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Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1927.)

wirklich erkannt hat, in späteren Träumen wieder als wirklich geschehener Ereignisse
erinnern kann, ist es, seines ungestörten Erinnerungsvermögens wegen,
über unsere Vergangenheit gut unterrichtet. Es phantasiert aber mittels der
Traumhalluzinationen eine nicht vorhandene Wirklichkeit. Im Gegensätze hierzu
haben die Geister der spiritistischen Sitzungen, wegen ihres näheren Zusammenhängens
mit dem allwissenden Allgeist, eine richtige unmittelbare (hellseherische)
Empfindung der Wirklichkeit. Ihre Vergangenheit aber phantasieren sie. Ihr
Dasein ist ein Traumleben \on sehr besonderem Typus, der uns an die dann und
wann \orkommenden Kinder, bisweilen auch Schwindler, erinnert, die, ohne sich
der Unwahrheit bewußt zu sein, uns allerhand von ihnen phantasierte Ereignisse
als wirklich geschehen aufbinden.

Jeder neugeborener Körper ist beseelt \on einem anfaigs nur instinktiv
wirkenden Komplexe von Trieben oder Wünschen, die, abgesehen von den echten
Mutationen, bereits in einem oder in mehreren Ahnen gewirkt haben. Wir
wissen, daß ein uns nicht bewußter Teil unserer Ichheit den Körper baut und
seine Funktionen mittels des von Bolk das Endokrinon genannten, rus mehreren
Organen mit interner Sekretion zusammengesetzten Apparates regelt. Solange
unser Ich die von diesem Komplexteile geschaffenen Hirnanlagen entwickeln
kann, wächst es selbst und wird verständiger. Degeneriert aber durch Krankheit
oder durch die vom unterbewußten Todeswunsch gewollte Altersabschwächung
das Gehirn, dann verarmt auch unser Ich.

In den bisweilen vorkommenden Fällen von Peisönlichkeitsabspaltung wird
derselbe Körper abwechselnd von verschiedenen Geistern besessen, die wahrscheinlich
in den meisten Fällen nichts anderes als Teile der ganzen denkenden
und fühlenden Ichheit sind, die einen ungewöhnlichen Selbständigkeitsgrad
erhalten haben. In der okkultistischen Literatur findet man mehrere Beispiele
dafür, daß es jemand gelungen ist, ein seiner Ichheit zugehörendes Komplex
mental auf den Geist eines bestimmten Abwesenden wirken zu lassen. Vom
Sterbenden sind sehr viele solche Fälle bekannt geworden*

Schon früher habe ich in dieser Zeitschrift erwähnt, daß ich 1918 die nur
wenigen gestattete Gelegenheit hatte, in Kralls Wagenremise, ohne daß jemand
anderes dabei war, von zwei seiner Pferde auf meine Fragen von Denkvermögen
zeugende Antworten m erhalten, welche ich aus tierpsychologischen Gründen
einer Tierseele nicht zuschreiben kann. Denn ebenso wie der Mensch, nimmt
^in Tier nur Kenntnis von den Dingen, für die irgendeiner seiner Triebe Verwendung
haben könnte. In Vergleich mit dem hauptsächlich seiner Phantasie
wegen soviel umfassenden, potentiellen Interesse des Menschen ist nun einmail
die Interessenphäre eines Hundes, und namentlich eines Pferdes, äußerst beschränkt
. In dieser Hinsicht gibt es einen wesentlichen, nicht einen nur von den
Umständen abhängenden, Unterschied zwischen Tier und Mensch. In treffender
Weiso hat Goethe das schon gesagt in seinem die Phantasie verherrlichenden
Gedicht „Meine Göttin**.

Deshalb sehe ich in den Aeußerungen dieser „denkenden" Tiere spiritistische
Manifestationen, die mittels tierischer Medien Zustandekommen. Eben weil hier
von der sonst immer möglichen Beimischung von Gedanken des Mediums nicht
die Rede sein kann, werden voraussichtlich die „denkenden" Tiere für ein richtiges
Verständnis der Geister wichtiges leisten können.

Meiner Meinung nach kommt es im Geist der sogenannten, bezeichnenderweise
seltenen, Tierlehrer zu einer Art Persönlichkeitsspaltung, v. Ostens, Kralls,


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