Red. Wir geben obige Ausführungen ohne eigene Verantwortung
nur als Beiträge zu dem oft berührten Thema. f


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